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Im Kapuzinerkloster in Solothurn wollen die Verantwortlichen ein Raum für Geflüchtete schaffen. Ein Treffen mit Ukrainerinnen und den Zuständigen in den historischen Gemäuern.
Schon von aussen sieht man, dass der Krieg in der Ukraine die Verantwortlichen des Kapuzinerklosters bewegt. Der Friedensweg mit den von Solothurnerinnen und Solothurnern gestalteten Plakaten, die sich ein Ende des Krieges wünschen, wächst stetig.
Mit den in der Schweiz angekommenen Geflüchteten soll das Kloster ein Ort werden, wo sie sich treffen. So auch gestern Nachmittag. Fünf geflüchtete Frauen, ein Mann und ein Kind stehen in der Kapelle und kneten Teig. Sie backen Friedensbrot, das am Samstagsmarkt mit Politikern verkauft wird. Die Spenden gehen an das Hilfswerk Parasolka.
Mit dabei ist die 83-jährige Kinderärztin Maria aus Kiew. Sie wohnt momentan in einer Gastfamilie in der Region Solothurn. «Ich wollte, dass sie aus dem Haus kommt und nicht immer die Nachrichten aus der Ukraine schaut», erklärt ihre Gastgeberin, als sie sie in die Kapelle begleitet.
Sie hofft, dass sie so auch Anschluss mit anderen Ukrainerinnen findet. Der Krieg würde noch lange andauern, da ist sie sicher. Das durchkreuzt aber Marias Pläne, die am liebsten jetzt wieder in ihre Heimat fahren will.
In der Backstube unterhalten sich die Frauen und der Mann auf Ukrainisch. Deutsch kann noch niemand. Nur Anna spricht Englisch und erzählt, wie sie mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Kindern über Krakau in die Schweiz geflüchtet ist.
Während sie erzählt, kämpft sie mit den Tränen. Die Erleichterung sei gross, ihre Kinder in Sicherheit zu wissen. Doch es sei schwierig, an all die zu denken, die in ihrer Heimat unter dem Krieg leiden und kämpfen.
Auch sie verfolgt genau, was sich in der Ukraine abspielt, und ist in Kontakt mit Freunden und Verwandten. Viele seien auch gestorben, sagt sie mit versagender Stimme.
Hier in der Schweiz hat sie aber schon Pläne: Sie will die Frauen unterstützen, die hier ankommen. Gleichzeitig lernt sie Deutsch und sucht einen Job. «Ich und mein Mann wollen schnell unabhängig werden», sagt sie. Momentan wohnt sie einer Gastfamilie in der Stadt Solothurn, was gut funktionieren würde. «Wir sind sehr dankbar», sagt sie zum Schluss.
Urs Bucher und Selma Dubach wünschen sich, dass das Kloster ein Treffpunkt für die Geflüchteten wird, wo sie sich beschäftigen können und vielleicht auch mal die News aus dem Osten vergessen können. Dabei sind sie mit den Sozialen Diensten der Stadt Solothurn und dem Alten Spital in Kontakt, um herauszufinden, was die Bedürfnisse sind. Ein gemeinsamer Garten, eine Teestube oder ist es etwas ganz anderes? Das wird die Zukunft zeigen.
Ein erster Schritt, dass die Ukrainerinnen zusammenfinden, ist das orthodoxe Osterfest, das am Sonntag in der Klosterkirche stattfindet. An diesem Anlass werden unter anderem die Stadtpräsidentin Stefanie Ingold und der Schriftsteller Reto Stampfli jeweils eine Rede halten. Diese werden auf Russisch und Ukrainisch übersetzt.
Für das Osterfest, das am Sonntag, 24. April, um 10 Uhr im Kapuzinerkloster stattfindet, kann man sich bei Irina Plüss (079 333 01 61) anmelden.