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Der SAC Sektion Olten wirtet seit 90 Jahren im 100-jährigen Berghaus der Armee. In währschafter Skihüttenstimmung wurden die Geburtstage in luftiger Jurahöhe gefeiert.
Nur das Wetter machte am Samstag bei der Jubiläumsfeier im hundertjährigen General-Wille-Haus nicht ganz mit. Stefan Goerre, der als Präsident des SAC Olten den Gastgeber und zweiten Jubilar repräsentierte, hatte das klassische Willehaus-Winterwetter (oben blau, unten grau) bestellt, doch Petrus liess es regnen und schneien.
Mit den Flocken vor den Fenstern ergab sich auf 855 Meter über Meer in der gut geheizten Stube aber dafür schnell die gemütliche Stimmung, um im Kreis von Freunden und Stammgästen bei Apéro, Suppe, Wurst und Brot auf 90 Jahre SAC-Winterdienst anzustossen. Bevor die Behördenvertreter der mit dem Willehaus verbundenen Gemeinden das Wort ergriffen, skizzierte Stefan Goerre zur Begrüssung die Meilensteine der bis heute andauernden besonderen Partnerschaft von Armee und SAC (siehe Box).
Mit Martin Wey hatte ein spezieller Gast den Weg von Olten her unter die Füsse genommen. Der Stadtpräsident ist der Enkel von Jakob Wey, des ersten von acht Hüttenchefs. In Zusammenhang mit der laufenden Stapferhaus-Ausstellung in Lenzburg bezeichnete er das Willehaus mit den für ihn damit verbundenen Jugenderinnerungen als ein Stück Heimat. Olten als damaliges Garnisonsstädtchen verbinde historisch viel mit den Fortifikationen am Belchen-Südhang. Olten stehe aber auch für den Landesstreik von 1918, bei dem Wille für die Truppenaufgebote verantwortlich zeichnete. Mit Schnaps, einem Stumpen und Jasskarten dankte Wey der lokalen SAC-Sektion fürs Engagement in den «Oltner Alpen».
Die Standortgemeinde Hauenstein-Ifenthal kreuzte mit dem ehemaligen Gemeindepräsidenten Jürg Ryffel und Nachfolger Stefan Berchtold zum Stelldichein auf. Obwohl sich Ryffel eher zu Flachland und Wasser hingezogen fühlt, habe er vor allem über die Willehaus-Chilbi im Juli eine emotionale Bindung zum Berghaus aufgebaut. Passend zu den Bauern, die in der Gegend die Kühe weiden lassen, schenkte er Goerre eine Kuhglocke, um inskünftig die Runde der «last Orders» im Willehaus einzuläuten.
Während Ryffel die schon im letzten Herbst versandte Einladung zum Doppeljubiläum ein Jahr zu früh wahrnehmen wollte, bedeutete sie für den neuen Hägendörfer Gemeindepräsidenten die erste offizielle Einladung. Andreas Heller sagte, beim Joggen über das eigene, nahe angrenzende Gemeindegebiet das Willehaus auch schon gestreift zu haben. Ansonsten verbinde er dieses in erster Linie mit Jassen, bei dem er perfekt bilingue sei. Dem SAC übergab er ein Couvert, Junge und Junggebliebene wüssten selber am besten, was sie brauchten.
Obwohl tendenziell Biker und Schneeschuhläufer Skifahrer als Gäste abgelöst haben, zeichnet sich das Willehaus durch eine Konstante speziell aus, die lange Amtsdauer des jeweiligen Hüttenchefs. Obwohl Kurt Vögeli schon letztes Jahr dessen Nachfolge antrat, hatte Max Ruesch (seit 2000) erst am Samstag seinen letzten Arbeitstag. 18 Teams, zu zwei Dritteln SAC-Mitglieder, absolvieren bis im März in dieser Saison Wochenend-Einsätze. Freiwillige Helferinnen und Helfer für den Winterdienst bleiben jedoch gesucht.
Die Geschichte des General-Wille-Hauses beginnt, wie die Namensgebung nach dem damaligen Schweizer Oberbefehlshaber vermuten lässt, im Ersten Weltkrieg. Nach Brasilien ausgewanderte Schweizer spendeten damals 20 000 Franken für ein Soldatenhaus, damit sich die Fortifikationstruppen erholen konnten. Am 20. Oktober 1917 erfolgte dessen Einweihung, doch schon 1919 erfuhr es nach Abzug der Fortifikationskompanien eine Zweckänderung. Es diente fortan als Schulkolonie der Stadt Olten für Sommer- und Winterlager.
Der SAC Olten, der sich mit dem Kauf des Hotel Weissmies finanziell übernommen hatte, konnte sich die erwünschte Übernahme eines Jurahauses nicht mehr leisten. Dafür belebte er ab 1927 im Winter das Willehaus mit dem Betrieb eines Skilokals und verpflegte Skifahrende und Wandernde. Der Winterdienst des SAC erfuhr seitdem bloss 1950 einen fünfjährigen Unterbruch, als das Haus höchstwahrscheinlich wegen Brandstiftung bis auf die Grundmauern niederbrannte.
Dank des unbürokratisch handelnden Bundesrats Karl Kobelt feierte das Armeegebäude 50 Meter entfernt fünf Jahre später Wiederauferstehung. An den Neubau leisteten die Nationalspende, die Einwohnergemeinde Olten und private Spender wesentliche Beiträge. Die grosse Zeit von Ski alpin im Jura brach 1969 an, als mit dem bis 1990 bestehenden Skilift viele Jugendliche aus der Region rund ums Willehaus Skifahren lernten. Im Sommer 2017 erneuerte die Armee, welche das Haus durch die nahen Schiessplätze unter der Woche häufig nutzt, das Erdgeschoss. Der SAC Olten baute einen neuen Kochherd ein. (JS)