Kommentar
Zu hoch gepokert

Die Vereinbarung mit der Stadt, welche für sich im Gegenzug unter anderem das Nutzungsrecht des Sockels reklamierte, wurde grossmächtig ignoriert. Dies unter stolzer Missachtung der kleinen, aber doch gültigen Lebensweisheit: Wess Brot ich ess, dess Lied ich sing. Zu hoch gepokert also.

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Ein sicheres Indiz dafür, das Haus für weitere Nutzungen zu öffnen: für interkonfessionelle wie weltliche Bedürfnisse.

Ein sicheres Indiz dafür, das Haus für weitere Nutzungen zu öffnen: für interkonfessionelle wie weltliche Bedürfnisse.

Bruno Kissling

Vielleicht wäre alles anders gekommen, und die 500 000 Franken der Stadt Olten an die Sanierung der Stadtkirche wären jetzt im Trockenen. Aber: Der christkatholische Kirchenrat hatte darauf bestanden, trotz erbetenen öffentlichen Geldern für das Gotteshaus auch weiterhin uneingeschränkt Hausherr auf dem Grundstück zu bleiben.

Die Vereinbarung mit der Stadt, welche für sich im Gegenzug unter anderem das Nutzungsrecht des Sockels reklamierte, wurde grossmächtig ignoriert. Dies unter stolzer Missachtung der kleinen, aber doch gültigen Lebensweisheit: Wess Brot ich ess, dess Lied ich sing. Zu hoch gepokert also.

Klar: Hoheitsrechte beschnitten zu sehen – das ist nicht angenehm. Für niemanden. Auch nicht in sich wandelnden Zeiten, die mit denen von früher nur noch entfernt etwas zu tun haben.

Die Stadtkirche als Gotteshaus vermag die paar hundert Gläubigen der christkatholischen Kirchgemeinde Region Olten mit links zu schlucken und ist in aller Regel nur noch bei überkonfessionellen Veranstaltungen oder etwa Konzerten sehr gut besucht.

Ein sicheres Indiz dafür, das Haus für weitere Nutzungen zu öffnen: für interkonfessionelle wie weltliche Bedürfnisse.

Die Kirchenleitung lässt bereits heute Schritte in diese Richtung zu, weitergehende Entwicklungen sind zu begrüssen. Der schmucke Bau soll nach der Sanierung die aufgewertete Kirchgasse und die Begegnungszone bereichern.

Daran kann die Stadt interessiert sein, muss es aber nicht. Aber allein dieser Umstand könnte das weltliche Olten dazu veranlassen, seinen finanziellen Beitrag an die Sanierung des Hauses zu leisten. Dieser Umstand, und nur dieser.

Die christkatholische Kirchgemeinde ist nämlich eine Körperschaft mit Steuerhoheit und agiert eigenverantwortlich. Dass die Stadtkirche so geheissen wird und zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Bestreben der Stadt errichtet wurde, kann kein wirklich schlüssiges Argument für ein finanzielles Engagement der Stadt bei der Kirchensanierung sein.

urs.huber@azmedien.ch