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Vor Derby FC Olten gegen FC Dulliken: «Im Ernst, zu einer Fusion wird es niemals kommen»

Der kleine FC Dulliken hat dem grossen FC Olten in dieser Saison bislang den Rang abgelaufen. Als Tabellenzweiter steigen die Niederämter morgen im Kleinholz ins zweite Derby der Saison (Spielbeginn um 14.30 Uhr). Es wird eine heisse Affiche zwischen zwei formstarken Equipen. Das Vorspiel gehört heute den Präsidenten.

Raphael Wermelinger
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Die beiden Präsidenten Claudio Richard (links, FC Olten) und Ueli Schenk (FC Dulliken) nahmen unter der Woche schon mal die Platzverhältnisse im Kleinholz unter die Lupe.

Die beiden Präsidenten Claudio Richard (links, FC Olten) und Ueli Schenk (FC Dulliken) nahmen unter der Woche schon mal die Platzverhältnisse im Kleinholz unter die Lupe.

BRUNO KISSLING

Drei Tage vor dem Derby zwischen dem FC Olten und dem FC Dulliken lernten sich die beiden Klubpräsidenten kennen. Weil Claudio Richard erst seit letztem Oktober Präsident des FC Olten ist. Er und Ueli Schenk waren sich auf Anhieb sympathisch, sie sparten sich die Rivalität für den Sonntag auf.

Vergleich FC Olten gegen FC Dulliken über mehrere Jahre

Vergleich FC Olten gegen FC Dulliken über mehrere Jahre

Wer gewinnt morgen das Derby?

Ueli Schenk: Wir!

Claudio Richard: Ich sage Olten.

Der FC Dulliken liegt auf dem 2. Platz, Olten auf dem 8. Die Favoritenrolle scheint klar vergeben.

Schenk: Ich sehe keinen Favoriten. Die Differenz ist ja nicht gross. Wir liegen nur fünf Punkte vor Olten. Die Spiele waren in den letzten Jahren immer eng. Olten hat in der Vorrunde gegen uns gewonnen, wir haben also noch etwas gutzumachen.

Wie ist die Rollenverteilung aus Oltner Sicht?

Richard: Ich sehe uns ganz leicht als Aussenseiter. Aber eben, es ist ein Derby. Da gehen beide Mannschaften bis zum Letzten. Kleine Fehler werden entscheiden. Deshalb ist es sehr schwierig, eine Prognose zu machen.

Sind Sie eifersüchtig, wenn Sie auf die Tabelle schauen?

Richard: Nein. Ich sage immer, dass wir auf uns schauen müssen. Alles andere bringt nichts. Jeder steht dort, wo er es verdient hat zu stehen. Eifersucht ist da fehl am Platz.

Aber der FC Olten wäre gerne vor Dulliken?

Richard: Klar, das schon (lacht). Schliesslich ist ja schon eine Rivalität vorhanden.

Gibt es Schadenfreude aufseiten des FC Dulliken?

Schenk: Nein, aber Genugtuung. Wenn Olten gegen den Abstieg kämpfen müsste, würde mich das belasten. Wir haben im Moment eine Hammer-Gruppe in der 2. Liga inter mit etlichen Derbys, die uns Klubs viele Zuschauer bringen. Es wäre schade, wenn ein Klub aus der Region absteigen würde. Das betrifft auch Grenchen und Subingen. Optimal wäre, wenn wir am Ende auf Platz zwei wären und Olten mit einem Punkt Rückstand auf Platz drei landen würde.

Können die Klubs etwas voneinander abschauen?

Richard: Die beiden Vereine sind in unterschiedlichen Positionen. Der FC Dulliken ist sicher in der besseren Lage. Wir kämpfen immer noch mit finanziellen Altlasten, das ist stadtbekannt. Man kann die Klubs nicht vergleichen. Der 2. Platz zeigt natürlich, dass sie viel richtig machen.

Schenk: Olten hat sicher das bessere Spielfeld. Auch die Tribüne macht etwas her. Ich habe früher immer am liebsten im Kleinholz gespielt. Mir fällt aber auf, dass die Junioren nicht mehr so stark sind. Früher dominierte der FC Olten im Nachwuchsbereich. Das sehe ich mit Wehmut. Ansonsten kann ich nicht gross hinter die Kulissen des FC Olten blicken.

Sind die Junioren ein Problem beim FC Olten?

Richard: Ganz zufrieden bin ich tatsächlich nicht. Mich stört, dass wir jedes Jahr die besten Junioren an Teams wie die Gäu Selection oder auch an den FC Aarau verlieren. Irgendeinmal steht man mit leeren Händen da. Die Jungen sollen gefördert werden, aber es kann nicht sein, dass der Klub wegen Spielermangels plötzlich eine ganze Mannschaft zurückziehen muss.

