Hägendorf
Tempo 30 fast im ganzen Dorf

Die am Donnerstag vorgestellte Verkehrsstudie sieht vor, auf fast allen Strassen in Hägendorf Tempo 30 einzuführen und auch neue Parkverbote zu erlassen.

Lucien Rahm
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Raser machen die Gegend um den Bahnhof oft unsicher.

Raser machen die Gegend um den Bahnhof oft unsicher.

Beinahe auf allen Strassen soll in Hägendorf Tempo 30 eingeführt werden. Dies schlägt die Verkehrsstudie vor, die am Donnerstag den interessierten Einwohnerinnen und Einwohnern in der Schulhausaula präsentiert wurde. Im Rahmen einer öffentlichen Mitwirkung wurden die konkreten Massnahmenvorschläge teilweise emotional diskutiert und erweitert.

Der Wunsch nach Tempo 30 sei aus verschiedenen Quartieren hörbar gewesen, sagte Gemeindevizepräsident Heiner Roschi. Auch eine Petition habe es dazu schon gegeben. Unter anderem deshalb habe man sich dazu entschieden, die Verkehrsstudie in Auftrag zu geben.

Erhöhte Sicherheit

Vom Höchsttempo 30 ausgenommen sein sollen lediglich die dorfdurchquerende Hauptstrasse (Solothurnerstrasse/Oltnerstrasse) sowie die Gäustrasse, der Kirchrain und die Allerheiligenstrasse. Die Wohnqualität würde dadurch gesteigert, erläuterte Studienautor Simon Friedli vom Oensinger Ableger des Planungsbüros BSB und Partner den Anwesenden einen der Vorteile einer solchen Temporeduktion.

Denn der Verkehrslärm durch langsamer fahrende Automobile würde geringer ausfallen. Auch würde die Sicherheit erhöht: Der Bremsweg eines Autos verringere sich bei Tempo 30 um mehr als die Hälfte gegenüber Tempo 50. Eine Unfallreduktion wäre die Folge, so Friedli.

Beim Grossteil der anwesenden Einwohnerinnen und Einwohner stiess die Idee auf Zustimmung. «Ich finde es super», so einer der zahlreichen Votanten. Einige andere Besucher sahen darin hingegen eine kostenintensive Sinnlosigkeit: «Tempo 30 ist überflüssig». Angesichts der eher geringen Anzahl Unfälle, zu denen es in den Quartieren komme, solle man sich das Geld – eine erste Kostenschätzung geht von rund 220 000 Franken aus – besser sparen.

Schleichverkehr reduzieren

Ein weiterer Besucher sagte zudem, er befürchte bei Tempo 30 einen hohen Anstieg von Bussgeldern und Führerausweisentzügen. Letzteres könne zu Problemen führen, wenn man für seine Arbeit auf ein Auto angewiesen ist.

Als zusätzlichen Vorteil der Tempo-30-Einführung nannte Friedli die Abnahme des sogenannten Schleichverkehrs durch die Quartiere, die man sich ja erhoffe. Der offenbar beliebten Vorgehensweise, die zu Stosszeiten stark befahrene Oltnerstrasse via Quartiere umgehen zu können, soll so Einhalt geboten werden. Hierbei meldeten einige Anwesende Bedenken an: Etwas langsamer unterwegs sein zu dürfen halte Autofahrer noch nicht davon ab, die Quartierstrassen zu benutzen. Der Wunsch nach einem Fahrverbot, das nur Zubringer ausnimmt, wurde laut.

Raser im Bahnhofsgebiet

Auch gaben einige Besucher zu bedenken: Es sei nach der Einführung einer neuen Höchstgeschwindigkeit noch nicht garantiert, dass diese auch eingehalten würde. Nur, wenn die Polizei die Einhaltung des Tempos 30 auch kontrollieren würde, könne diese durchgesetzt werden.

Des Weiteren schlägt die präsentierte Verkehrsstudie vor, in bestimmten Strassenabschnitten Parkverbote zu erlassen. So zum Beispiel im Gebiet um den Bahnhof (Hausmatt- und Ringstrasse sowie Bahnweg). Die derzeit vorhandenen Gratis-Parkplätze würden dort jedoch beibehalten, indem entsprechende Parkfelder durch Markierungen geschaffen würden. Ausserhalb dieser Felder wäre das Abstellen von Fahrzeugen dann nicht mehr gestattet. Das Vorhaben stiess grundsätzlich auf Zustimmung. Raser würden die Gegend um den Bahnhof nämlich oft unsicher machen, sagte ein anwesender Bewohner des Quartiers.

Ärgernis Eltern

Zu reden gab auch die Verkehrssituation rund ums Schulareal. Insbesondere ärgerte man sich über Eltern, die ihre Kinder per Auto dorthin bringen würden – offenbar eine gängige Praxis. Dagegen sei ebenfalls etwas zu unternehmen, äusserten Anwesende den Wunsch. Zur noch intensiveren Verkehrsberuhigung in Schulhausnähe sei ausserdem denkbar, die Begegnungszone, die in Teilen des Kirchwegs bereits existiert, bis zum Kirchrain zu erweitern, so Roschi. So würde die Tempo-20-Zone die gesamte Länge der Strasse abdecken, die südlich an der Primarschule entlangführt.

Bevor dereinst über die Umsetzung der geplanten Massnahmen abgestimmt wird, liegt die Studie nun zunächst auf der Bauverwaltung Hägendorf auf. Vom 28. November bis 12. Dezember kann sie dort eingesehen werden. Auch auf www.haegendorf.ch wird sie abrufbar sein. Bis 16. Dezember können der Bauverwaltung auf schriftlichem Weg weitere Vorschläge im Zusammenhang mit der Verkehrsplanung gemacht werden.