Knapp 20 Vereine aus der Stadt werden an der Oltner Chilbi zu Beizern. Die meisten richten heiss an und polieren mit dem Chilbigewinn die Vereinskasse auf. Eine Tour durch Bratwurst, Hacktätschli, Raclettebrot und Älplermagronen.
Klar gibts Bahnen an der Chilbi und vielerlei Ablenkungen dazu. Deren tausend Lichter spiegeln sich jeweils in den Augen der Besucher, wenn sie durch die Gassen in Olten flanieren. Alles schön und gut. Aber die eigentlichen sozialen Treffpunkte bilden die vielen «Beizen und Verpflegungsstände», wie sie im Jargon der Chilbiadministration heissen. Sie sind Kristallisationspunkte der besonderen Art. Wo sich «tout Olten» trifft, gibts die schnelle, unkomplizierte Verpflegung und manchmal, ganz trendy, auch Hausgemachtes. Wos was Guets git? Diese Frage hat der erfahrene Chilbibesucher schon lange für sich entschieden. Er wills gerne ungezwungen und gmögig.
Für Laetitia Wüthrich von der Rätschwyber Zunft ist das ganz selbstverständlich. «Wir nehmen uns auch Zeit für die Gäste, legen Wert auf eine schöne Dekoration. Die Ambiance muss schon stimmen.» Seit 25 Jahren offerieren die Rätschwyber Raclettebrot. Die Erfahrungen damit sind gut. Damals habe man sich in der Zunft gefragt: Was gibts noch nicht im Angebot? Die Antwort – bekannt. Die Stammkundschaft ist mittlerweile dermassen vertraut, dass die Frauen wissen, wer wann kommt. «Und natürlich haben wir einen sehr guten Standplatz hier in der Schützi», sagt Laetitia Wüthrich. Quasi so etwas wie eine Poleposition im Rennen um Kundschaft. «Hier müssen einfach viele Besucher durch», so die Zunft-Säckelmeisterin.
Und wie tönts bei der Fröscheweid Zunft, die schon vier Jahrzehnte an der Chilbi dabei ist? Würste, Fackelspiess und Co. im Angebot, die ganze Zunft auf den Beinen. Auch sie kann auf viele Stammgäste zählen. «Die sind wichtig», sagt Zünfter Adrian Balz, «hier unten an der Peripherie.» Zu den Stammgästen gehören Gisela und Markus Spielmann aus Trimbach. Das Paar ist jedes Jahr dabei. «Zum einen wollen wir die Zunft unterstützen und zum andern mag ich Bratwurst», lacht Markus Spielmann. Einfache Kost eben. Ob Süsses zu Fleisch passt? Zum ersten Mal nämlich sind die «Läckerlis», eine Frauenfasnachtsclique, im Service dabei. Die dürfen als Gegenleistung das Zunftlokal der Fröscheweid nutzen. Eine saubere Abmachung? «Ja klar, der Deal geht für mich in Ordnung,» meint Läckerli Daniela Vögtlin.
Droben auf der Kirchgasse haben Sälizunft und Stadtmusik ihre Zelte aufgeschlagen: Serviert die Zunft in doch recht aufwendiger Manier hausgemachte Hacktätschli mit bayrischem Krautsalat, so vertraut die Stadtmusik seit gut 20 Jahren auf Raclette. «Erfahrungsgemäss gehen jährlich rund 2500 Portionen raus», sagt René Lüthi, Chilbichef der Stadtmusik. Beide Vereine können auf viele Stammgäste zählen: «Vielleicht halbe-halbe», schätzt Lüthi. «Die Leute wissen, wo wir sind.» Und für die Sälizunft bringts Reto Wollschlegel auf den Punkt: «Es werden immer mehr.» Beide Vereine sind mit ihrem Standort sehr zufrieden, obschon die Zunft erst befürchtete, der Wechsel auf die andere Strassenseite könnte sich negativ auswirken. «Keine Spur», sagt Wollschlegel. Salimah Werffeli jedenfalls ist vom Ambiente begeistert: «Die beste Atmosphäre unter allen Beizen an der Chilbi findet sich hier.»
Froh, an der Chilbi dabei sein zu können, sind Las Furmiclas, die Gugge aus Trimbach. Seit ein paar Jahren offeriert sie ihren Gästen auf dem Klosterplatz Älplermagronen. «Zu Beginn unseres Auftritts vor rund acht Jahren hatten wir ein zu kompliziertes Setting», meint Präsident Andi Peter. Mit dem jetzigen Angebot fahre man deutlich besser. «Wir können vor allem auf Gäste zählen, die dem Verein verbunden sind.» Aber er stellt auch fest, dass der Wiedererkennungswert in den letzten Jahren gestiegen ist. «Wenn wir die Beiz aufbauen, so hören wir hin und wieder Passanten zueinander sagen: Da gibts doch die leckeren Älplermagronen; da gehen wir wieder hin.» Wie die Fröscheweid Zunft sind auch Las Furmiclas an der Peripherie der Chilbi angesiedelt. «Das ist sicher nicht unbedingt ein Vorteil», sagt Peter. «Aber wie gesagt: Wir sind froh, überhaupt dabei sein zu können.»
Eine Feuertaufe erlebt der FC Fortuna, der erstmals an der Chilbi dabei ist und Fischknusperli oder etwa Salsiccia anbietet. «Die Kundschaft ist gemischt», sagt Anouk Bachofner; aber viele würde man doch kennen. Es laufe ganz gut. Dass vier Frauen und lediglich ein Mann am Stand aktiv sind, mag vielleicht erstaunen. Aber Anouk Bachofner sagt: «Der FC Fortuna hat eine grosse Frauenabteilung. Deshalb sind bei dieser Schicht vor allem Frauen dabei.» Der Chilbigewinn gehe in die Vereinskasse. «Ob Frauen- und Männerabteilung: Wir sind ein Verein», sagt die Verteidigerin.
So nach und nach setzt sich bei vielen Anbietern auch die Überzeugung durch, dass die Gäste allenfalls noch anderswo etwas essen wollen. Darum werden die Portionen angepasst. Das jedenfalls bestätigen Rätschwyber und Säli-Zunft einhellig. Und: Für alle Vereine machen die Chilbigewinne einen wesentlichen Teil des Budgets aus. In ausgezeichneten Jahren können fünfstellige Beträge resultieren. Üblicherweise bleiben sie aber im vierstelligen Bereich. Der FC Fortuna dagegen ist diesbezüglich noch ein völlig unbeschriebenes Blatt.