Der bisherige Baudirektor Thomas Marbet (SP) möchte wieder mehr gestalten können.
Wird er gewählt, so steht Thomas Marbet (SP) im Sommer vor seiner zweiten Amtsperiode als Stadtrat. Der 49-jährige Ökonom bei der Schweizerischen Nationalbank und derzeitige Vize-Stadtpräsident Oltens ist eigentlich fast so was wie ein hiesiges Urgewächs: in der Stadt geboren, dort aufgewachsen und ihr fast immer treu geblieben. Für ein paar Jahre wohnte er in Starrkirch-Wil und wurde dort prompt politisiert, wie man so schön sagt. Marbet lacht. «Unsere damalige Nachbarin war die heutige Nationalrätin Bea Heim.
Und wenn ich mich richtig erinnere, brachte sie mich dazu, als Mitglied der Umweltschutzkommission politisch aktiv zu werden.» Ob für die SP oder nicht; daran kann sich der Baudirektor nicht mehr genau erinnern. Jedenfalls engagierte sich Marbet fortan für die Roten, obwohl er eigentlich aus einem CVP-Haus stammt. «Jedenfalls trifft das auf meinen Vater zu», erklärt er und meint dann: «Die SP und ihre Mitglieder lassen unterschiedliche Interpretationen zu.» Will heissen: Auch die Farbe Rot kennt viele Schattierungen.
Marbet blickt auf eine eher schwierige erste Amtsperiode zurück. Für kein Mitglied der Exekutive waren die letzten vier Jahre einfach, klar, – das Geld. «Der Spardruck hat uns geformt», sagt er und meint mit «uns» die städtische Exekutive. Er sagt nicht, sie sei zusammengeschweisst worden; er denkt viel mehr daran, die Ratsmitglieder seien zusammengerückt. Item: Auf Erstgewählte wie ihn habe keine gemächliche Anlaufphase gewartet. Oder anders ausgedrückt: «Wir mussten sofort in die Hosen», versinnbildlicht er die Situation des Jahres 2013.
Vielleicht gerade deshalb erinnert sich der Stadtrat präzise an die Glanzlichter aus der Baudirektion. «Die Kirchgasse stand sicher für einen guten Start», meint er, auch wenn an deren Peripherie ein paar Polit-Rumpler zu notieren waren: die innerstädtische Tempo-20-Zone und deren angeblich fehlende Markierungen nämlich.
Auf dem Höhepunkt der öffentlichen Auseinandersetzung versprach Marbet seinerzeit im Parlament: «Wir werden die Fahrbahn farblich so gestalten, dass ihr sie nicht mehr wiedererkennt.» Der Baudirektor hielt Wort. Seither herrscht Ruhe rund ums Thema verkehrsberuhigte Innenstadt.
Stärke: «Mein Lebenspartner ist eine vertrauenswürdige Person und findet schnell den Zugang zu den Menschen und Tieren.»
Schwäche:
«Manchmal hat er etwas Mühe, zur Ruhe zu kommen.
Situationen, die durch ihn nicht lösbar sind, bringen ihn zum intensivsten Nachdenken.»
Und sonst? Marbet streicht zwei weitere Projekte hervor: die geglückte Sanierung des Stadthauses und der am Bahnhof entstandene Veloparking Olten Ost. Dass die Stadtteilverbindung Hammer aus jüngster Zeit vom Parlament nicht gutgeheissen wurde, sieht Marbet nicht als Definitivum: «Ich würde sagen: Das Geschäft befindet sich in der Schwebe und ist damit noch nicht vom Tisch.»
Frischen Wind verspricht er sich allenfalls vom derzeit entstehenden Masterplan. «Kann durchaus sein, dass der die Stimmung positiv beeinflusst», sinniert er. Mehr politischen Druck möchte der Baudirektor aber nicht aufgesetzt sehen. «Ich bin kein Befürworter jener Praxis, die am Parlament vorbei alle möglichen Hebel in Bewegung zu versetzen sucht, um ein Ziel zu erreichen.» Typisch für ihn. Marbet ist kein politischer Haudegen, kein Schlachtross; er steht mehr für Konzilianz und die Auseinandersetzung auf konkret sachlich fairer Ebene.
