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Das Oltner Stadtorchester spielte drei reizvolle Werke der Wiener Klassik in der Stadtkirche.
Eine kleine Überraschung gleich zum Auftakt: Wie bei einem Rockkonzert gab es Vorgruppen. Die beiden Streichorchester Arcolino und Accelerando der Musikschule Olten zeigten mit viel Einsatzfreude und einem Quäntchen Nervosität, wie viel sie schon gelernt haben.
Ihr dreiviertelstündiger Auftritt versüsste die bittere Tatsache, dass die musikalische Serenade des Stadtorchesters Olten vom Ildefonsplatz in die Stadtkirche verlegt werden musste. Draussen schien zwar die Sonne, aber es war wohl zu kalt für den angekündigten «lauschigen Sommerabend» – zumindest für die Instrumente.
Höhepunkt der diesjährigen Serenade war das Doppelkonzert Es-Dur für zwei Hörner, das der nordböhmische Komponist Antonio Rosetti (1750–1792) für die Hofkapelle der Fürsten von Oettlingen-Wallerstein komponiert hat. Die Kapelle war eine der erfolgreichsten ihrer Zeit, gehörten ihr doch einige der besten Bläser Nordböhmens an. Rosetti, eigentlich Franz Anton Rösler, hat über 20 Konzerte für Hörner geschrieben, das heitere beschwingte Es-Dur-Konzert ist eines seiner bekannten Werke. Es bietet dankbare Aufgaben für die beiden Soloparts. Für sie hat der langjährige Stadtorchester-Dirigent André Froelicher – er kann heuer sein 15-Jahr-Jubiläum mit dem Oltner Laienorchester feiern – die Hornisten Andreas Kamber und Thomas Zimmermann engagiert.
Die beiden Hornisten entlockten ihren Instrumenten melodiöse Klänge, die zwischen langen lyrischen Tonfolgen, kurzen schroffen, rhythmisch akzentuierten Tönen und kunstvoll gebauten Kadenzen abwechselten. Viele Stellen im ersten Satz erinnerten an die andere Aufgabe der Hörner, die ja auch bei der Jagd eingesetzt wurden. Im Schlusssatz, dem Rondo Allegro, ertönten deshalb Jagdmotive, die möglicherweise zur Entstehungszeit des Konzerts bekannter waren als heutzutage.
Das solistisch anspruchsvolle Rosetti-Hornkonzert umrahmten andere Werke der Wiener Klassik; zwei Sinfonien. Zum Auftakt erklang die Sinfonie g-moll von Johann Baptist Vanhal (1739 –1813). Der Sohn eines böhmischen Leibeigenen war als Komponist viel beschäftigt, seinerzeit so bekannt wie Mozart und von keinem Adelsgeschlecht abhängig, da er auch als Musikverleger erfolgreich Geld verdiente. André Froelicher dirigierte den ersten Satz, das Allegro moderato, recht schnell und energisch. Im Andante zeigte die Konzertmeisterin, die Violinistin Osuna Susana, eine gute solistische Leistung.
Lebhaft auch das Vivace, der erste Satz der 70. Sinfonie D-Dur von Joseph Haydn (1732–1809). Die Streicher des Stadtorchesters Olten interpretierten das schwungvolle Werk geradezu mustergültig, während die erweiterte Bläsersektion besonders in den schnellen Sätzen gelegentlich mit Unreinheiten zu kämpfen hatten.
Besonders originell ist das Finale mit einer Tripelfuge, in der Haydn drei musikalische Themen auf verschiedene, aufeinander abgestimmte Tonarten vermischte. Die Sinfonie wurde 1799 kurz vor Weihnachten uraufgeführt, nachdem vier Wochen zuvor das Theater im Schloss Esterházy im heutigen Ungarn abgebrannt war.
André Froelicher bat darum, dass der Funke überspringen möchte. Fünf Töne, die mehrmals wiederholt werden, sollte auch das Publikum intonieren. Es klappte nicht. Der Applaus war dafür nach dem ersten Gelächter umso stärker.