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Finja Basan und Jamie Mahlstein starteten während des Lockdowns einen Oltner Podcast unter pfiffigem Namen. Die Themenpalette ist breit gefächert.
Schon als ich mich dem Tisch nähere, strahlen mich die beiden an. Sofort baut sich eine ruhige, fast vertraute Atmosphäre auf. Finja Basan und Jamie Mahlstein berichten über ihr gemeinsames Projekt, den Podcast «Pferde Cordon Bleu Hawaii», einer Mediendatei über das Internet erreichbar.
Zuerst einmal, wie kam Euch die Idee zu einem Podcast?
Finja: Wir reisen viel zusammen, da haben wir vor dem Zelt oder am Strand immer gute Gespräche geführt. Die Idee, einen Podcast zu machen – wir hören beide auch selbst Podcasts – bestand schon eine Weile.
Jamie: Während des Lockdowns hatten wir endlich Zeit und haben das dann auch recht spontan auf die Beine gestellt. Durch unsere Unterschiede – Finja als Deutsche, ich als Schweizerin – macht das den perfekten Mix.
Wie kommt Ihr auf den Namen «Pferde Cordon Bleu Hawaii»?
Finja: Als ich in die Schweiz kam, arbeitete ich in einem Restaurant. Dort hatte ich dann meinen ersten richtigen Kulturschock: Jemand hat ein Pferde Cordon Bleu bestellt. Das kannte ich bis dahin nicht – und zudem war ich Veganerin.
Jamie: Der Name symbolisiert auch unsere Unterschiedlichkeit: Was für mich normal ist, war und ist für Finja zum Teil unvorstellbar und umgekehrt. Hawaii ist zudem eine Anspielung auf unser Reisefieber. Ausserdem haben wir bewusst einen speziellen Titel gewählt. Die Leute dürfen gern hängenbleiben und sich wundern.
Wie läuft das denn ab, wie seid Ihr organisiert?
Finja: Wir nehmen einmal die Woche auf, meistens dienstags. Bis jetzt waren wir in meinem Wohnzimmer, letzte Woche bei Jamie im Garten. Das verschafft eine persönliche und lockere Atmosphäre, besonders wenn wir Gäste haben. Alles in allem – also Vorbereitung, Aufnehmen und Hochladen, immer am Sonntag 9.00 Uhr – kostet uns der Podcast etwa zweieinhalb Stunden Aufwand pro Woche. Wenn wir Gäste empfangen, treffen wir uns immer schon eine Stunde vorher und je nach Thema ist Eigenrecherche nötig.
Jamie: Wir versuchen, momentan mobiler zu werden. Unser Ziel ist es, auch in der Umgebung um Olten, teils bis nach Zürich, den Podcast aufnehmen zu können. Wenn wir ein Thema haben, macht sich zuerst jeder für sich Gedanken, dann besprechen wir das zusammen. Vieles passiert aber spontan: Die besten Einfälle kommen während des Gesprächs.
Wie findet Ihr die Themen?
Finja: Manchmal fällt uns einfach auf, «hey, darüber müssten wir mal reden». Meistens was aktuell oder spannend ist. Wir ordnen das auch in Kategorien, die wir abwechseln: Mal gibt’s eine Foodfolge, mal geht’s um Studium oder Karriere.
Jamie: Uns geht es vor allem darum, alternative Wege aufzuzeigen. Berufe oder Laufbahnen, die vielleicht nicht ganz der Norm entsprechen, die aber trotzdem oder gerade deshalb interessant zu ergründen sind.
Wie kommt Ihr zu Euren Gästen?
