Olten
Wenn das Auge krank ist: Spezialisten über Behandlungsmöglichkeiten

An einer öffentlichen Tagung in Olten informierten Heinrich Gerding, Helga Reinshagen und Christian Depner über Augenkrankheiten und damit verbundene Korrekturen.

Urs Amacher
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Christina Fasser, die Geschäftsführerin der Retina Suisse, mit dem Augenarzt Heinrich Gerding

Christina Fasser, die Geschäftsführerin der Retina Suisse, mit dem Augenarzt Heinrich Gerding

Die Vereinigung Retina Suisse lud am letzten Freitag zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung ein. Retina Suisse ist eine Selbsthilfeorganisation von Menschen mit Erkrankungen an der Netzhaut des Auges. Über hundert Mitglieder und weitere Interessierte folgten der Einladung ins Oltner Hotel Arte.

Diese Gesprächsrunde mit vier Fachreferaten fand in Zusammenarbeit mit der Solothurner Beratungsstelle für Sehbehinderte und parallel zur (ophthalmologischen) Tagung der Augenärzte (OTO), die von der Klinik Pallas organisiert wurde, statt. Diese Privatklinik stellte denn auch die Referenten.

Vortrag über Makula-Degeneration

Die Veranstaltung eröffnete Heinrich Gerding mit einem Vortrag über die altersbedingte Makula-Degeneration (AMD). Gerding ist Facharzt für Augenheilkunde und klinischer Direktor der Pallas. Er erklärte, was im menschlichen Sehorgan abläuft, wenn es an der AMD erkrankt. Auf der Netzhaut (Retina) des Auges befindet sich im Zentrum des gelben Flecks (Makula lutea) eine kleine Vertiefung (Fovea, Sehgrube). Hier liegt die Stelle des schärfsten Sehens.

Im Laufe des Alterungsprozesses können sich Ablagerungen in den lichtempfindlichen Zellen (Fotorezeptoren) der Fovea bilden. Dadurch funktioniert der Stoffwechsel, das heisst deren Versorgung mit Sauerstoff oder Nährstoffen, nicht mehr richtig. In der Folge sterben die für das Sehen entscheidenden Fotorezeptoren in der Makula langsam ab, es tritt eine Degeneration der Makula ein. Bei rund 15 Prozent der von der AMD betroffenen Augen schwillt die Netzhaut aufgrund zu viel eingelagerter Feuchtigkeit an (feuchte AMD).

Vorbeugung und Behandlung

Als Prophylaxe kann nur eine allgemein gesunde Lebensweise empfohlen werden; eine spezielle Ernährung oder künstliche Nahrungsergänzungen bringen nichts. Hingegen kann man mit Nikotinabstinenz der Makuladegeneration vorbeugen, weil rauchen das Risiko, an der AMD zu erkranken, deutlich erhöht. Zur Behandlung der AMD existieren wirksame zugelassene Medikamente nur für die feuchte Form. Hier gibt es Spritzen gegen das Anschwellen der Netzhaut. Einmal abgestorbene Sehzellen können nicht reaktiviert werden, das injizierte Medikament kann die Degeneration der Makula jedoch verlangsamen.

Helga Reinshagen, die Leitende Ärztin in der Oltner Augenklinik Pallas, referierte über den Grauen Star. Vor allem altersbedingt wird die Augenlinse trübe und immer undurchsichtiger. Die betroffene Person sieht die Umwelt wie durch den Schleier eines Wasserfalls und erhält einen starren Blick – daher die Bezeichnung Star(r). Sinkt die Sehschärfe unter 60 Prozent, bleibt als Abhilfe die Entfernung der trüben Linse. Mit Ultraschall wird die Augenlinse zerkleinert und anschliessend abgesaugt. An ihren Platz im Auge wird eine Kunststofflinse eingesetzt. Dabei gibt es Linsen, welche auf eine bestimmte Brennweite (monofokal) oder mehrere Brennweiten (multifokal) eingestellt werden. Die multifokale Linse hat den Vorteil, dass das Sehen auf mehreren Ebenen möglich ist und der Patient keine Brille fürs Lesen beziehungsweise für die Ferne benötigt; dafür ist das Kontrastsehen eingeschränkt.

Lidkorrektur ein häufiger Eingriff

Christian Depner, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie der Artemedic Zürich, beleuchtete das Thema Lidkorrektur. Nach laserchirurgischen Eingriffen bei Altersflecken, Narben oder Falten und Fettabsaugen ist die Operation am Augenlid der dritthäufigste Eingriff der plastischen Chirurgie. Nicht bloss eine Schönheitsoperation ist die Lidkorrektur, wenn das schlaffe Augenlid die Augenlinse zu verdecken beginnt und das Gesichtsfeld einschränkt.

Christina Fasser, die Geschäftsführerin von Retina Suisse, gab einen Überblick über die Therapien für die erbliche Netzhautdegeneration. Sie konnte von inzwischen sechzehn Therapieversuchen auf den verschiedensten Gebieten berichten. Insbesondere bei den implantierten Netzhautchips, die eine Art künstliches Sehen ermöglichen, wurde viel geforscht. In der Pipeline sind auch Medikamente, welche das Absterben der Netzhaut und damit den Verlust der Sehkraft verlangsamen. «Die Resultate machen Mut», fasste Christina Fasser ihre Ausführungen zusammen. «Wir sind noch nicht am Tunnelende, aber wir sehen sein Licht.»