Olten
Wirt leidet unter Baustelle in der Altstadt: Die Hälfte des Umsatzes ist dahin

Gewerbetreibende am Oberen Graben in Olten leiden unter den dortigen Bauarbeiten, die erst noch länger dauern. «Zum Glück kann ich auf eine treue Stammkundschaft zählen», erzählt Markus Jans, Wirt des Café Grogg.

Urs Huber
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Die Baustelle am Oberen Graben lässt Grogg-Wirt Markus Jans empfindliche Umsatzeinbussen erleiden.

Die Baustelle am Oberen Graben lässt Grogg-Wirt Markus Jans empfindliche Umsatzeinbussen erleiden.

Bruno Kissling

«Um 50 bis 60 Prozent ist der Umsatz zurückgegangen. Das geht auf die Dauer an die Substanz.» Markus Jans, Betreiber des Café Grogg am Oberen Graben in Olten, vermisst derzeit die Laufkundschaft. Vor seiner Tür finden derzeit Grabarbeiten statt. Schweres Gerät deutet unmissverständlich auf eine Baustelle hin.

Fazit: Der Charme des Oberen Grabens ist momentan ebenso dahin wie die Hälfte des üblichen Grogg-Umsatzes. «Manchmal meinen die Leute, die Umsatzausfälle würden von der Stadt entschädigt», sagt Jans und lächelt.

Was für ihn besonders ins Gewicht fällt: Die Bauarbeiten verzögern sich, wie sich mittlerweile herausgestellt hat, um vier bis sechs Wochen und sollen nun bis Mai andauern. In der warmen Jahreszeit macht der Grogg-Wirt aber den besten Umsatz.

Vor allem im Frühsommer lockt der Betrieb Gäste, weil das Café quasi der einzige Restaurationsbetrieb der Altstadt mit sonnenbeschienener Gartenwirtschaft ist. Ein guter Vorsommerstart scheint jetzt verunmöglicht.

Kleine Besonderheiten

Jetzt, im März, versucht der Wirt mit kleinen Besonderheiten, sich die Aufmerksamkeit potenzieller Gäste zu sichern. An der Ecke Hauptgasse/Oberer Graben hat er jüngst zwischen Hauswand und Baustellenabsperrung eine Girlande aufgespannt, die auf seinen Betrieb hinweisen soll. «Seit die hängt, hat sich die Situation etwas entspannt», will er festgestellt haben.

Gepaart ist die Aktion mit einer Stelltafel, die das Tagesangebot präsentiert. Vier Menüs hält Jans bereit. Er sagt, er habe die Tagesmenus vielleicht ein bisschen aufgepeppt; bei unveränderten Preisen versteht sich. «Zum Glück kann ich auf eine treue Stammkundschaft zählen», sagt er. Denn über Mittag läuft das Geschäft im üblichen Rahmen. Zwischen 10 und 30 Mittagessen setzt der Wirt ab.

«Wie gesagt, die Laufkundschaft fehlt», wiederholt der 62-Jährige, der sein Geschäft mittlerweile ab 17 Uhr zusperrt, wenn Gäste fehlen. Zum einen wirkt der Zugang ab Hauptgasse wegen der Baustelle unattraktiv und ungepflegt, zum andern ist der Treppenaufgang von der Schützenmatte bis zum Oberen Graben praktisch unpassierbar. «In meinen Augen ist just dieser Umstand auch schlecht ausgeschildert», sagt der Wirt.

Und weil ein Unglück selten alleine kommt: Zur Fasnachtszeit unterhielt Jans am Oberen Graben jeweils eine Bar in der Nähe der aufgebauten Bühne für die Guggen. Heuer fiel auch dieses Projekt ins Waser, weil wegen der Bauarbeiten keine Bühne gestellt werden konnte.

Der eingerichtete Stand als Alternative entpuppte sich als wenig erfolgreiches Geschäft. «Vielleicht 15 Prozent des üblichen Fasnachtsumsatzes resultierte», bilanziert Jans. Immerhin: Seine Vermieterin hat die Pachtpreise den aktuellen Umständen angepasst und gesenkt. «Das ist nicht selbstverständlich», hebt der Grogg-Wirt lobend hervor.

Und die Podologin gegenüber?

Mit der Baustelle zu kämpfen hat auch die Podologin Nadine Ulrich vis-à-vis des Café Grogg. «Was den Kunden derzeit missfällt, das ist die verstellte Treppenverbindung Oberer Graben-Schützenmatte», erklärt die Podologin, die seit vier Jahren praktiziert. Den Umsatzrückgang kann sie zwar nicht quantifizieren, aber im Vergleich zum letztjährigen Anfangsquartal «stelle ich heuer schon deutlich weniger Betrieb fest», wie sie sagt.

Auch Laufkundschaft fehle weitgehend. Nicht wenige Passanten würden nämlich beim Anblick ihrer Geschäftsfront daran erinnert, den Besuch beim Podologen ins Auge zu fassen. «Manche kommen dann direkt rein und vereinbaren einen Termin», weiss Ulrich.

Das bleibe derzeit aus. Und für Kundschaft mit Rollator sei auch der schmalere Zugangsweg doch umständlich. «Und gar nicht mal so selten wirken bewegende beziehungsweise sich drehende Baumaschinen eher bedrohlich, vor allem auf ältere Kundschaft», erzählt Nadine Ulrich, die von den Bauverzögerungen bislang noch gar nichts erfahren hat.

Überraschender Baugrund

Die Gründe für die markant verlängerte Bauzeit liegen gemäss Marcel Dirlam vom städtischen Tiefbauamt darin begründet, dass der Untergrund des Oberen Grabens sehr heterogen zusammengesetzt sei und Überraschungen berge. «Hier kam im Verlauf der Geschichte doch relativ viel unterschiedlichstes Füllmaterial zur Anwendung», so der Tiefbauingenieur.

Unter anderem auch Beton, der jetzt von Hand abgetragen werden muss. Das sei zeitaufwendig. Auch der Kostenvoranschlag werde nicht eingehalten werden können, sagt Dirlam weiter und hofft, dass die Bauarbeiten vor Beginn der eigentlichen Sommersaison doch abgeschlossen sein werden.