Comedy
Wider die Wirklichkeit mit Comedia Zap

Das erste abendfüllende Stück von Didi Sommer und Cécile Steck aus Starrkirch-Wil zieht alle komödiantischen Register und verführt mit ungebremstem Einfallsreichtum.

Isabel Hempen
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Komiker-Duo Cécile Steck und Didi Sommer in ihrem ersten abendfüllenden Stück «Bitte wenden».

Komiker-Duo Cécile Steck und Didi Sommer in ihrem ersten abendfüllenden Stück «Bitte wenden».

In Zeiten, in denen einem selbst bei Satire das Lachen im Hals stecken bleibt, gehen Didi Sommer und Cécile Steck von Comedia Zap humoristisch ganz andere Wege: Sie blenden die Wirklichkeit völlig aus. Und nehmen die Zuschauer mit in eine fantastische Parallelwelt, wo vieles mehr ist, als es auf den ersten Blick zu sein scheint, und wo vieles möglich ist, was man nicht für möglich hält. Eine beglückende Erfahrung.

«Bitte wenden» wurde im komplett ausverkauften Schwager Theater aufgeführt und ist das erste abendfüllende Stück des Komiker-Duos aus Starrkirch-Wil. Es handelt von der Kioskfrau Olga, die für die englische Queen Elizabeth schwärmt und vom allein Leben in ihrer altbackenen Wohnung überhaupt etwas kauzig geworden ist. Ein Sonderling ist aber auch der very British Herr Bridgewater, der plötzlich bei ihr auftaucht – wie sich herausstellt, hat er sich in der Adresse geirrt. Das hindert ihn jedoch nicht daran, sich bei Olga einzuquartieren. Ganz zu deren Freude. Die beiden, schüchtern und sich stets höflich siezend, aber sichtlich voneinander angetan, beschliessen, gemeinsam zum 51. Breitengrad aufzubrechen. Dort nämlich steht der Buckingham Palace. Olga bäckt in ihrem antiken Röhrenradio noch schnell ein Paar Pantoffeln, die sie der Queen als Gastgeschenk mitbringen möchte.

Multifunktionale Kulisse

Ja, Sie haben richtig gelesen. In Olgas Wohnung, die im Laufe der Geschichte zur Kulisse einer abenteuerlichen Spritztour wird, übernimmt jeder Gegenstand gleich mehrere Funktionen. Wenn Olga ein paar Eier ins Radio wirft, kommen eben gebackene Pantoffeln oder auch ein Stück Kuchen raus. Die Spaghetti, die sie kocht, sind zwar schaurig solid, aber für pantomimische Zwecke eignen sie sich hervorragend. Und während Olga schläft, führt das schief hängende Gemälde an der Wand ein merkwürdiges Eigenleben.

Herr Bridgewater indes, seines Zeichens Varietékünstler, funktioniert seinen Koffer zum Bühnenbild für ein Schattenspiel um und erweckt allein mit seinen Händen Schildkröten, Hirsche und Hasen zum Leben sowie einen Herrn, der seinem entflogenen Toupet nachstellt. – Theater im Theater, sozusagen. Anschliessend baut er Olgas Sofa zu einem Automobil um und die Reise zum 51. Breitengrad kann losgehen.

Gleich einem Stummfilm

Sämtliche komödiantischen Register zieht das Duo Sommer/Steck, auch solche, von denen man vielleicht gar nicht ahnte, dass es sie gibt. Kein Wunder, die beiden kommen aus der Zirkus- und Bewegungstheaterszene. Den Bühnenrequisiten sind ebenso keine Grenzen gesetzt; die Fahrt im Auto etwa wird plastisch erlebbar durch Landschaft, die auf einer Leinwand im Hintergrund vorbeizieht. Jede Wendung in der Geschichte überrascht wieder von Neuem, nichts ist absehbar, vieles erhält seine Komik durch die aberwitzigen Details. Slapstick, Pantomime, Parodie, Schattenspiel, Clownesques, Begleitmusik, alles kommt in «Bitte wenden» zusammen. Und vermischt sich zu einem Gesamtkunstwerk, das in seiner Ästhetik einem Stummfilm gleicht. Denn gesprochen wird zwar, aber das Gesagte bleibt doch nebensächlich.

Fantastische Verspieltheit

Wussten die Zuschauer anfangs noch nicht, wie sie auf die ungewohnte Theatererfahrung reagieren sollten, konnten sie bald vor Lachen nicht mehr an sich halten. «Sehr spannend» fand Zuschauerin Ursula Näf aus Olten etwa die Darbietung: «Es ist vielseitig, einfalls- und abwechslungsreich – die Kreativität zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Stück», meinte sie. Auch Roland Biedermann und Bernadette Gaudin Biedermann aus Dulliken waren begeistert: «Unterhaltsam und aufheiternd – besonders kreativ ist auch die Neuinterpretation von Dingen, etwa wie das Radio zum Backofen wird», waren sich beide einig. Die Liebe zum Detail und die fantastische Verspieltheit – damit nahmen Comedia Zap das Publikum für sich ein.