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1969 ging Gunzgen Nord als eine der ersten Autobahnraststätten der Schweiz in Betrieb; Staumeldungen machten sie schweizweit bekannt. Ein Rückblick.
«Stau auf der A1 ab der Raststätte Gunzgen Nord.» Zumindest Radiohörern ist diese Durchsage durchaus geläufig, wenn der Verkehr Richtung Bern stockt. Was aber nur die wenigsten wissen: Just diese Raststätte feiert heuer ihren 50. Geburtstag. Der dafür ausgewählte Slogan passt: «Damals wie heute – eine Pause wert». Dem Gütesiegel sind bis heute unzählige Automobilisten, Motorradfahrer, Gruppenreisende gefolgt. Gunzgen Nord – so etwas wie ein kultureller Schmelztiegel. «Die Kundschaft ist zunehmend eine internationale geworden», sagt Yves Zgraggen, der den Betrieb zwischen den Autobahnkreuzen Wiggertal und Härkingen seit 13 Jahren führt.
In zweiter Generation; Vater Paul Zgraggen ist der Mann der ersten Stunde. 1969 übernahm er mit Gunzgen Nord eine der ersten Raststätten der Schweiz überhaupt. Und sie hat ihn bis heute nicht ganz losgelassen. Mit 80 Jahren ist er noch immer unterstützend im Betrieb aktiv. Zgraggen senior gehört noch zu jenen, die regelrechte Sonntagsausflügler willkommen heissen konnten. Sonntagsausfahrten im eigenen Auto mit anschliessendem Genuss eines Coupes waren zu Beginn der automobilen Zeit populär und ein Event, wie man heute sagen würde. «Der Eiscreme-Coupe ist ziemlich aus der Mode gekommen», sagt Sohn Yves. Und auch die sonntäglichen Ausfahrten sind doch eher Ausnahmeerscheinungen geworden. Schon rasch boomte nicht nur der Individualverkehr. Jetzt fährt man effizient von A nach B und legt dabei mal eine Rast ein. Das heisst? «Heute muss alles viel schneller gehen», sagt der Geschäftsleiter.
Nicht aus der Mode gekommen aber: das bediente Restaurant mit hausgemachten Speisen. Damit hebt sich das Familienunternehmen Zgraggen von andern Raststätten ab. «Wir stellen immer wieder fest, dass die Kundschaft den Charakter des Tischservices schätzt», sagt der Geschäftsführer. Darüber hinaus pflegt das Haus den individuellen Service. Beispiel? Für einen einzigen Gast etwa führt man dessen Zigarettenmarke im Sortiment. «Die persönliche Note des Hauses eben», sagt der Chef.
In den vergangenen 50 Jahren ist in «Gunzgen Nord» viel passiert: Das Unternehmen startete mit 15 Mitarbeitenden, heute schauen deren 35 zum Rechten; im Restaurant, im Shop oder an der Tankstelle. Der Betrieb, dem die Zgraggens das Attribut familiär anheften, wurde 1982 sowie 2002 umfassend saniert, modernisiert und erweitert.
Nie war die Raststätte mehr als einen Tag geschlossen, bis zum Frühjahr 2014; ein einschneidendes Jahr. Die Raststätte wurde aufgrund der Sanierung der Autobahn während neun Wochen von dieser abgehängt. «Gunzgen Nord» musste für diese Zeit den Betrieb einstellen. «Eine wirtschaftlich und emotional harte Zeit», sagt Yves Zgraggen im Rückblick. Anfänglich war nicht klar, ob die Mitarbeitenden ihre Stelle behalten können. Ein Rechtsstreit entbrannte: Die Betreiber von «Gunzgen Nord» und «Gunzgen Süd» klagten auf Entschädigung und bekamen vor Bundesgericht recht. «Noch aber ist nicht klar, ob Bund oder Kanton die Entschädigung zahlen müssen», sagt Yves Zgraggen. Geld jedenfalls sei noch keines geflossen. Übrigens: Niemandem wurde gekündigt, die Situation selbst finanziert.
Stolz ist man in «Gunzgen Nord» auch auf die Stammgäste. «Das sind Leute aus der Region, Nutzer der Autobahn, die regelmässig bei uns einkehren, oder auch holländische Touristen, die einmal jährlich auf ihrer Heimkehr bei uns haltmachen», sagt Yves Zgraggen. Ein schönes Zeichen – und auch ein Grund zu feiern. «Gunzgen Nord» wartet darum mit Sonderangeboten auf – im Restaurant wie im Shop. Eine der Jubiläumsideen: Waldbeerenwähe mit Rahmrosette. Sie findet sich auf der Speisekarte. Ein Klassiker vergangener Tage.