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Olten
Wenn die Stadt in Konfetti versinkt, kurlige Gestalten durch die Gassen torkeln und schräge Bläser und Pauken die Gemäuer zum Wanken bringen, dann ist Fasnachtssamstag in Olten.
Ihren Zenit findet die schönste Jahreszeit traditionell am Samstagabend, wenn sich verkleidete Menschen in zahlreichen Zunftlokalen, dem Festzelt, auf der Kirchgasse und im Stadttheater versammeln um vor der Fastenzeit nochmal richtig auf den Putz zu hauen. Deutliche Anzeichen dafür, dass die närrische Zeit wieder im vollen Gange ist, sind jeweils die zahlreichen Guggen, die mit ihren Liedern und den aufwendig gestalteten Gewändern durch die Gassen ziehen. Ab und an kann es durchaus vorkommen, dass sich Guggen ein Shötli mit anderen Fasnächtlern in besonders witzigen Kostümen genehmigen. Für Nicht-Fasnächtlern sicherlich ein leicht verwirrender Anblick, wenn Baum und Fonduegabeln miteinander anstossen und nebenan eine Steam-Punk-Gugge «Heut ist so ein schöner Tag» zum Besten gibt. Aber so ist sie halt die Fasnacht: irgendwie schräg.
Der Kreativität sind in Punkto Kostümen sowieso praktisch keine Grenzen gesetzt. Von stundenlanger liebevoller Handarbeit bis zum kurzfristig im Internet bestellten Polizisten-Kostüm für 9.99 Dollar ist alles anzutreffen. Die grossen Klassiker wie Piraten, Cowboys oder Prinzessinnen scheinen sich auch weit über das Kindesalter hinaus grosser Beliebtheit zu erfreuen. Aber auch ausgefallenere Kostüme wie Nixen, ein jamaikanischer Zweierbob, T-Rex oder der halbe Cast der Herr der Ringe Trilogie streiften durch die Gassen Oltens. Die Krönung der besten Kostüme durch Obernaar Hilarius 100. höchstpersönlich fand dann um Mitternacht im Stadttheater statt. Zu den Finalisten zählten eine Gruppe Zahnputzfeen, die mit ihren riesigen Zahnbürsten für eine gesunde Mundhygiene unter den Gästen sorgten und eine Verkörperung des Corona-Virus mit Gasmasken und Schutzgewändern. Gewonnen hat schliesslich aber ein ToiToi-Klo – mit eingebauter Lampe, Klopapier und Tür. Für das Sieger-Klo gabs ein Jahr lang gratis Eintritt in mehreren Oltner Kinos und den tosenden Applaus der Naarenball-Teilnehmer.
Wer so viel feiert will auch entsprechend verköstigt werden. Das kulinarische Angebot reichte über die traditionelle Mehlsuppe bis hin zum Vegi-Burger, so war für jeden knurrenden Magen etwas dabei. Ein kulinarisches Highlight waren die herzhaften Panini hinter dem Festzelt. Als Absacker gab es dann noch einen Grappa oder Limoncello direkt aus Italien. Kehlen blieben sowieso praktisch keine trocken und bei rauen Mengen Kaffi-Lutz-Konsum gab es auch gerne mal einen Mengenrabatt. Während der Fasnacht soll man ja schliesslich all das machen, was man in der kommenden Fastenzeit nicht mehr machen darf – obwohl sich die wenigsten noch an die sechswöchige Zeit der Enthaltungen halten werden. Irgendwie schräg, aber so ist sie halt, die Fasnacht.