Noch vor dem Oltner Chilbistart wurden zwei Bahnen eingesegnet – «Pirateninsel» und «Chaos Pendel».
Nein, den Begriff Schikane im Titel muss man nicht als Beschreibung für ein Hindernis ansehen. Eher dafür, dass die Maschinen, oder wie man im Chilbigenre sagt – die Bahnen – eben für jedwelche Art des persönlichen Vergnügens taugen. Ausgerüstet mit allen Schikanen eben. Punkt. Am Freitag wurden zwei Bahnen eingesegnet, die in Olten Premiere feiern.
Das «Chaos Pendel» des heimlichen Chilbiköniges Hape Hans Peter Maier, wie ihn die reformierte Pfarrerin Katharina Hoby vor der Einsegnung bezeichnete, sorgt bei fünf Umdrehungen des Dreharms pro Minute und deren sieben der Gondel für eine Belastung des Körpers von 4 G. Knapp 2 Millionen Franken hat die Beschaffung des Dings angeblich gekostet; Zollgebühren und die rund 2000 LED’s inklusive.
Chilbipfarrer Adrian Bolzern machte nur wenig später die «Pirateninsel» von Schausteller Andreas Bauer zum «grössten Weihwasserbecken Oltens». Die Pirateninsel ist wohl eher eine Bahn für Fahrgäste, die nicht den zwingenden Thrill suchen, sondern eher den moderaten Spass, der sich schon mal unter ein paar Wasserspritzern abspielt. Beide Schaustellern erhielten viel Lob für ihr unternehmerisches Wirken, das damit verbundenen finanzielle Risiko und für ihren uneingeschränkten Glauben ans kunftige Chilbigeschäft.
Für einen besonderen Effekt hatte der Hochseilartist Freddy Nock an diesem Freitagmorgen gesorgt. Aus luftiger Höhe segnete er, einer Schiffstaufe gleich, das «Chaos Pendel» mit der dafür obligaten Flasche Schaumwein. Sie zerbarst erfolgreich. «Ein gutes Ohmen», so Hape Maier später. Und auf die kirchliche Segnung angesprochen meinte der Ostschweizer: «Der Segen bringt Glück; daran glaube ich felsenfest.» Einmal nur habe er in seiner langen Laufbahn als Schausteller darauf verzichtet. Die Folge: «Später nur Scheissereien gehabt mit der Bahn», bilanziert der hemdsärmlige Mann. Seither gehts beim ihm nur noch mit Einsegnung.
Allerdings gestand er auch ein, im Moment etwas müde zu sein, vor allem aber eins: verärgert. «Die ganze Behördenschikaniererei, keinen technischen Überwachungsverein im eigenen Land, so dass die Prüfer aus dem Ausland aufgeboten werden müssen; Papierkram noch und noch», schimpfte Maier. Grösse Bahnen wie das «Chaos Pendel» schaffe er jetzt keine mehr an. «Alles zu kompliziert», sagt er. Katharina Hoby musste ein bisschen Lächeln ob den Worten Maiers. Sie kennt doch ihre Pappenheimer.