Jamie: Die laufen einem über den Weg. Mittlerweile bekommen wir auch Empfehlungen. Aber vieles geschieht durch den eigenen Bezug, beispielsweise hatte ich mit meinem Piercer, der mir mein Nasenpiercing gestochen hat, ein interessantes Gespräch. Den haben wird kurzerhand als Gast eingeladen. Finja: Für die Gäste selbst ist es ja auch spannend. Im Gespräch können wir alle voneinander lernen. Bald haben wir beispielsweise auch eine Jakobswegläuferin in unserem Podcast. Da wir bald selbst eine Etappe laufen, passt das natürlich ideal. Unser Ziel ist es, das Gebiet auszuweiten: Gastauftritte nicht mehr nur lokal, sondern bis nach Zürich sind bereits geplant.
Wer hört denn aktiv Euren Podcast?
Finja: Es hören viele Freunde und Bekannte zu. Schön zu sehen ist auch, dass es in etwa gleich viele Schweizer und deutsche Zuhörer gibt, sogar einige aus Amerika. Meine Eltern hören auch mit, die sind meine grössten Kritiker (lacht). In Deutschland sind die Podcasts verbreiteter als in der Schweiz. Die Leute hier müssen erst noch für dieses Medium sensibilisiert werden.
Jamie: Ja, meine Familie hört weniger zu, weil sie mit dieser Art Medium noch nicht vertraut ist. Ein Podcast erfordert eine ganz andere Nutzungsart. Praktisch ist, wenn gleichzeitig noch etwas anderes gemacht werden kann: aufräumen, Auto oder Zug fahren oder kochen.
Was wollt Ihr mit Eurem Podcast vermitteln?
Finja: Olten wird oft etwas belächelt. Wir wollen zeigen, dass es auch in einer Kleinstadt viele spannende Geschichten gibt. Diese schaffen auch andere Blickwinkel, eröffnen neue oder untypische Wege oder zeigen den Leuten, dass es auch anderen so geht. Da schöpfen wir auch aus unseren persönlichen Erfahrungen: Einen anderen Weg zu gehen erfordert Mut.
Jamie: Ich wurde selbst von Podcasts inspiriert und wollte so auch andere Leute inspirieren. Unsere Aufnahmen sollen vergleichbar sein mit Gesprächen, die man im Café heimlich vom Nachbartisch aufschnappt – nur eben mit Erlaubnis; man ist zwar selbst kein Teil davon, überlegt aber trotzdem mit.
Was bedeutet der Podcast für Euch persönlich?
Jamie: Ein Podcast ist ein geeignetes Medium, um an die Leute zu appellieren. Er erreicht eine längere Aufmerksamkeitsspanne als etwa ein Instagram-Post. Mit dem Gesprächspartner, ob jetzt Finja oder ein Gast, bildet sich ein Reflexionsprozess.
Finja: Der Podcast ermöglicht uns, unsere eigene Meinung zu vertreten und gemeinsam durch den Austausch mit uns und unseren Interviewpartnern, oder mit den Hörern im Nachhinein, neue Definitionen zu finden. Zum Beispiel haben wir bis zu der Folge über Bauch- und Kopfmenschen noch gar nicht so genau gewusst, was diese Begriffe denn genau definiert bedeuten.
Was bekommt Ihr für Rückmeldungen?
Finja: Viel Positives und auch konstruktive Kritik. Es wird wie gesagt auch über die Themen weiter diskutiert. Schön ist, dass unsere Zuhörer auf Fragen, die wir im Podcast an sie gestellt haben, antworten.
Jamie: Wir bekamen auch eine erfreuliche Rückmeldung von einer Krankenschwester, die in Nachtschichten arbeitet. Für sie ist der Podcast wie dieses Gespräch am Nachbartisch, dem sie zuhören kann. Wir haben sogar schon unser erstes Fan-Art bekommen.
Und Euer Podcast wird so weitergeführt?
Finja: Ja, solange es uns Spass macht. Wir haben noch so viele Ideen. Auch der interaktive Aspekt kommt immer mehr ins Rollen. Das bereitet uns natürlich Freude.
Jamie: Wir bekommen auch immer mehr Empfehlungen. Die Leute wissen mittlerweile, dass wir da sind.