Olten
«Wir haben alle Mann draussen»: Auch der Werkhof ächzt unter den Schneemassen

Unzufriedene Kunden und ein städtischer Werkhof im Dauerbetrieb: untrügliche Zeichen einer speziellen Januarmitte in Olten.

Urs Huber
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Velostreifen mit Schnee belegt: Das drängt Velofahrende auf die Fahrbahn.

Velostreifen mit Schnee belegt: Das drängt Velofahrende auf die Fahrbahn.

Oltner Tagblatt

«Heute fuhr auch Collectors mit reduziertem Betrieb. Das erste Mal in der Betriebsgeschichte haben wir vor dem Wetter kapituliert!», schrieb Tobias Vega, Geschäftsführer des Oltner Velokurierdienstes Collectors am vergangenen Freitag auf Facebook. Die Gründe dafür: Klar, der Schnee, der ausserordentlich grosszügig gefallen war. «Die Strassen und Quartiere waren mit den Cargo Bikes unbefahrbar und wir wollte keine unnötigen Unfälle provozieren. Zudem waren kaum Velostreifen leergeräumt, was die Gefahr noch mehr erhöhte», so Vega weiter.

Vega ist sich der Problematik, den die ausserordentlichen Schneemengen gebracht haben, durchaus bewusst. «Ich weiss, im Werkhof arbeiten sie rund um die Uhr. Wir von Collectors wollen da nicht drängen. Aber als Velolieferdienst sind wir auf die Nutzung der Velowege angewiesen. Auch aus Sicherheitsgründen.»

Der Geschäftsführer wird aus diesem Grund zwei, drei E-Mails Richtung Stadthaus absetzen. «Einfach um unser Bedürfnis mitzuteilen», wie er sagt. Und um nicht vergessen zu werden.

«Es ist sicher nicht böser Wille unsererseits», meint René Wernli, Leiter des städtischen Werkhofs. Aber: «Die Frage ist halt einfach: Wohin auf die Schnelle mit dem Schnee? Aufs Trottoir oder die Fahrbahn?»

Infrastruktur nicht auf so viel Schnee ausgelegt

Auch aus den Quartieren kommen ähnlich Botschaften. Dort etwa fragt man sich, wieso gewisse Quartier- oder Stichstrassen bislang noch nicht geräumt worden sind. Die Stichstrasse Im Grundhof etwa wurde erst am Montag geräumt. Der Hinweis, es gehe noch vielen Bewohnern an andern Quartierstrassen so, versteht sich von selbst.

Der Leiter des städtischen Werkhofs meint: «Es ist tatsächlich so, dass die einzelnen Quartierstrassen in der Priorisierung weit hinten stehen.» Dass man trotz Einsätzen rund um die Uhr mit der Arbeit in Verzug ist, vermag also wenig zu überraschen. «Wir haben alle Mann draussen, inklusive der Gerätschaften; auch übers Wochenende wurde gearbeitet», so der Leiter Werkhof.

Es sei klar: Schnee in diesen Mengen in so kurzer Zeit bringe alle an den Anschlag. Zudem sei die Infrastruktur auch nicht auf Ereignisse dieser Art, die vielleicht alle 15 bis 20 Jahre vorkommen, ausgelegt. «Kommt hinzu, dass die jüngsten Räumungsbemühungen einer Sisyphusarbeit glichen. Kaum war die Räumung vermeintlich vollzogen, hat man selbenorts wieder von vorn anfangen können.»

Für die nächsten Tage ist Entspannung angesagt. Tauwetter. Und Schnee ist nicht in Sicht.