Olten
Wie lange gibts den Oltner Monatsmarkt noch?

Am ersten Montag im Monat fahren jeweils die Marktfahrer in der Oltner Innenstadt auf — doch der Monatsmarkt kämpft ums Überleben.

Fabian Muster
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Ein Verkäufer probiert einem Kunden einen Gurt an.

Ein Verkäufer probiert einem Kunden einen Gurt an.

Bruno Kissling

Das Angebot am ersten Oltner Monatsmarkt des Jahres 2016 lässt sich eigentlich sehen: Von Kleidern über Elektronikzubehör bis zu Esswaren gibt es einiges, was das Kundenherz höher schlagen liesse. Hört man sich aber auf dem Monatsmarkt in der Innenstadt um, wie gut die Geschäfte laufen, tönt es meistens so: «Könnte besser sein», «bisher ist es noch ruhig», «es läuft nicht so gut.»

Kein Blatt vor den Mund nimmt Beat Loosli aus Huttwil BE, der mit seinen Woll- und Fellwaren schon seit über zehn Jahren am Oltner Monatsmarkt präsent ist: «Die Besucherzahl am Markt ist katastrophal.» Wenns so weitergehe, gebe er dem Markt vielleicht noch fünf Jahre, bis man darüber diskutieren müsse, ob es ihn noch brauche oder nicht. Ins gleiche Horn bläst Walter Notz aus Ettiswil LU, der Käse- und Wurstwaren verkauft: «Es ist ein relativ schwacher Markt mit keinem Herz.» Notz wollte in diesem Jahr eigentlich schon kürzer treten, hofft nun aber mit einem neuen Standplatz direkt vor dem Warenhaus Coop City auf mehr Laufkundschaft. Einer, der den Markt schon abgeschrieben hat, ist Stef Dietschi, Wirt in der Café/Bar Gryffe an der Kirchgasse: Er hatte einst extra am Montag geöffnet, um mit seiner Gartenbeiz für den Markt mehr Kunden anzuziehen. Mittlerweile hat er das aufgegeben: «Wenn die Kunden den Monatsmarkt nicht mehr wollen, solls die Stadt halt bleiben lassen.»

Damit kämpfen die Marktfahrer

Zu schaffen macht dem Warenmarkt zum einen das angebliche Schmuddelimage: überhöhte Preise zu schlechter Qualität. «Bei einigen Ständen würde ich jetzt selbst nichts kaufen wollen», sagt André Gerber aus Täuffelen BE, der sein Gewürze- und Bouillon-Sortiment fein säuberlich auf weissem Tuch ausgestellt hat und erstmals am Monatsmarkt vertreten ist. Zum anderen sind die Marktfahrer überzeugt, dass der Online-Handel ihnen die Kunden wegnimmt. «Ich will nicht Zalando konkurrenzieren», sagt Vito Bretti, ein Kleiderverkäufer, halb im Scherz, halb im Ernst, wieso er seine Waren nur direkt am Stand verkauft.

Einige vife Marktfahrer haben allerdings bereits auf die Wettbewerber aus dem Netz reagiert und bieten ihre Produkte auf der eigenen Homepage feil. Der bereits erwähnte Gewürz-Händler Gerber kann diesen Januar ein Umsatzplus von satten 35 Prozent bei den Web-Verkäufen verzeichnen. Seinen Stand nutzt er nicht nur, um Waren zu verkaufen, sondern auch, um neue Kunden zu gewinnen, die dann später per verteilter Broschüre oder Website bestellen.

Einen anderen Weg geht das Ehepaar Peter vom S’Tüechli-Huus aus Däniken, die seit Jahrzehnten auf dem Monatsmarkt Bettwäsche oder Tischdecken anbieten: Sie leben von der Stammkundschaft, welche für ein Nischenprodukt oft extra in die Stadt fährt. «Wir Marktfahrer müssen eigentlich so sein wie Aldi oder Lidl bei den Detaillisten: gute Qualität zu günstigen Preisen», sagt Roswitha Peter.

Andere glauben an die Zukunft des Oltner Marktes: Kurt Gwerder aus Bütschwil SG, den man mit seinen Dusch-WCs eher an einer Messe erwarten würde, schätzt die angenehme Atmosphäre: «Ich gehe lieber an Märkte, weil an Messen die Standmiete viel höher ist.» Verkauft er ein Dusch-WC, hätte sich sein Tag bereits gelohnt. Der Laufmeter pro Stand in Olten kostet inklusive Strom 10 Franken.

Um den Monatsmarkt attraktiver zu gestalten, hat die Stadt bereits gehandelt: Das Markt-Areal wurde verkleinert, um leere Standplätze zu vermeiden. Doch Christoph Koch, der als Bereichsleiter Gewerbe, die Standplätze zuteilt, sind oft die Hände gebunden: Gesetzlich dürfen keine frisch zubereiteten Lebensmittel verkauft werden, um die einheimische Gastronomie nicht zu konkurrenzieren. Und eine Idee, welche ein Marktfahrer aufgebracht hat, erteilt er eine klare Absage: «Den Monatsmarkt mit dem Wochenmarkt zusammenzulegen geht nicht, weil es in der Innenstadt dafür zu wenig Platz hat.» Ob dieses Argument in fünf Jahren mit wohl weniger Marktständen noch sticht?