An Grossanlässen in Olten soll künftig nur noch Mehrweg-Geschirr zum Einsatz kommen. Eine entsprechende Motion rennt beim Stadtrat offene Türen ein.
An zahlreichen Grossanlässen in der ganzen Schweiz, bei Konzerten oder Festivals etwa, kommt es bereits zum Einsatz: Mehrweg-Geschirr. Das Bier zum Beispiel gibt es dann aus Bechern, für die man ein paar Franken Pfand bezahlt. Die Abfallmenge kann mit dieser Massnahme stark verringert werden. Dies wird nun auch in Olten zum Thema. An öffentlichen Grossanlässen wie dem Street Food Festival oder der Chilbi soll zukünftig Mehrweg-Geschirr eingesetzt werden müssen.
Doch nicht nur Veranstalter von Anlässen, auch Trägerschaften, die via Leistungsvereinbarung mit der Stadt verbunden sind, etwa das Stadttheater oder die Sportpark AG, sollen in die Pflicht genommen werden. Das fordert der Gemeindeparlamentarier Michael Neuenschwander (Grüne) in einer Motion. «Es ist höchste Zeit, dass sich Olten auf den Weg begibt, unnötigen Abfall zu vermeiden», findet er.
Der Oltner Stadtrat sieht das genauso. «Durch die Umsetzung eines Mehrwegsystems für Geschirr und Becher könnte in der Stadt Olten ein grosser Teil Abfall verhindert werden», schreibt er in seiner Antwort. Das käme der Gesellschaft wie auch der Umwelt zugute. Er empfiehlt dem Parlament deshalb, die Motion für erheblich zu erklären. Sollte dies geschehen, wäre der nächste Schritt, das Abfallreglement entsprechend anzupassen. Geklärt werden müsste dann die Frage, ab welcher Grössenordnung ein Anlass von dieser neuen Regelung betroffen sein soll. Denn gerade bei kleineren Veranstaltungen sei Mehrweg-Geschirr nicht der geeignetste Weg, Abfallmengen zu verhindern, gibt der Stadtrat zu bedenken.
Ob der Anlass auf öffentlichem oder privatem Grund stattfindet, ist laut Motionstext übrigens unerheblich. Einziges Kriterium ist, dass der Anlass bewilligungspflichtig ist. Damit wären sämtliche öffentliche Veranstaltungen betroffen, die nicht in einem bewilligten Gastwirtschaftsbetrieb stattfinden und an denen Getränke oder Speisen verkauft werden.
Nicht nur im Rahmen der Motion, auch sonst wird das Thema Abfallreduktion munter diskutiert. Die Stadt will beispielsweise noch dieses Jahr bei eigenen Anlässen eine Zusammenarbeit mit einer Firma für Mehrweg-Artikel prüfen. Und auch die Sportpark Olten AG will aktiv werden: Man gehe davon aus, dass ab der neuen Eishockey-Saison Mehrweg-Geschirr eingesetzt werden wird, sagt Verwaltungsratspräsident Heinz Eng gegenüber dieser Zeitung.
Es scheint also grundsätzlich ein Umdenken stattzufinden. Auch auf politischer Ebene. Das findet zumindest Motionär Neuenschwander: «Ich bin mit meiner Forderung offene Türen eingerannt.» Noch vor ein paar Jahren hätte dieses Anliegen wohl keine Chance gehabt, glaubt er. Doch seit der neuen Legislatur räumt Neuenschwander Themen aus dem linken Spektrum insgesamt bessere Chancen ein.
Deshalb sei es vielleicht auch gar nicht schlecht, dass er die Motion erst jetzt eingereicht habe: «Lieber jetzt ein Vorstoss, der eine Chance hat, als vor drei Jahren einer, der vielleicht abgeschmettert worden wäre.» Doch für ihn ist auch klar: «Das muss jetzt gemacht werden.» Es bestehe Handlungsbedarf, gerade wenn er sich die Abfallberge des Street Food Festivals vor Augen führe. Und mittlerweile gebe es genügend Erfahrungen aus anderen Städten, auf die Olten bei der Umsetzung zurückgreifen könne.
Stichwort andere Städte: Das Thema Abfallreduktion ist vielerorts auf der politischen Agenda. Bei der Umsetzung gibt es aber noch grosse Unterschiede. Die grösseren Städte sind grundsätzlich schon deutlich weiter. So sieht es in einigen ausgewählten Städten konkret aus:
Diese Frage haben die Umweltministerien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands mit einer gross angelegten Studie bereits vor über zehn Jahren anlässlich der Fussball-Europameisterschaft 2008 untersucht. Konkret wurden die Ökobilanzen verschiedener Bechersysteme, vom Mehrweg- bis hin zu kompostierbaren Einweg-Systemen, miteinander verglichen. Das Resultat: «Ein Mehrweg-System ist jeder Einweg-Lösung ökologisch deutlich überlegen. Selbst das beste Einwegs-Szenario führt zu einer doppelt so hohen Umweltbelastung wie das ungünstigste Mehrweg-System.» Dies liessen die drei Umweltministerien damals in einer gemeinsamen Medienmitteilung verlauten. Interessant dabei: Kompostierbare Einweg-Becher aus nachwachsenden Rohstoffen schneiden ökologisch nicht besser ab als herkömmliche PET-Becher. (rka)