Die Sonderausstellung «Strassentauben» im Naturmuseum Olten bringt uns das Leben der gefiederten Mitbewohnerin näher.
Sie war die Gesandte Noahs und kann bis zu hundertelf Krankheitskeime auf den Menschen übertragen. Als Briefmarke ist sie unbezahlbar und die Entsorgung ihrer Exkremente kostet die Kommunen viel Geld. Von der Taube ist die Rede. «Strassentauben», so der Titel der Ausstellung, die am Donnerstag eröffnet wurde. Gestaltet wurde sie vom Anatomischen Museum Basel unter Leitung von Daniel Haag-Wackernagel.
Dieser gilt als Taubenpapst, wie Peter Flückiger, Konservator des Oltner Museums, in seinen Eröffnungsworten berichtete. Wie kommt man zu diesem Titel? Haag ist Ostschweizer, studierte in Basel und hatte mit Tauben nicht viel zu tun. Und eigentlich wollte er 1979 eine Dissertation über Käfer schreiben. Sein damaliger Professor regte an, er solle sich mit Tauben beschäftigen. Seitdem hat ihn dieses Thema nicht mehr losgelassen.
Peter Flückiger ist es immer wichtig, bei den Ausstellungen auch einen Bezug zu Olten aufzuzeigen. So fällt der Blick als Erstes auf ein Gemälde von Giulio Cermin mit dem Titel «Strassentauben.» Und im Treppenhaus sind Fotografien von Oltner Tauben zu betrachten. Kurt Schibler hat es verstanden, diese Tiere in ihrer ganzen Schönheit einzufangen. Vor zwei Jahren hat ihn der Museumskonservator angefragt, ob er bereit sei, die Ausstellung zu illustrieren. Vorher haben ihn diese Vögel kaum interessiert. Sie waren ihm gleichgültig oder haben ihn gar genervt. Nun sind sie ihm ans Herz gewachsen.
In der Ausstellung ist vieles über den gefiederten Mitbewohner zu erfahren. Sie ist bekannt als Symbol des Frie-dens und der Liebe. Sie war und ist auch Nahrungsmittel, so ist ein Koch-buch, «Gerichte aus Taubenfleisch», zu sehen. Ursprünglich stammt sie von der Felsentaube ab und wurde zu einem Kulturfolger, der sich dem Stadtleben hervorragend angepasst hat. Selbst aus Draht baut sie Nester. Und dies an den unglaublichsten Orten, an Kirchenfassaden oder unter Brücken. Sie ist aber auch zur Plage geworden. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Durch Überfütterung entstanden riesige Populationen.
Eine einzige Taube kann zwischen vier und zwölf Kilo Nasskot produzieren. Die angerichteten Schäden sind enorm. Ganz zu schweigen von den unzähligen Krankheiten, die Tauben übertragen können. Bis vor wenigen Jahren lebten in Olten über viertausend dieser Vögel. Regina Flury und Lisa Kaufmann von der ehemaligen Umweltfachstelle haben deshalb das Projekt «Weniger, aber gesündere Stadttauben» ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit dem Taubenexperten Giuseppe Graziano sind im Bifang- und Hübelischulhaus zwei betreute Taubenschläge eingerichtet worden. So kann die Population überwacht und reguliert werden. Auch Aufklärungsarbeit wird betrieben. Tauben sollten nicht gefüttert werden, dies nicht nur zum Wohl der Menschen, auch die Tiere profitieren davon. So konnte der Bestand auf rund tausend Vögel reduziert werden.
Peter Flückiger trat 1998 sein Amt als Konservator des Naturmuseums an. Seit dann werden die Schaufenster und die Fassade des Museums zu jeder Sonderausstellung von Schulen aus der Umgebung gestaltet. So hat die Oltner Taubenpopulation kurzfristig um achtzig Tiere zugenommen. Blechvögel zieren das Gebäude und machen die Passanten auf die laufende Ausstellung aufmerksam. Die Schülerinnen und Schüler von der Kreisschule Untergäu haben sich der nicht einfachen Herausforderung gestellt, mit einfachen Mitteln das Museumsgebäude zu schmücken.