Schenk: Ich war auch nie ein grosser Freund dieser Gruppierungen. Die jungen Spieler kommen dadurch noch früher in den Wander-Rhythmus. Ihnen fehlen die Wurzeln des Stammvereins. Das spürt ein Klub später bei den Aktivmannschaften und den Senioren und Veteranen. Es gibt kaum noch Spieler, die ihre ganze Karriere nur bei einem Verein verbringen. So gehen die Klubs kaputt.

Richard: Der Vereins-Spirit geht dadurch verloren. Wir mussten in den letzten Jahren immer drei, vier Spieler abgeben. Sogar vom FC Solothurn kommen ständig Anfragen für junge Spieler. Ich sage es nochmals, Jugendförderung muss sein, aber es muss eine bessere Balance geben.

Bei Dulliken sind im Moment fünf eigene Junioren im Kader der
ersten Mannschaft. Reicht das?

Schenk: Wir haben ja zusätzlich sehr viele Spieler aus der näheren Umgebung. Zum Beispiel die Corti-Brüder, die in Obergösgen aufwuchsen. Andere Spieler wurden zwar nicht beim FC Dulliken ausgebildet, haben aber eine Dulliker Vergangenheit wie etwa Hazir Zenuni. Wir haben schon ein paar gute Junge. Und der Trainer hat auch den Auftrag, dass diese noch mehr Spielpraxis bekommen, sobald wir rechnerisch nicht mehr absteigen können. Nur mit eigenen Junioren in der 2. Liga inter anzutreten, das kann man aber vergessen. Wir bauen eigene Junioren ein, aber nicht auf Kosten des Abstiegs.

Im Kader der Oltner findet man ein paar Spieler mehr, die vom Klub selber ausgebildet wurden.

Richard: Darauf können wir sicher stolz sein. Ein Grund dafür ist, dass wir bei den Aktiven in den letzten Jahren fast keine Abgänge hatten. Das Ziel muss sein, dass wir die erste und die zweite Mannschaft jedes Jahr mit eigenen Junioren füttern können. Doch aufgrund der Abgänge bei den Junioren ist das im Moment nicht so einfach. Wenn ein Jahrgang fehlt, verliert man sofort zwei, drei Jahre.

Ein grosses Problem vieler Klubs sind auch die schwindenden Zuschauerzahlen.

Schenk: Also, wir haben nicht wenig Zuschauer. Der Schnitt liegt bei 240 – und Grenchen, Zofingen und Subingen kommen noch zu uns in der Rückrunde. So werden wir unseren Schnitt wahrscheinlich sogar noch erhöhen können. Wir bieten aber auch etwas. In 14 Spielen haben wir 36 Tore geschossen.

Richard: Wir haben teilweise zwar auch 200 bis 300 Zuschauer. Zufrieden bin ich aber nicht. Vielleicht kommt ja jetzt etwas mehr Publikum, da der EHC Olten draussen ist.

Schenk: Ich bin fest davon überzeugt, dass morgen 400 bis 500 Zuschauer ans Derby kommen.

Mit dem Erstligisten Wangen gibt es in der Region noch einen grösseren Player, der aber um den Ligaerhalt kämpft. Was wünscht Ihr dem FC Wangen?

Richard: Für die Region wäre es wohl besser, wenn Wangen oben bleiben würde. Andererseits gäbe es in der 2. Liga inter in der nächsten Saison eine noch spannendere Gruppe, wenn Wangen absteigt.

Schenk: Die Region braucht ein Zugpferd. Dieses müsste in meinen Augen eigentlich der FC Olten sein. Es ist schon erstaunlich, wie souverän sich Wangen seit Jahren in der 1. Liga halten kann. Da muss man den Hut ziehen. Wenn sie absteigen, habe ich aber Angst um den Klub.

Wird die 1. Liga für Dulliken oder Olten in den nächsten Jahren ein Thema?

Richard: Nur schon aus finanzieller Sicht definitiv nicht.

Schenk: Nein, dafür reicht unser Unterbau nicht aus. Ein Erstligist sollte Junior-League-Teams stellen können. Das liegt für uns nicht drin.

Wie würden Sie die Beziehung zwischen den beiden Klubs beschreiben?

Richard: Es ist eine schöne Konkurrenzsituation. Ich kann nichts Schlechtes sagen über den FC Dulliken.

Schenk: Jetzt kennen sich ja schon mal die Präsidenten, ein guter Anfang (lacht). Im Ernst, zu einer Fusion wird es niemals kommen, beide Klubs schauen in erster Linie für sich.