Das Projekt «Weniger, aber gesündere Stadttauben» zeigt Erfolge; davon kann man sich überzeugen. Die Taubenschläge in den Schulhäusern Hübeli und Bifang stehen zum Besuch offen
Seit 2007 engagiert sich die Fachstelle Umwelt Energie Mobilität innerhalb des Projektes «Weniger, aber gesündere Stadttauben in Olten» für kontrollierte und krankheitsfreie Stadttauben. Seit drei bzw. zwei Jahren sind die beiden Taubenschläge im Hübeli- und Bifangschulhaus in Betrieb.
Obwohl Erfahrungen zeigen, dass betreute Taubenschläge erst nach einigen Jahren den gewünschten Erfolg haben, gibt die Zählung im vergangenen Winter von rund 300 Stadttauben auf Oltner Stadtgebiet, bereits einen Hinweis auf den positiven Einfluss. An den kommenden zwei Sonntagmorgen stehen die Türen der beiden Taubenschläge für interessierte Besucherinnen und Besucher offen.
Die Taubenschläge in den Dachstöcken des Hübeli- und Bifangschulhauses bieten je rund hundert Stadttauben ein Zuhause. Trotz der Freiheit den Taubenschlag jederzeit verlassen zu können, zieht es die Tiere immer wieder in den Schlag zurück. Denn hier erhalten sie artgerechtes Futter, Wasser und einen sauberen Nistplatz. Die hygienischen Brutbedingungen im Schlag bedeuten für die Tauben weniger Stress, weniger Parasitenbefall und somit einen stark verbesserten Gesundheitszustand.
Taubenexperte und Taubenwart Giuseppe Graziano betreut die beiden Schläge und reguliert die Anzahl Tauben im Schlag über den Austausch von echten Eiern durch Gipseier: So entnimmt er jährlich rund 260 Eier aus den Schlägen. Kontinuierlich werden durch die Rundflüge der ansässigen Tauben neue Tauben aus der Stadt angelockt. Je nach Gesundheitszustand der Neulinge finden sie im Schlag einen Brutplatz oder werden tiergerecht ausgemerzt. Zudem werden Anfang Frühling adulte Weibchen aus dem Schlag entfernt. Die Männchen bringen dann neue Täubinnen aus der Stadt in den Schlag.
So wird es zukünftig immer seltener Stand- und Brutplätze in anderen Gebäuden der Stadt geben. Und: Wenn sich gesunde Tauben in der Stadt aufhalten, kann die Verschmutzung an Gebäuden vehement verbessert werden, den Kot von gesunden Tauben ist hart (Bällchen) und nicht ätzend.
Ausschliesslich die Futtermenge bestimmt die Anzahl Tauben, die in einer Stadt leben. Feinde und auch Nistmöglichkeiten sind bei den Stadttauben keine limitierenden Faktoren. Das städtische Projekt «Weniger, aber gesündere Stadttauben» hat dementsprechend den Fokus auf die Reduktion der Futtermenge gelegt. Die Plakataktion «Tauben nicht füttern», Medienpräsenz, Standaktionen, persönliche Gespräche mit sogenannten «Taubenmüttern/-vätern» etc. haben in den vergangenen Jahren die Futtermenge in der Stadt stark reduziert.
Den positiven Einfluss auf den Taubenbestand zeigen die Taubenzählungen, die von der Fachstelle Umwelt Energie Mobilität im Jahre 2006 begonnen und seit 2010 jährlich in den Wintermonaten durchgeführt wurden. Ausser mit einer geringen Zunahme im Winter 2011 war die Anzahl Tauben stets rückläufig. Mit rund 300 Tauben auf Oltner Stadtgebiet lag im vergangenen Winter 2012/13 der Taubenbestand weit unter demjenigen der vergangenen Jahre. Das Ziel einer kleinen und gesunden Taubenpopulation ist beinahe erreicht.
Es gibt immer wieder Standorte, wo Tauben Probleme bereiten: Ein übervölkertes Dach der Alten Holzbrücke mit Hunderten von Stadttauben gehört der Vergangenheit an. Wo sich bei der Zählung 2006 noch rund 600 Stadttauben im Bereich Alte Holzbrücke aufgehalten haben, wurden vergangenen Winter nur noch einige wenige Individuen gezählt. Gleich verhält es sich im Bereich Stadtkirche. Dort tummelten sich früher zwischen sechzig und hundert Tauben. Jedoch gibt es immer wieder Standorte in der Stadt, an denen punktuell gehäuft Stadttauben anzutreffen sind.
Dies kann viele Gründe haben z. B. Abriss von Gebäuden, in denen Tauben gebrütet haben und diese nun in der Nähe nach anderen Nistgelegenheiten suchen oder Orte, an denen immer noch gefüttert wird. An solchen, meist öffentlich zugänglichen Orten versucht der städtische Taubenwart mit einer Kastenfalle die Tauben einzufangen. Solche Fangaktionen werden jedoch nur während der Wintermonate durchgeführt, damit ausgeschlossen werden kann, dass die eingefangenen Tauben kein Nest betreuen und die Jungen verhungern müssen.
Trotz aller Bemühungen das Taubenproblem an der Wurzel zu packen, ist die Fachstelle Umwelt Energie Mobilität immer wieder mit Reklamationen von Liegenschaftseigentümern und Verwaltungen konfrontiert, die Probleme mit Taubenbruten auf Fenstersimsen und Balkonen haben. Die Stadt Olten ist in diesen Fällen auf die Eigenverantwortung der Eigentümer angewiesen, das Gebäude mit den möglichen baulichen Massnahmen gegen Tauben zu schützen und Bewohnerinnen und Bewohner aufzuklären.