Am kommenden Samstag geht auf der Oltner Kirchgasse der erste Tag der Kultur über die Bühne. Hinter dem Anlass steckt ein politischer Gedanke. Die Organisatoren wollen sich gegen die Sparmassnahmen des Stadtrates wehren.
Kultur auf die Strasse bringen. Die Passanten mit Kultur konfrontieren – das haben die Organisatoren an ihrem ersten Tag der Kultur in der Stadt Olten vor. «Unsere Kultur ist lebendig und vielseitig. Jung und Alt beteiligen sich daran, in den verschiedensten Sparten», so Daniel Kissling, der in der Kulturszene der Dreitannenstadt seit Jahren aktiv ist und zu den Verantwortlichen des Kulturtages gehört. Am kommenden Samstag bildet die Kirchgasse in der Innenstadt den grossen Präsentierteller für die ganze Breite des Oltner Kulturschaffens.
Musik, Tanz, Theater, Literatur, Kunst: Der Kulturtag wartet von 10 bis 22 Uhr mit einem dicht gedrängten Programm auf – auf der Kirchgasse und in den übrigen Kulturinstitutionen der Stadt. In der FarbBar vor dem Kunstmuseum gibt es flüssige Kunst von Philipp Streich zu sehen, auf dem Ildefonsplatz heizen die Streetrats mit ihrer Louisiana-Musik ein und auf der Kirchgasse etwa slammt Lisa Christ oder tanzt die russische Kinderballet-Schule.
Eingebettet in den Kulturtag wurden auch die samstäglichen Vorstellungen der Kabarett-Tage, wie etwa die Turmrede von Bänz Friedli. Rund 30 Programmpunkte brachten die Organisatoren auf diese Weise zusammen, 20 Kulturinstitutionen sind daran beteiligt. Für spontane künstlerische Aktionen haben sie zudem immer ein Plätzchen frei, wie Gabriele Bono vom Komitee pro kultur olten einräumt. «Wir werden eine grosse Tafel aufstellen, auf der wir solch ungeplante Aufführungen ankünden können.»
«Räsenmäher-Prinzip» kritisiert
«Die verschiedenen Acts sollen zeigen, dass Kultur mehr wert ist. Und dass Kultur ein Mehrwert ist», verdeutlicht Bono mit einem Wortspiel die Absicht des Kulturtages, die eigentlich eine politische ist. Das Komitee «pro kultur olten» kämpft mit der Neulancierung dieses Anlasses gegen die Sparmassnahmen der Stadt Olten an. «Die bisherigen Kürzungen im Kulturbereich waren nicht zielorientiert und ohne Strategie», kritisiert Bono das Massnahmenpaket des Stadtrates. «Es war ein Sparreflex mit dem Rasenmäher.»
Stadtarchivar Peter Heim unterstellte dem Stadtrat Willkür. «Es besteht die Gefahr, dass sich genau diese Willkür im Budget 2015 wiederholt. Wir werden versuchen, dies zu verhindern», gibt er sich kämpferisch. Und Bono ergänzt: «Schliesslich ist Kultur auch ein Wirtschaftsfaktor: Sie schafft Arbeitsplätze, kurbelt den Konsum an und löst Investitionen aus.»
Kulturtag soll Diskussion anregen
Ein Dorn im Auge ist dem Vierer-team mit Bono, Heim, Kissling und Bruno Rütsch, das sich am Mittwoch vor den Medien äusserte, die Vorgehensweise des Stadtrates. Er habe sich nur überlegt, wo gespart werden könne. Nicht aber, welche Angebote eine Stadt attraktiv machen und deshalb beibehalten werden müssen. Die vier erhoffen sich deshalb, dass der Kulturtag am Samstag unter den Besuchern diese Grundsatzdiskussion auslösen wird.
Klar, dass der Verein «pro kultur olten», der quasi als Dachorganisation über dem Tag der Kultur steht, auf der Kirchgasse mit einem Stand vertreten sein und für sein Oltner Kultur-Manifest werben wird.
Das Manifest wird in der Kirchgasse während des ganzen Tages in musikalischer Form zu hören sein, wie Gabriele Bono ankündigte. Und wann ist der Kulturtag als Erfolg zu werten? «Wenn die Besucher am Ende die Frage aufwerfen, wann wir wieder einen Kulturtag veranstalten», antwortet Bono mit einem Lächeln.