Angehende und junge Hausärzte haben sich zum ersten Stammtisch des Vereins Junge Hausärztinnen und -ärzte Schweiz in Olten getroffen.
Mittwochabend, ein schwülheisser Tag neigt sich dem Ende zu. Die schattigen Aussenwirtschaften der Oltner Altstadt laden dazu ein, den Arbeitstag bei einem gemeinsamen Feierabendbier ausklingen zu lassen: einfach abschalten, den Kopf frei kriegen, entspannen. Auch wenn die meisten Gäste an diesem Abend versuchen, nicht an die Arbeit zu denken – an einem Tisch wird das Berufsleben ganz bewusst zum Thema gemacht: Auf der Terrasse der Waadtländerhalle kommen junge Menschen zusammen, die sich für eine Karriere als Hausarzt entschieden haben. Angehende respektive bereits praktizierende Hausärzte aus Olten und der angrenzenden Region treffen sich hier zum ersten Oltner Stammtisch des Vereins Junge Hausärztinnen und -ärzte Schweiz (JHaS, siehe Box).
Der Verein Junge Hausärztinnen und -ärzte Schweiz (JHaS) wurde im Jahr 2006 gegründet. Er hat zum Ziel, an der Hausarztmedizin interessierte Studenten, Assistenzärzte in Weiterbildung sowie junge praktizierende Hausärzte zusammenzubringen. Zu diesem Zweck werden überall in der Schweiz lokale Treffen organisiert. Diese Stammtische sollen einen Ideen- und Erfahrungsaustausch unter Gleichgesinnten ermöglichen.
Zum Treffen eingeladen haben die in Olten wohnhaften Assistenzärztinnen Andrea Salvetti und Salome Kisker. Beide sind Anfang 30 und befinden sich in der Weiterbildung zum Facharzttitel in Allgemeiner Innerer Medizin mit Schwerpunkt Hausarztmedizin. Während Salvetti gegenwärtig eine Praxisassistenz in einer Oltner Gruppenpraxis absolviert, arbeitet Kisker auf der Notfallstation des Kantonspitals Olten. Beide sind erst seit kurzem Mitglied im Verein JHaS.
Mit der Gründung des Oltner Stammtisches verfolgen sie auch eigene Interessen: Gerne möchten sie sich mit anderen jungen Ärzten austauschen, die sich in einer vergleichbaren Situation befinden, sich in einem ähnlichen Umfeld bewegen und mit denselben Problemen konfrontiert sind. Der Stammtisch lädt denn auch zum «offenen Dialog rund um die Hausarztmedizin» ein, wie es in der Ankündigung heisst. Willkommen sind Studenten und Assistenzärzte, aber auch junge Fachärzte, die bereits selbstständig in einer Hausarztpraxis tätig sind.
Acht Teilnehmer sind der Einladung zum ersten lokalen Stammtisch in Olten gefolgt. Im Laufe der ersten halben Stunde trudeln sie einzeln ein. Sie vergewissern sich, am richtigen Tisch zu sein, stellen sich kurz vor und setzen sich dazu. Nachdem sie sich ein kühles Getränk bestellt haben, klinken sie sich in das laufende Gespräch ein. Das Treffen verläuft unkompliziert, Formalitäten gibt es keine. Ob der angeregten Diskussionen geht das Anstossen fast vergessen – als sei es nicht das erste, sondern schon das x-te Treffen der jungen Ärzte.
Tatsächlich kennen sich einige der Teilnehmer bereits, sei es von der Weiterbildung oder von anderen Veranstaltungen her. Unter den Stammtischgästen befinden sich nebst den beiden Organisatorinnen drei weitere Assistenzärzte sowie zwei Hausärzte, die seit Kurzem eine selbstständige Praxistätigkeit aufgenommen haben.
Ein Gast fällt mit seinen grauen Haaren aus der Reihe: Es ist Christian Rohrmann, Co-Präsident des Vereins Hausärzte Solothurn sowie Vorstandsmitglied im Berufsverband der Haus- und Kinderärzte Schweiz. Er ist an den Stammtisch gekommen, um die jungen Kollegen über anstehende Veranstaltungen des Verbandes zu informieren und um Auskunft über die Organisation der hausärztlichen Weiterbildung im Kanton Solothurn zu geben.
Damit angehende Fachärzte für Allgemeine Innere Medizin frühzeitig Erfahrungen im Alltag einer Hausarztpraxis sammeln können, gibt es die Möglichkeit der Praxisassistenz. Diese dauert in der Regel sechs Monate. Während dieser Zeit ist der Assistenzarzt bei der Solothurner Spitäler AG angestellt, die 80 Prozent der Lohnkosten übernimmt. Die übrigen 20 Prozent trägt die Praxis, in der der Assistenzarzt tätig ist. Jährlich werden im Kanton Solothurn neun solcher Praxisassistenzstellen angeboten. Das Programm existiert seit zehn Jahren. Durch die Attraktivierung der Weiterbildung sollen mehr Ärzte für den Hausarztberuf begeistert werden.
Die beiden Organisatorinnen sind zufrieden mit der ersten Durchführung. Wie Kisker erklärt, soll der Stammtisch von nun an zwei- bis dreimal im Jahr stattfinden. Die Organisatorinnen könnten sich ausserdem vorstellen, Referenten einzuladen, die einen Vortrag zu einem hausarztspezifischen Thema halten würden. Das Finanzielle ist schon geklärt: Der Verein JHaS stellt den lokalen Stammtischen ein entsprechendes Budget zur Verfügung. Vom Verein offeriert wird jeweils auch die erste Runde – ein Grund mehr, am nächsten Stammtisch teilzunehmen.