Cut Norris
«Eine Sammlung von Stimmungen»: Solothurner Produzent bringt seine erste EP heraus

Ralph Trachsel aus Solothurn hat gerade unter seinem Künstlernamen Cut Norris seine Debut-EP herausgegeben.

Lea Durrer
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Ralph Trachsel macht als Cut Norris Musik.

Ralph Trachsel macht als Cut Norris Musik.

zvg/Sandro Cattin

Was lange währt wird endlich gut. Das trifft auf die EP mit dem Titel Dirty Soul Beats Vol1 von Ralph Trachsel aka Cut Norris zu. Sie enthält fünf rein instrumentale Songs, die die letzten paar Jahre des Künstlers aus Solothurn repräsentieren. «Eine Sammlung von Stimmungen», fasst er es zusammen. Es gebe Hochs und Tiefs, schnelle und langsame Tracks. «Man hört auf jedem Song andere Sachen, aber dennoch haben sie eine ähnliche Klangart. Ich hätte auch zehn Songs herausgeben können, doch diese Songs passen am besten zusammen, fand ich.»

Das Projekt ist von den Genres RnB, Garage bis hin zu aktuellem Trap und Electronica beeinflusst. Der älteste Song auf der EP ist schon vor vier Jahren entstanden. Doch es dauerte eine Weile, bis das Vorhaben gereift war. Die Idee dazu hatte Cut Norris Ende Sommer 2019. «Da begann ich, aktiv die Tracks fertigzustellen.» Bis alles mit seinem Label geklärt war und das Cover stand, dauerte es noch mehrere Monate. Am 28.August 2020 konnte die EP endlich veröffentlicht werden.

Seine Kollegen rappten, er legte auf

Intensiv Musik produziert der 35-Jährige, der als Informatiker arbeitet und zwei Footballmannschaften trainiert, erst seit ein paar Jahren. Die ersten Schritte machte er im Jahr 2001. Viele seiner Kollegen waren damals im Hip-Hop-Bereich unterwegs. «Ich konnte aber nicht rappen, deshalb habe ich aufgelegt.» Als 16-Jähriger kaufte er sich einen Plattenspieler und übte jeden Tag mehrere Stunden.

«Zu Beginn hat mich der technische Aspekt fasziniert. Die Art, wie man Musik manipulieren kann», blickt Trachsel zurück. Damals nannte er sich noch DJ R.T. Doch rasch suchte er eine neue musikalische Identität. Der Grund: «Als DJ R.T. erwarteten die Leute von mir, dass ich nur Rap auflege.» Viele seien enttäuscht gewesen, als dem nicht so war. Der Solothurner wollte verschiedene Stile spielen. Cut Norris ist übrigens ein Wortspiel aus Cutten – eine Technik beim Scratchen – und Chuck Norris.

«Boost für meine Karriere»

Ralph Trachsel tourte während fast zehn Jahren als Konzert-DJ von Manillio und Eldorado FM durch die Konzertstätten und Festivals der Schweiz. «Das war eine coole Zeit», meint er. «Ich habe sehr viel gelernt und viele Leute kennengelernt.» Dem Solothurner ergaben sich durch das Engagement viele Bookinganfragen als DJ. «Das war ein richtiger Boost für meine Karriere.»

Bis vor zwei Jahren habe er noch fast jedes Wochenende irgendwo aufgelegt. Im Winter in einem Skigebiet oder in der Kulturfabrik Kofmehl. Hier ist er noch heute – wäre da momentan nicht Corona – bei der Organisation der Partyreihe Stoopid und als Resident-DJ dabei.

Beats für Rapper

Seit er vor fünf Jahren den Zugang zum Produzieren fand und sich intensiver mit dem Verarbeiten bestehender Musik, der Harmonielehre und Dramaturgie auseinandersetzte, sind rund 100 Rhythmen entstanden. «Ich habe vor allem Beats produziert, die sich für Rapper eignen würden.» Dabei sind «per Zufall» auch Songs entstanden. Er wusste: Da schaut mehr heraus.

Ein Teil des Ergebnisses dieses kreativen Schaffungsprozesses ist nun auf der EP zu hören. Amüsantes Nebengeräusch: Der Name der EP ist in Anlehnung an einen Schreibfehler eines Solothurner Magazins vor ungefähr zehn Jahren entstanden. Damals galt Trachsel als einer der Dirty South Rap-Spezialisten. «Das Magazin hat mich aber als Dirty Soul DJ abgedruckt und es wurde zu einem ‹running gag› unter Freunden.»

So gerne Cut Norris Musik für sich selbst macht: Er hat auch Projekte für andere Musiker am Laufen. Gerade hat er ein halbes Album für einen Schweizer Rapper produziert. Konkreteres darf er noch nicht verraten.

Keine Partys während Corona

Ob er momentan irgendwo auflegt? «Aktuell ist tote Hose», so Ralph Trachsel. Er kenne DJs, die auch während der Coronapandemie auflegen würden. «Aber ich habe keine Lust in einen Club reinzugehen, in dem die Leute nach zwei Stunden alle Corona-Regeln vergessen, wenn sie ein bisschen betrunken sind.» Man müsse sich an die Massnahmen halten. Momentan seien daher eher gemütliche Konzerte als Partys angesagt.

Das gibt dem 35-Jährigen sicher genug Zeit, an seiner nächsten EP zu arbeiten. Material dazu hat er bereits. Der Fokus auf neue Musik. Das gefällt Cut Norris.

Mehr Musik zum Reinhören finden Sie hier.