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Die Stadt Olten hätte sich ein neues Verkehrsregime vorstellen können – der Kanton sieht dafür vorerst keinen Bedarf.
Es ist noch gar nicht so lange her, da stand in der Mitte der Oltner City-Kreuzung zu Stosszeiten jeweils ein Stadtpolizist und regelte den Verkehr. Erst Mitte der Nullerjahre übernahm diese Aufgabe die Lichtsignalanlage, die demnächst wegen zunehmender Rotlichtübertretungen auch radarüberwacht wird.
Die Stadt Olten wollte nach der Eröffnung der neuen Umfahrungsstrasse ERO im Jahr 2013 sogar noch einen Schritt weiter gehen und regte ein Kreiselregime bei der City-Kreuzung an. Dies zeigt ein interner Bericht von 2013, welchen Stadt und Kanton gemeinsam von der Firma Kontextplan erstellen liessen und der dieser Zeitung vorliegt. Auch im letzten Dezember publizierten Mobilitätsplan, welcher den Verkehr in der Stadt bis 2030 betrachtet, wird der Vorschlag eines Kreiselverkehrs erneut erwähnt.
Die Umgestaltung hätte die City-Kreuzung, aber auch den damit zusammenhängenden Knoten vor dem Kino Capitol betroffen, wo die Ampelanlage ebenfalls abgebaut worden wäre. Laut Bericht wäre die Strasse verschmälert und nur noch mit einer Spur statt bisher zweispurig geführt worden. Dies hätte mehrere Vorteile ergeben: Auf der City-Kreuzung wären alle Abbiegebeziehungen möglich geworden. Mit dem Spurabbau für den motorisieren Verkehr gäbe es zudem mehr Platz für den Langsamverkehr etwa mit einer separaten Velospur oder breiteren Trottoirs. Auch die Querung der Strasse für die Fussgänger würde verbessert, weil die Autofahrer vor dem Kreisel abbremsen müssten. Über die Frohburgstrasse entstünde so auch ein Fussgängerstreifen.
Im Bericht steht dazu: «Die Einführung eines Kreiselregimes am Knoten Handelshof kann prinzipiell empfohlen werden.» Bedingung wäre allerdings, dass die bisherige Unterführung rückgebaut wird: Ein Kreisel bräuchte mehr Platz und die Zugänge zur Unterführung stünden diesem Bedarf im Weg. Eine Kostenberechnung für die Umgestaltung des Strassenraums inklusive neuem City-Kreisel gibt es bisher aber nicht.
«Wir haben gehofft, der Kreisel lässt sich im Rahmen der ERO-Umgestaltungsmassnahmen realisieren», sagt Oltens Stadtplaner Lorenz Schmid. Der Kreisel war jedoch nie Bestandteil des ERO-Projektes, wie Patrick Kissling vom kantonalen Amt für Verkehr und Tiefbau auf Anfrage schreibt. Die Umgestaltung zwischen der City- und der Capitol-Kreuzung ist aktuell auch noch nicht ins Mehrjahresprogramm Strassenbau aufgenommen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist der Strassenabschnitt noch nicht sanierungsbedürftig. Zum anderen besteht weder aus verkehrstechnischer noch sicherheitstechnischer Sicht dringender Handlungsbedarf. Andere Investitionen im Bereich der Kantonsstrassen seien laut Kissling wesentlich höher zu priorisieren, etwa der Post- oder Bahnhofplatz.
Zudem haben Zahlen zum Verkehrsaufkommen gezeigt, dass die City-Kreuzung stärker belastet ist als eigentlich vorgesehen. Vor der Eröffnung der ERO legten Modellrechnungen des Kantons nahe, dass etwa die Frohburgstrasse von täglich 14'500 Autos befahren wird. Die Zählung aus dem Jahr 2014 hat allerdings eine durchschnittliche Belastung von 18'000 Autos pro Tag ergeben. Trotz der geringeren Entlastung sei laut Kissling «eine Kreisellösung nicht abwegig», müsse aber vorher im Gesamtverkehrssystem beurteilt werden.
Der Grund für die geringere Entlastung sind nicht realisierte Begleitmassnahmen. Eine davon ist der Rötzmatttunnel. Dieser hätte laut ursprünglicher ERO-Planung ausgebaut und mit zwei Zufahrtsspuren zum Knoten versehen werden sollen. Weil der Kanton es aber ablehnte, das Ausbau-Projekt ins ERO-Programm aufzunehmen, hätte die Stadt die geschätzten Kosten von 17,9 Millionen Franken selbst tragen müssen. Der Oltner Stadtrat entschied daher 2009, das Projekt fallen zu lassen.