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Am Sonntag konnte man im Hotel Arte in Olten Tiere entdecken, die vielen ein «Igitt» entlocken. Mut wurde verlangt, eine Vogelspinne anzufassen.
«Dann befahl Gott: ‹Die Erde soll Leben hervorbringen. Vieh, wilde Tiere und alles, was auf dem Boden kriecht.›» (1. Buch Moses, 1, 24). Im zweiten Kapitel der Genesis erhält der Mensch den Auftrag, den Tieren Namen zu geben, dem Vieh, den wilden Tieren und den Vögeln. Heute gibt es nur noch wenige, die so an die Schöpfungsgeschichte glauben. Nichtsdestotrotz ist man immer wieder fasziniert, wie viele Geschöpfe auf dieser Erde leben.
Was die Namen betrifft, so sind einige wahre Zungenbrecher, die Wissenschaft will es wohl so. So ziert sich der Hundertfüssler mit dem Namen ‹Scolopendra subspinipes subspinipes›. Er hat wenigstens einen deutschen Namen, der über eine seiner Eigenschaften Auskunft gibt. Der in Afrika heimische Skorpion ‹Opistophthalmus glabrifons› ist so selten, dass er keinen für uns verständlichen Namen hat.
Mit seiner Ausstellung «Insectophopie» will Giovanno Neigert aufklären und Vorurteile abbauen. Mit Schautafeln und kurzen Texten zeigt er auf, dass die wenigsten der ausgestellten Tiere gefährlich sind. Insbesondere Vogelspinnen haben einen schlechten Ruf. Ihr Gift ist aber kaum gefährlich und kann nur bei Menschen mit Allergien zu unerwünschten Reaktionen führen. Und während ein kleiner Yorkshireterrier auch anderen Leuten gefährlich werden kann, betreffen Bisse durch Spinnen meist nur die Halter. Neigert zeigt auch auf, wie die Tiere zu halten sind. Halter, die die Spinnen in Schächtelchen halten, sind ihm ein Dorn im Aug.
Schon um zehn Uhr kamen Männer und Frauen und viele Kinder, um die exotischen Schönheiten zu bewundern. Schön sind sie nämlich, ohne Zweifel. Die farbenprächtige Halloweenkrabbe zum Beispiel weist einen schwarzen Panzer mit weissen Flecken, lilafarbene Scheren und orange Beine auf. Das wunderschöne Tier ist aber auch sehr scheu und versteckt sich gerne. Schwer auszumachen sind auch verschiedene Insekten, sie sind Meister der Tarnung, so die Stabschrecken oder die Gespensterschrecken.
Es gibt sie natürlich, die Spinnen, deren Bisse dem Menschen gefährlich werden, ja tödlich enden können. Die Gefahr, von einem Blitz getroffen zu werden, ist aber immer noch höher, als wegen des Gifts einer Spinne zu sterben. Diese Spinnen waren aber nur in einem Film aus Australien zu sehen, so wie etwa die Trichternetzspinne.
Im Film erfuhr man auch Details zum Paarungsverhalten. Ganz unbekannt ist dies zwar nicht, die meisten wissen, weshalb die Schwarze Witwe ihren Namen hat. Die Männchen scheinen aber durchaus lernfähig zu sein. So beglückt das Weissschwanzmännchen das Weibchen, während dieses am Fressen ist. Die Männchen laufen aber immer Gefahr, die Flitterwochen nicht zu überleben und als Mahlzeit des Weibchens zu enden.
Um so zu guter Letzt als erste Nahrung der eigenen Sprösslinge zu dienen. Aber was wichtig ist: Spinnen greifen Menschen nicht an, verbreiten keine gefährlichen Krankheiten und sind so wichtig für das ökologische Gleichgewicht. Würde man sie ausrotten, würden zum Beispiel Moskitos, die für den Menschen wirklich gefährlich sind, überhandnehmen.
Neigert lebte als Kind in der Nachbarschaft einer Zoofachhandlung. Dort durfte er schon früh aushelfen und faszinierte sich für die fremde Welt der Spinnen und Insekten. Im Alter von 14 Jahren war er stolzer Besitzer seiner ersten Spinne. Heute stehen rund hundertfünfzig Terrarien bei ihm zu Hause. Auch wenn einem beim Betrachten der behaarten Krabbeltiere zuweilen ein Schauer über den Rücken lief, sind sie einem wenn auch nicht lieb, aber doch näher gekommen.