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Das Gebäude des ehemaligen Naturmuseums an der Oltner Kirchgasse wird in absehbarer Zeit leer stehen. Was die Stadt damit vorhabe, wollte die SP wissen. Die Antwort des Stadtrats: Viele Ideen, aber nur wenig Handlungsspielraum. Die Interpellanten kritisieren jedoch einen ganz anderen Punkt.
Das Naturmuseum zieht um. Letztes Jahr schloss es seine Tore am alten Standort, dieses Jahr soll der Umzug ins neue Haus der Museen erfolgen. In absehbarer Zeit wird deshalb das imposante Gebäude an der Kirchgasse grösstenteils leer stehen. Einzig das angrenzende Kunstmuseum belegt dann noch einzelne Ausstellungsräume darin.
Ein praktisch leerstehendes Gebäude an bester Lage: Das trage nicht gerade zur Attraktivität der Stadt bei, fand die Fraktion SP/JSP des Gemeindeparlaments. Mit einer Interpellation wollte sie vom Stadtrat deshalb wissen, was er bezüglich des Gebäudes, welches sich im Besitz der Stadt befindet, im Sinn habe.
Baudirektor Thomas Marbet (SP) bezog vergangene Woche Stellung zu den Fragen. Wobei sich der Stadtrat schon vorher mit dieser Thematik auseinandergesetzt hatte. Im Rahmen der Interpellation wurde einfach transparent gemacht, was bereits im Dezember an einer Stadtrats-Sitzung intensiv diskutiert worden war.
Die sechsseitige Antwort lässt sich in etwa wie folgt zusammenfassen: Die Ideen, was mit dem Gebäude gemacht werden könnte, sind zahlreich. Handlungsspielraum ist für die Exekutive aufgrund des fehlenden Budgets jedoch quasi nicht vorhanden. Angedacht hat der Stadtrat insgesamt fünf Varianten:
1. Der Verkauf des Gebäudes
Das wäre für die Stadt vermutlich die einfachste Lösung. Investitionen für eine allfällige Umnutzung würden wegfallen, vom finanziellen Gewinn ganz zu schweigen. Diese Variante würde aber bedeuten, dass das Kunstmuseum, welches momentan einzelne Räume im ehemaligen Naturmuseum benutzt, seinen Betrieb einschränken müsste. Und gleichzeitig würden damit die Möglichkeiten für die Stadt, Einfluss auf die Gestaltung zu nehmen, dauerhaft eingeschränkt werden.
2. Die Abgabe im Baurecht
Mit dieser Variante könnte die Stadt kurzfristig die Unterhaltskosten abwälzen. Dank der Baurechtszinsen würde man sogar etwas Geld verdienen. Und langfristig stünde die Möglichkeit offen, das Gebäude doch noch für städtische Zwecke umzunutzen. Baurechte seien aber auf dem Markt kaum gefragt, kommentierte der Stadtrat diese Variante, und stellt damit ein dickes Fragezeichen dahinter.
3. Eine externe Zwischennutzung
Diese Variante ist eigentlich schon vom Tisch. Zwar würde diese Variante die Standortattraktivität erhöhen, argumentiert der Stadtrat. «Eine Zwischennutzung würde aber eine aktive Bewirtschaftung verlangen. Hierfür sind die Ressourcen bei der Stadt nicht vorhanden.» Im Übrigen hat das Parlament bei der Budgetberatung den Posten «Teilsanierung für Zwischennutzung» bereits aus dem Voranschlag gestrichen.
4. Eine interne Nutzung
Verschiedenste Möglichkeiten stehen hier im Raum. Eine Idee ist etwa, das Kunstmuseum im Naturmuseum unterzubringen und dann das ehemalige Kunstmuseum anders weiterzuverwenden. Ansonsten reichen die Möglichkeiten von Gewerbeflächen über Wohnungen bis hin zu Büroräumen. Und auch die Möglichkeit, die Bibliothek an der Kirchgasse unterzubringen, ist angedacht. Damit könne man einen «Kultur-Hotspot» im Zentrum schaffen, findet der Gemeinderat. Auf der kontra-Seite all dieser Varianten: Sie alle kosten die Stadt viel Geld.
5. Nichts tun
Auch diese Variante ist auf dem Tisch. Das Gebäude würde einstweilig leer gelassen. Gewisse Unterhaltskosten würden aber trotzdem anfallen. Und weiter ist der Stadtrat der Ansicht, dass «die Stadt ein eigenes Haus an Innenstadtlage nicht über längere Zeit leer stehen lassen sollte, da jede leerstehende Liegenschaft unattraktiv ist».
Mit diesen Ideen deckt der Stadtrat das gesamte Spektrum ab und hält sich somit sämtliche Möglichkeiten offen. Doch in welche Richtung soll es gehen? Auf diese Frage gibt es noch keine Antwort. Zuerst müsse entschieden werden, welchen Anspruch die Stadt an die Liegenschaft hat, erklärt Marbet. «Aus diesem Prozess ergibt sich dann automatisch die favorisierte Variante.»
Egal, in welche Richtung es gehen soll, ausgereift ist noch keine der Ideen. Dazu brauche es noch weitere Abklärungen, erklärt Marbet. Und für diese fehlen aufgrund der Budget-Situation die Mittel. Eine eigene Nutzung sei zwar jederzeit möglich, erklärt der Baudirektor. «Sobald es jedoch um einen Auftrag an Dritte geht, darf dieser nicht ohne ein genehmigtes Budget ausgelöst werden.» Eine vollständige Auslegeordnung sei daher noch nicht möglich. Und deshalb würde sich ein temporärer Leerstand des Naturmuseums wohl auch nicht vermeiden lassen. Ziel ist, dass bis Ende Jahr eine Variante auf dem Tisch liegt. Und egal welche es dann sein wird: Das letzte Wort wird das Parlament haben.
Diese Antwort stellt die Interpellanten nicht wirklich zufrieden. Die Stadt würde zwar alle Optionen detailliert darlegen, schreibt Florian Eberhard, Co-Präsident der SP/JSP-Fraktion auf Anfrage. Aber: «Wir sind nicht einverstanden mit der teilweise implizit erkennbaren Gewichtung der Kriterien.» Für die Stadt würde der Fokus ganz klar auf dem finanziellen Ertrag liegen, kritisiert er. Bei allen Optionen würden die finanziellen Auswirkungen in den Vordergrund gerückt werden. Dabei seien «städtebauliche Kriterien» viel höher zu gewichten. Für die Genossen ist klar: Die Kirchgasse soll wieder zum kulturellen Zentrum werden. Deshalb sollen in den beiden Gebäuden das Kunstmuseum und die neue städtische Bibliothek untergebracht werden. Inwiefern das machbar sei, sei möglichst rasch durch die Stadt zu klären. Den Verkauf der Liegenschaft schliesst die SP/JSP-Fraktion kategorisch aus.
Die Antwort des Stadtrats auf die Interpellation findet sich hier: