Im Rahmen der Oltner Tanztage war am Freitagabend in der Schützi Philippe Saires Stück «Utopia Mia» zu sehen. Sehnsucht nach Freiheit, nach Unabhängigkeit, nach Liebe und sogar noch mehr waren zu erleben.
Was bleibt noch von früher in Erinnerung? Diese Frage stellt sich der bekannte Lausanner Choreograf Philipp Saire, wenn er den Mai 1968, Woodstock und Flower-Power in seiner Erinnerung aufsteigen lässt: Hoffnungen und Ideen, faszinierende Wunschwelten, Visionen im schönsten Sinne des Wortes, und wenn man zurückblickt, dann verschieben sich viele Inhalte, bekommen Fakten eine andere Dimension.
In seinem Tanzstück «Utopia Mia» hat Philippe Saire diese Thematik choreografisch grandios verarbeitet. Man erlebte Erinnerungsbilder, die keine Wertungen in sich trugen, die mit dem Vergangenen als auch mit dem Gegenwärtigen spielten.
Er schuf mit den zwei Tänzerinnen und den drei Tänzern Maite Jeannolin, Fabio Bergamaschi, Antonio Montanile, Lee Davern und Raphaelle Teicher Tanzbilder voller Faszination.
Der Bühnenraum hatte unterschiedliche Ebenen, eine Rampe stieg im Hintergrund auf. Sie gab die Möglichkeit, in den Raum hineinzugleiten oder auf der Rampe liegen zu bleiben. Alternativen, die im wechselnden Lichtspiel ihren Zauber hatten.
Sehnsucht nach Freiheit, nach Unabhängigkeit, nach Liebe, nach dem Fallenlassen aller einengenden Hüllen, von den Kleidern bis hinein in die menschlichen Beziehungen, waren zu erleben. Tänzerisch grandios umgesetzt, mit viel Zärtlichkeit, mit viel Temperament und auch mit einem Schuss Provokation, aber nie im verletzenden Sinn. Vieles blieb im Raume hängen.
Das Publikum im Kulturzentrum Schützi erkannte, dass da Dinge zum Vorschein kamen, die menschlich einmal eine tiefe Bedeutung hatten, sich im Laufe der Geschichte veränderten und doch heute genau so wesentlich sind wie früher. Der Mensch besitzt die Begabung, vieles im Laufe seines Lebens zu verdrängen, und dann holt ihn die Erinnerung ein.
In «Utopia Mia» stellte sich Philippe Saire die Frage, was ist reell im Leben und was fusst auf einer Illusion? Er suchte die Antwort auf sein Utopia und erkannte, dass der Tanz eine wunderbare Möglichkeit ist, solchen Gedanken nachzugehen.
In fantasievollen, ungewohnten, humorvollen und auch besinnlichen Tanzabläufen erlebte man Utopia, einen Ort, den es eigentlich nicht gibt, nicht zu geben braucht. Mit der Musik der Beatles, der Rolling Stones, von Léo Ferré oder The Clash kam das Publikum wieder ins Träumen. Man tauchte ein in diese Welt, in der alles offen ist, und am Ende war man wieder am Anfang seiner Wünsche und Hoffnungen.
Oltner Tanztage. Heute Sonntag, 19 Uhr: New Ideas. Kulturzentrum Schützi, Olten.