Swiss Prime Site
Wegen fehlender Standortattraktivität des Kantons Solothurn? Swiss Prime Site verlässt Olten und geht nach Zug

Das grösste börsenkotierte Immobilienunternehmen der Schweiz verlegt den Hauptsitz nach Zug. Die Hintergründe und Reaktionen erfahren Sie hier.

Sébastian Lavoyer
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Das grösste börsenkotierte Immobilienunternehmen der Schweiz, Swiss Prime Site, kehrt Olten den Rücken.

Das grösste börsenkotierte Immobilienunternehmen der Schweiz, Swiss Prime Site, kehrt Olten den Rücken.

Andreas Toggweiler

Es ist eine schlechte Nachricht für den Kanton Solothurn und die Stadt Olten, die Swiss Prime Site an diesem Donnerstagmorgen publik macht. Das grösste börsenkotierte Immobilienunternehmen der Schweiz verlegt seinen Hauptsitz von Olten nach Zug. Vorausgesetzt, die Generalversammlung stimmt diesem Vorhaben am 23. März zu. Aber davon ist auszugehen, wie von diversen Seiten bestätigt wird.

Ein Umzug nach Zug wirft die Frage nach den Steuern auf: Geht es um die Ersparnisse? «Nein, definitiv nicht», sagt Swiss-Prime-Site-CEO René Zahnd. Man bezahle in erster Linie dort Steuern, wo man die Liegenschaften besitze, das Sparpotenzial liege im tiefen einstelligen Millionenbereich. Und das bei einem Gewinn von über 500 Millionen Franken über die gesamte Holding hinweg.

Thema sei ein Umzug schon länger gewesen. Lange stand dabei Zürich im Fokus, wo man mit dem Prime Tower das Wahrzeichen des Unternehmens gebaut hat und wo einer der Entwicklungsschwerpunkte von Swiss Prime Site liegt.

«Ein bedeutender Steuerzahler» geht verloren

Zug wurde erst ein Thema, als man im Dezember die Immobilienfondsgesellschaft Akara übernahm. Das Unternehmen hat den Sitz in Zug. Mit dem Umzug könne man in erster Linie «operative Synergien realisieren», sprich Kosten der Geschäftsführung einsparen. Wäre es nur ums Steuern sparen gegangen, so Zahnd, hätte er den Umzug schon vor sieben Jahren vorgeschlagen. Damals wurde er CEO des Unternehmens.

Daniel Probst, Direktor der Solothurner Handelskammer, will an diesen Argumenten nicht zweifeln. Zugleich sagt er: «Es ist ja kein Zufall, dass Swiss Prime Site ihre Geschäfte in Zug zusammenlegt. Bei einer solchen Entscheidung spielen die Steuern immer eine wichtige Rolle. Und es ist ja auch kein Zufall, dass eine Fondsgesellschaft wie Akara ihren Hauptsitz in Zug hat.»

Die Steuerbelastung für Unternehmen lag im vergangenen Jahr laut einem Bericht der Wirtschaftsprüfer von KPMG in Zug mit 11,9 Prozent im Vergleich zu 15,75 Prozent im Kanton Solothurn deutlich tiefer.

Der Solothurner Finanzdirektor Peter Hodel bedauert, dass für «Kanton und Stadt ein bedeutender Steuerzahler verloren» gehe. Man erleide einen Verlust an Steuersubstrat durch den Wegzug der Holding, auch wenn das Unternehmen selbstverständlich weiterhin für die im Kanton bestehenden Immobilien in Olten und Solothurn Steuern bezahle. Völlig unerwartet traf ihn die Nachricht nicht, er wurde von der Geschäftsleitung schon einen Tag früher informiert.

Auch Oltens Stadtpräsident Thomas Marbet trifft die Nachricht nicht überraschend. Swiss Prime Site habe die eigenen Büroräumlichkeiten an der Frohburgstrasse 1 in Olten Anfang Jahr öffentlich ausgeschrieben. Darauf hätten die Stadtverantwortlichen den Kontakt zu den Vertretern der Immobiliengesellschaft gesucht, wie Marbet sagt.

Darauf hätten sie sich mit Marcel Kuchter, dem Finanzchef von Swiss Prime Site, vor rund zwei Wochen im Stadthaus unterhalten. «Natürlich ist es bedauerlich, wenn ein Betrieb Olten verlässt», gibt Marbet zu verstehen. Aber Olten habe auch Zuzüge.

Ja, SP-Mann Marbet hat sogar ein gewisses Verständnis für den Entscheid, denn die Holding habe in Olten nur wenige Mitarbeitende, während die im Dezember erworbene Akara-Gruppe in Zug deutlich mehr habe. Weniger als zehn Leute, die derzeit für die Holding in Olten arbeiten, zügeln im April nach Zürich, wo die Geschäftsleitung ihre Büros hat.

Derweil der ebenfalls zu Swiss Prime Site gehörende Immobiliendienstleister Wincasa Olten treu bleibt. CEO René Zahnd betont: «Wir fühlen uns Olten immer noch verbunden. Zahlreiche Engagements bleiben bestehen. So auch das Sponsoring für den EHC Olten.» Auch plane man keine der Immobilien im Kanton Solothurn zu verkaufen und halte am Entwicklungsprojekt auf dem Usego-Gelände in Olten fest.

Welche Rolle spielten Oltner Steuerdiskussionen?

Für FDP-Kantonsrat Markus Spielmann ist der Wegzug nicht nur bedauerlich, sondern letztlich auch selbst verschuldet. «Kanton und Stadt schöpfen ihre Standortstärken einfach nicht aus», sagt Spielmann. Man wäre verkehrsmässig so gut gelegen, aber sei steuerlich einfach viel zu unattraktiv. Tatsächlich hat man die Unternehmenssteuern in den letzten zwei Jahren gesenkt, aber noch immer rangiert Solothurn im hinteren Viertel im schweizweiten Vergleich (laut KPMG 19 Platz).

Sicherlich nicht für Olten gesprochen haben dürfte beim Entscheid von Swiss Prime Site die jüngsten Steuerdiskussionen in der Stadt. Zwar hat die Bevölkerung das Budget abgelehnt, das eine Erhöhung des Steuerfusses für juristische Personen von 108 auf 118 Prozent vorgesehen hätte.

Aber es habe zuletzt immer wieder solche Diskussionen gegeben in Olten, weil das Stadtparlament in dieser Frage gespalten ist. Das erzeuge Unsicherheit und die sei nie gut für die Wirtschaft, so Handelskammerdirektor Probst.

Ein Eindruck, den Parteikollege Spielmann teilt. Viele Unternehmer habe dieses Vorgehen vor den Kopf gestossen. Einige hätten daraufhin einen Sitzwechsel in Betracht gezogen. Er habe sie aber überzeugen können zuzuwarten bis nach der Abstimmung. Bei Swiss Prime Site lag da der Wechsel allerdings schon länger in der Luft.