Das Buch «Die Sesselbahn am Weissenstein» wurde in der Rothus-Halle feierlich getauft.
Mit Symbolik und Nostalgie hatte Rothus-Verleger Peter Lukas Meier nicht gegeizt: Im Parterre seiner Halle an der Schöngrünstrasse wurde auf ein neues «Geschichtsbuch» angestossen. Wenige Meter weiter oben genehmigten sich einige Gäste eine Fahrt im Originalsässeli der ehemaligen Weissenstein-Seilbahn. Ausblicke, Rückblicke und Einblicke vermittelt auch das Werk, das unten gefeiert wurde: «Die Sesselbahn am Weissenstein» dokumentiert auf 200 Seiten die Geschichte der Traditionsbahn, Typ VR 101, die 2009 nach 59 Jahren den Betrieb einstellte.
Bei der Buchvernissage liess SRF-Reporter Marco Jaggi als Moderator vor allem die Mitwirkenden zu Wort kommen. Wer das Buch zur Hand nimmt, dem fällt als Erstes das originelle Deckblatt auf. Grafikerin Martina Meier erläuterte die Hintergründe des auf alt getrimmten beigen «Billett-Looks». Tatsächlich ist das Buch, ebenso wie die dazugehörige DVD, eine Fahrkarte in die Vergangenheit, als man noch seitwärts und «open air» zu Berg fuhr.
Dabei hätte es vorher noch andere Varianten gegeben, hinauf zu gelangen: Ein Lift stand schon mal zur Debatte, oder wie Christian Schneider vom Marketing der BLS erörterte, auch Dampf-, Zahnrad- oder Seilbahnen. Als «ferrophiler» Autor und Bähnlifan hatte er einige Buchkapitel beigesteuert. Journalistin Katharina Arni erinnerte sich ihrerseits an «viele schöne Momente», ebenso aber an die frostigen: «Auf Winterfahrten hüllte man sich in bereitgestellte Wolldecken, die dann wieder talwärts zur Wiederverwendung geschickt wurden – wohl nicht allzu hygienisch.» Wolfgang Wagmann, Redaktor dieser Zeitung, kennt die Geschichte des Weissensteins von Kindsbeinen an, wenngleich seine erste Fahrt als Fünfjähriger eher mit Schreckensmomenten verbunden war, wie er erzählte.
«Doch weswegen geht man auf den Berg?», wollte Moderator Jaggi wissen. Toni Kaiser, Chefredaktor beim Schweizer Wandermagazin und Fotograf des Sesselbahn-Buchs, hatte eine simple Erklärung parat: «Die Leute wollen in die Höhe und von dort aus in die Ferne blicken. Ausserdem können sie auch von hier aus auf über 60 000 Kilometer Schweizer Wanderwege starten.»
Aus Sicht von alt Tourismusdirektor Erich Egli habe sich bei den Beweggründen, auf den Berg zu gehen, kaum etwas geändert. Nur das «Wie?» wurde bald mal zum Thema, nachdem die Schliessung nicht mehr abzuwenden war, eine Frage, an der sich bekanntlich die Geister der Erneuerer und Bewahrer schieden. «Wir haben mehr Freude an der neuen Bahn», sagte Betriebsleiter Konrad Stuber.
Dankbar zeigte sich Verleger Meier aber für die Unterstützung, die vonseiten Seilbahn Weissenstein AG (SWAG) dennoch kam, als es um dieses Andenken an die alte Bahn ging. Vize-Verwaltungsratspräsident Rolf Studer habe als kritisch eingestellter Geist im Umfeld der Buchproduktion viele «Sesselikleber» gewittert – und das Projekt dennoch gestützt. Studer jedoch erinnerte, dass die SWAG ihre Abwägungen zwischen «neu» und «alt» immer sorgfältig vorgenommen habe. «Und ich war einer der Letzten, der auf die Variante der neuen Bahn einschwenkte.» Peter Lukas Meier blies ins selbe Horn. Nach seinen Recherchen wären die Klemmen der «VR 101» selbst in einer neu gebauten Replika-Sesselbahn nicht mehr genehmigt worden.
Rolf Studer erinnert sich an den Optimismus, der am Anfang der Bahn stand. «Wir hatten vor, die Bahn binnen eines Jahres in Betrieb zu nehmen, so wie es beim Kofmehl möglich war.» Gekommen ist es bekanntlich anders. Und auch nach allen Grabenkämpfen zwischen Sässelifans und Erneuern, zwischen Möglichem und Wünschbarem bleiben Herausforderungen bestehen.
Eglis Tipp für die Zukunft ist eine enge Zusammenarbeit der Partner rund um die Bahn: «Es bringt nichts, wenn jeder was für sich wurstelt.» Wagmann analysierte seinerseits die wichtige «Symbiose zwischen Bahn und Kurhaus». Vor diesem Hintergrund stellt er fest: «Das Kurhaus ist eine Zeitbombe, die jedes Jahr ein bisschen schneller tickt.» Konkret: Nach 25 Jahren sei wieder ein «grosser Service», eine Sanierung fällig.
Im Buchhandel ist «Die Sesselbahn am Weissenstein» bereits seit der Eröffnung der Gondelbahn erhältlich. «Von den 2000 Exemplaren sind bereits
640 verkauft, was uns sehr zufrieden stimmt», sagt Meier, zumal es von bleibendem Interesse sein dürfte und als zeitlose Publikation auch noch in Jahren Käufer finden könnte. Zum Buch gehört im Übrigen eine DVD: So lässt Filmer Benjamin Forter einen ganzen Tag Revue passieren, wie anlässlich der Vernissage selbst beschrieb.