Startseite
Solothurn
Olten
Die Elisabethenkirche in Basel gehört zu den ersten Kirchen in der Schweiz, die eine Zusatznutzung erlaubte. Taugt die Party-Kirche als Vorbild für die Oltner Stadtkirche?
Ein privates Bankett, eine Modeschau oder die Ü30-Party: Das derzeitige Programm der Elisabethenkirche in Basel ist vielseitig. Sie gehört zu den ersten sogenannt offenen Kirchen der Schweiz, wo nicht mehr nur streng kirchliche Anlässe wie Gottesdienste stattfinden, sondern auch andere Nutzungen möglich sind – und dies seit 22 Jahren.
Als sich diese Zeitung den 1.-April-Scherz erlaubte, die Oltner Stadtkirche würde als Zusatznutzung zum Partytempel mit angeschlossenem Café, gab es einige Rückmeldungen, welche schon auf solche bestehende Angebote verwiesen, zum Beispiel die Elisabethenkirche.
Kann die Basler Kirche als Vorbild für eine Zusatznutzung der Oltner Stadtkirche dienen? Ja, sie kann – teilweise. Die Elisabethenkirche steht wie die Stadtkirche mitten im Zentrum der Stadt, wo es viel Laufkundschaft gibt. Zwar ist das Spektrum möglicher Anlasse breit, trotzdem sind dem Verein Offene Kirche Elisabethen Grenzen gesetzt: «Die Nutzung der Kirche muss einen christlichen Zusammenhang haben», sagt der reformierte Theologe und Geschäftsführer Frank Lorenz.
Die eingangs erwähnte Disco verbindet man gemeinhin zwar nicht mit einem christlichen Zweck, hat aber einen wohltätigen Hintergrund: Ein Teil der Einnahmen wird gespendet. Theologe Lorenz ergänzt: «Lebensfreude gehört zum Glauben dazu.» Man wolle so Sinnvolles mit Sinnlichem verbinden. Es gibt aber auch Veranstaltungen, bei denen der genuin christliche Hintergrund noch zu erkennen ist, etwa bei den wöchentlichen Stadtgebeten oder den Gottesdiensten verschiedener Glaubensgemeinschaften, die sich regelmässig einmieten. Aber auch Private können die Kirche nutzen: Es finden regelmässig Hochzeiten, Bankette oder Abdankungen statt. «Unsere Kirche soll ein Ort sein für alle menschliche Lebenssituationen», so Lorenz.
Die Reformierte Kirche Basel-Stadt, der das Gebäude nach wie vor gehört, hat vor über 20 Jahren entschieden, die Kirche ohne Miete einem Trägerverein zu überlassen, weil die Gläubigen in der Innenstadt nach und nach weniger und die Kirche nicht mehr gebraucht wurde. Damit war der Grundstein gelegt für die heutige City-Kirche, die sich mit Spenden, Partnerschaften und Einnahmen durch Vermietungen selbst unterhält. Die Bankreihen wurden damals bis auf ein paar wenige Exemplare entfernt, der Altar mit Rädern ist mobil, und es existiert eine fest installierte Tonanlage für Vorträge, Konzerte oder eben Partys. Das mag manchen traditionellen Kirchengänger erschrecken, trotzdem sind negative Reaktionen gemäss Lorenz «sehr selten».
Auch beim benachbarten zweistöckigen Café mit rund 30 Innen- und 40 Aussenplätzen sind die meisten Reaktionen positiv. Die gute Lage trägt wohl ebenso zum guten Ruf bei. «Wenn die Sonne scheint, haben wir auch Sonne», sagt Pächter Jörn Schärer. Im Lokal, das ab 7 Uhr morgens bis 19 Uhr abends geöffnet ist, gibt es Getränke, aber auch Speisen wie Suppen oder Backwaren. Dazu arbeitet Schärer mit mehreren Partnern zusammen, weil keine Küche, sondern nur eine Theke vorhanden ist. Mit der Kirche als Nachbar ist Schärer zufrieden: Man teilt sich die Toilettenanlagen, und viele Gäste finden nach Anlässen in der Elisabethenkirche den Weg in sein Café. «Wir haben viele Stammkunden.»