Jetzt, da die Stadt finanziell die gröbste Trockenperiode überstanden zu haben scheint, möchte der Baudirektor wieder mehr entwickeln können, Freiraum gewinnen für Gestaltungsmöglichkeiten. «Wir haben die Bedürfnisse schon minimiert in den letzten vier Jahren. Nun müssen wir vermehrt wieder an die Zukunft und an die Attraktivierung der Stadt denken», so Marbet weiter. Die Zeit stehe nicht still. Stichworte: Bahnhofplatz, Sanierungsbedarf Strandbad, Schulhausneubau, Parkleitsystem, Museumsorganisation, Umsetzung Andaare oder zumindest von Teilen davon.
Die Liste ist lang und in ihrer Reihenfolge rein zufällig gewählt. Zukünftig möchte er als Stadtrat auch auf eine gefestigtere Vertrauensbasis zwischen Exekutive und Legislative bauen können. «Da liegt sicher noch Steigerungspotenzial drin», so das Resultat seiner Analyse.
Und wo trifft man den Privatmann Thomas Marbet an? Vielleicht beim Wandern. Das jedenfalls bezeichnet er, neben lesen, als sein Hobby. «Ich habe mir fest vorgenommen, im neuen Jahr mehr Sport zu machen; und seis im Fitnessstudio.»
Marbet lächelt. Und vielleicht will er sich auch in Aufklärung üben. «Ich hab schon vielerorts gearbeitet», sagt er. Und eigentlich sei er nirgends auf besondere Schwierigkeiten gestossen. Dass man dabei seine Oltner Mundart auch mal im Bernischen verortet, stört ihn nicht. «Aber wenn jemand meint, Olten liege im Kanton Aargau; dann ist fertig», sagt Marbet.
Glauben Sie an Gott oder eine sonstige höhere Macht? Ja.
Zahlen Sie Kirchensteuern? Nein. Aber ich engagiere mich unentgeltlich für eine kirchliche Stiftung.
Spenden Sie regelmässig für wohltätige Organisationen? Ja, eine vierstellige Summe pro Jahr.
Rauchen Sie oder haben Sie früher geraucht? Nein.
Trinken Sie Alkohol? Ja, bevorzugt Rotwein zum Abendessen.
Lesen Sie Bücher? Ja, am liebsten historische Romane.
Kaufen Sie Bio-Lebensmittel ein? Ja, Gemüse und auch Fair-Trade-Produkte.
Haben Sie Haustiere? Ja, einen Kater.
Kaufen Sie ab und zu Waren online ein? Nein.
Gehen Sie regelmässig ins Ausland einkaufen? Nein.
Braucht es eine neue Stadtteilverbindung Hammer ins Quartier Olten SüdWest? Ja.
Muss die Stadt Olten den Steuerfuss für natürliche Personen von bisher 108 Prozent erhöhen? Ja, wenn grosse Vorhaben realisiert werden.
Soll die Stadtkirche für die Renovation einen Beitrag der Stadt erhalten? Ja, ich habe im Stadtrat für 500'000 Franken gestimmt.
Ist die Parkplatzsituation in Olten zufriedenstellend? Nein, es braucht ein Parkleitsystem.
Müsste die Winkelunterführung von Grund auf neu geplant werden? Nein, dafür fehlt leider das Geld.
Soll die Stadt Olten mit umliegenden Gemeinden fusionieren? Nein, aber die funktionale Zusammenarbeit kann vertieft werden.
Sollen Tagesstrukturen wie Mittagstische oder Aufgabenhilfe flächendeckend in ganz Olten eingeführt werden? Ja.