Team 10439
Beim Hüter von alten Loks und Co. in Starrkirch-Wil: «Die Pandemie hat uns zurückgeworfen»

Hans-Peter Kaiser aus Starrkirch-Wil ist Präsident des Teams 10439, welches für den Erhalt historischer Lokomotiven sorgt. Er blickt leise optimistisch ins Jahr 2022.

Lorenz Degen
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Hans-Peter Kaiser aus Starrkirch-Wil im Depot und mit der SBB Lok 10439 auf den Namen Olten, die dem Verein auch den Namen gab (vorne links). Im Hintergrund die Lok, die heuer ihr 100-Jahr-Jubiläum feiert und nach vielen Fahrten in letzter Zeit wieder viel «Pflege und Liebe» braucht.

Hans-Peter Kaiser aus Starrkirch-Wil im Depot und mit der SBB Lok 10439 auf den Namen Olten, die dem Verein auch den Namen gab (vorne links). Im Hintergrund die Lok, die heuer ihr 100-Jahr-Jubiläum feiert und nach vielen Fahrten in letzter Zeit wieder viel «Pflege und Liebe» braucht.

Bruno Kissling

Hinter- und nebeneinander stehen in der historischen Halle die Schätze des Depots Olten: die Be 4/7, die Ae 3/6 II, die Ae 3/5, die Bm 4/4 II. Die technischen Angaben bezeichnen Lokomotiven, die vom Oltner Verein Team 10439 gepflegt werden. Zum Fahren kamen die betagten Damen in den letzten zwei Jahren aber kaum. «Wir konnten letztes Jahr eine Ausfahrt an den Bieler- und Murtensee unternehmen. Das war der Höhepunkt des Vereinsjahres. Ansonsten konnten wir keine Touren anbieten», resümiert Präsident Hans-Peter Kaiser (52).

Durch Corona gab es nicht nur fast keine Fahrten, auch kam die ganze Arbeit ins Stocken:

«Die Pandemie hat uns zurückgeworfen,»

sagt Kaiser. Ein normales Schaffen war nur erschwert möglich: «Die Begrenzung der Personenzahl, die Einhaltung der Abstände, das war alles sehr erschwerend für unsere Projekte.» Kaisers Wunsch ist eine Rückkehr zur Normalität: «Die Pandemie sollte nun abklingen.»

Gepäckwagen wird restauriert

An Beschäftigung mangelt es dem Team 10439 nicht. Ein Grossprojekt befasst sich mit der Restaurierung eines ehemaligen Gepäckwagens. Dieser besteht aus einem Holzkasten mit Metalldach. Der dreiachsige Wagen, ungefähr 1909 gebaut, soll wieder einsatzfähig werden. Dazu muss der Holzkasten saniert und frisch grün gestrichen werden. «Experten haben den ganzen Wagen untersucht und festgestellt, dass die Substanz des Rahmens und des Aufbaus sehr gut ist.»

Der Innenausbau ist noch nicht festgelegt: «Wir überlegen uns, eine Bar einzubauen oder mit Stehtischen auszustatten, damit man auch im Stehen einen Apéro darin abhalten könnte.» Der Packwagen würde sehr gut zu den anderen Wagen aus den 1920er- und 1930er-Jahren sowie den Leichtstahlwagen passen. Die Vereinsversammlung der 42 Aktiv- und 19 Passivmitglieder entscheidet Ende Februar über das weitere Vorgehen. Die Revision wird etwa 100 000 Franken kosten, wovon Eigenleistungen von 50 000 Franken erbracht werden sollen. Für Kaiser wäre der Packwagen ein wichtiger Schritt: «Ein Fernziel unseres Teams ist es, einen eigenen Zug zu besitzen. Die Lokomotiven haben wir schon, bei den eigenen Wagen sind wir noch nicht so weit.» Doch bis es einen ganzen 10 439er-Zug gibt, rechnet Kaiser mit weiteren 10 bis 15 Jahren.

Diesellok weiterhin in Revision

Ein Star des Oltner Lokomotivparks ist die Bm 4/4 II 18 451. Die einzige Strecken-Diesellok der SBB ist seit längerer Zeit ein Pflegefall. «Wir haben mit einer anderen Lok die Batterien aufgeladen und konnten am 15. Juni 2021 den Dieselmotor erstmals seit vier Jahren wieder starten», berichtet Kaiser erfreut. Jetzt werden die Radsätze mittels Ultraschall untersucht, dann muss der Batteriekasten umgebaut werden.

Links eine der legendären Ae 6/6, rechts der «Pflegefall» in Olten: die Bm 4/4 II.

Links eine der legendären Ae 6/6, rechts der «Pflegefall» in Olten: die Bm 4/4 II.

Bruno Kissling

«Die neuen Batterien haben im jetzigen Kasten nicht mehr Platz, sie sind rund einen Zentimeter zu hoch.» Zuletzt wird die ganze Lok gründlich geputzt. Kaiser rechnet, dass die Bm 4/4 II in zwei bis drei Jahren wieder fahrfähig sein wird. Festwochenende 175 Jahre Schweizer Bahnen Nach dieser ereignislosen Zeit ist für dieses Jahr wieder ein Spezialanlass geplant. Am 21. und 22. Mai soll in Olten das Festwochenende zu 175 Jahre Schweizer Bahnen stattfinden. Was genau für ein Programm geboten wird, ist derzeit noch unklar. «Vielleicht gibt es eine Fahrzeugausstellung oder einen Tag der offenen Tür», mutmasst Kaiser.

Fintessfahrten wieder auf dem Programm

Unabhängig davon sind wiederum drei Fitnessfahrten der historischen Fahrzeuge vor dem Depot vorgesehen:

«Im Mai, im Juli und im Oktober wollen wir unsere Veteranen bewegen»,

so Kaiser. Das Depotfest mit dem Motto «Historische Elektro-Traktion» ist für das letzte Augustwochenende 2023 festgelegt worden, nachdem es erst für 2020, dann für 2021 geplant wurde. «Dieses Jahr wollten wir es nicht planen, da in Pratteln dann das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest stattfindet. Da hätten wir gar keine freien Trassees für Extrazüge bekommen und auch wohl keine Leute für eine Mitarbeit gefunden.»

Wenn nun das Schwingfest um ein Jahr verschoben werden müsste, werde aber am Datum des Depotfestes nicht mehr gerüttelt: «Ein drittes Mal verschieben wir unser Festwochenende nicht mehr,» ist Kaiser überzeugt.

Schluss für Kaiser

Neuer Präsident für Team 10439

Nach fünf Jahren als Präsident und 15-jähriger Mitgliedschaft im Vorstand tritt Hans-Peter Kaiser Ende Februar vom Präsidium zurück. «Ich habe meinen Teil für die Gesellschaft geleistet. Nun sollen jüngere Kräfte sich bewähren dürfen», meint er. «Insgesamt habe ich 80 Jahre in Vorständen verbracht, zeitweise übernahm ich 6 bis 7 Ämter gleichzeitig.» Zum Ehrenmitglied wird Kaiser nicht ernannt: «Diese Kategorie kennen wir gar nicht», lacht er. Kaiser wird erstmals Grossvater, worüber er sich sehr freut: «Ein neues Kapitel meines Lebens fängt an.» Wer der neue Präsident sein wird, verrät er noch nicht. «Der Angefragte hat eingewilligt, sich zur Verfügung zu stellen.» Kaiser wird aus dem Vorstand ausscheiden, bleibt dem Team 10439 aber verbunden: Er übernimmt das OK-Präsidium des Depotfestes.