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51 Jahre alt ist die Band und hat noch nichts von ihrer Frische verloren: Les Sauterelles mit Bandleader Toni Vescoli haben es noch immer drauf. Eine Kostprobe gaben sie im Solothurner Kofmehl. Wo sonst die Jugend abrockt, waren mal die Älteren dran.
Das ist doch ein ganz neues Gefühl im «Rostwürfel»: Es ist Freitagabend, und als Fünfzigjähriger gehört man im «Kofmehl» zu den Jüngsten. Die grauen Panther dominieren – abgesehen vom einen oder anderen Kind, das vom Grosi zum ersten Mal in den Solothurner Partytempel mitgenommen wurde. Und was hier abgeht, das ist geschmeidiger Sound aus den 1960ern, Beat und Rock’n’Roll, der Musikgeschichte geschrieben hat. Die vier in Würde gealterten Männer auf der Bühne sind alles andere als eingerostet. Mit unglaublicher Präzision singen Les Sauterelles ihre Harmonien. Düde Dürst (Schlagzeug), Freddy Mangili (Bass), Peter Glanzmann (Gitarre) und Toni Vescoli (Gitarre und Gesang) haben es noch immer drauf.
«Es ist schön, wieder in Solothurn zu sein», begrüsst Bandleader Toni Vescoli den prall gefüllten Saal, «wer kann sich noch an unser letztes Konzert vor etwa 48 Jahren erinnern?» Vescoli hat auch mit 70 nichts von seinem Schalk und Charme verloren. Die Recherchen ergeben: Es war im damaligen «Rendez-Vous», wo der Beizer Les Sauterelles zuerst gar nicht toll fand, sie aber dann doch noch ein paar Stücke spielen liess. Ganz anders die Einschätzung heutzutage: «Gut», kommentiert Klubmanager Pipo Kofmehl kurz und bündig Les Sauterelles, «sie sind authentisch und exzellente Musiker.»
In der Pause gibts Unterschriften
Dann singen «die Heuschrecken» den Hit ihres neuen Albums, das sinnigerweise «Today» heisst: «Do you remember when – we hit the charts an then – we played no more ...» Mit Humor werden im Song die mittlerweile 51 Jahre Bandgeschichte reflektiert, die wie ein Vulkan von sporadischen Eruptionen und dann wieder langen, manchmal sehr langen Ruhepausen geprägt waren. Nachzuhören ist die Bandgeschichte übrigens auf der kürzlich erschienenen Kollektion «Yesterday».
In der Pause signieren alle vier «Sauterelles» munter die Vinyl-LPs und die CDs. «Schön, dass du auch gekommen bist, geht es dir gut?» Schon wieder begrüsst Toni Vescoli einen Fan persönlich und mit ehrlicher Herzlichkeit, und man staunt nur noch, dass er sich an all die vielen Leute nach so vielen Jahren noch erinnern kann. Vescoli geniesst die Begeisterung, meint aber cool: «Das ist bei unseren Konzerten eigentlich immer so.»
Mit «Lucy in the Sky with Diamonds» reissen die «Swiss Beatles» die Fans nach der verdienten Verschnaufpause gleich wieder von den Stühlen – denn ja, ausnahmsweise stellte das «Kofmehl» für das spezielle Publikum runde Tischchen mit Kerzen in den Saal. Die Coverversion von «You really got me» von den Kinks wird zu einem tollen Höhepunkt, und dann kumuliert das Konzert im «Heavenly Club», dem Nummer-1-Hit von 1968. Die Standing Ovations locken Les Sauterelles zu zwei Zugaben heraus. Vergessen sind Gicht und Arthrose, auch die Achtzigjährigen fühlen sich wieder wie rebellische Hippies, keinen hält es mehr auf den Sitzen, die Begeisterung ist grenzenlos.