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Das Duo Giacobbo/Müller lässt im Stadttheater Olten mit ihrem Bühnenprogramm Comedy-Urstände hochleben. Nach jahrelanger TV-Präsenz touren die beiden mit ihrem Programm durch die Deutschschweiz.
Das Programm «Giacobbo/Müller in Therapie», mit dem sie derzeit durch die Deutschschweiz touren, ist eine klare Ansage. Das ehemalige TV-Duo Viktor Giacobbo und Mike Müller soll nach dem freiwillig gewählten Ende bei SRF wieder an das Theaterpublikum gewöhnt werden. Ein Publikum, das unberechenbar ist und auch mal «Buh» ruft. In der Rolle als Therapeut bestach Dominique Müller. Der wohlbekannte Bassist Daniel Ziegler sass mit seinem Instrument derweil am Rand der Bühne. Und so wurde das Oltner Publikum in eine besondere Darbietung eingewickelt, bei der nicht einmal klar war, wer jetzt in die Pause darf und wer nicht. Doch dazu später.
Nach jahrelanger TV-Präsenz stehen also die beiden lampenfiebrig vor ihrem Therapeuten, der ihnen eine wichtige Lizenz ausstellen soll. Sie fallen immer wieder in alte Rollen – etwa Giacobbo: «Wenn waisch, wani main», oder verfallen ihren Zwängen und Süchten – so Müller: «Ohne Kaffee läuft bei mir nichts.» Wobei der «Therapeut» dann tatsächlich die geliebte Kaffeemaschine aus dem TV auf die Bühne bringt und Müller damit fast allzu happy macht, während Giacobbo genervt die Augen verdreht.
Bassist Ziegler muss zwar nicht «therapiert» werden, aber er spielt immer wieder die TV-Intros oder Abspanne der TV-Sendung «Giacobbo/Müller», weil die beiden derart konditioniert und zu Beginn der Therapie nicht anders zu bewegen sind. Zwischendurch eskaliert die Situation, denn das Duo scheint tiefgründige emotionale Probleme miteinander zu haben. Sie schreien sich an, machen sich kindische Vorwürfe und jeder will der Beste sein.
Mike Müller verlässt nach so einem Streit – der Therapeut ist überfordert – die Bühne. Doch Giacobbo winkt ab und nörgelt: «Das macht er immer so, wenn er eine rauchen will.» Bassist Ziegler zeigt sich von beiden durchwegs genervt und behauptet, als die beiden gerade wieder von der Bühne flüchten, dass viele Fans nur seinetwegen kämen und zieht ein schönes Solo ab.
Dann ist Pause, oder eben auch nicht. Das Licht geht an, das Oltner Publikum will aufstehen, ein paar Zuschauer stehen schon. Doch Giacobbo und Müller spüren kein Lampenfieber mehr und fragen: «Wollt ihr jetzt ernsthaft raus gehen?» Sie sprechen aktiv Leute an: «Guck mal, der da hinten steht auf und will jetzt ernsthaft raus.» Der Dialog ist so heftig, dass zunächst nur ein paar Leute den Saal verlassen, um gleich wieder umzukehren, da das Programm ja offenbar weiter läuft.
Giacobbo trinkt vor dem Publikum genüsslich einen Kaffee und fragt Müller, ob die Leute wohl auch etwas trinken wollten, wenn sie könnten. Nach und nach verlässt dann doch etwa ein Drittel des Publikums im ausverkauften Stadttheater den Saal. Schliesslich ist Pause, oder? Die den Saal verliessen, bekommen nicht mit, wie Giacobbo Mike Müller fragt: «Ist das jetzt das Olten, von dem du mir immer erzählst?», und wie er in Referenz zu seiner Heimatstadt sagt: «Winterthur ist massiv besser als Olten...» Buh-Rufe, doch Giacobbo ergänzte schnell: «...wenn es um Schulden geht.» Situation gerettet.
Da sieht Müller noch eine ehemalige Schulkollegin, die es offenbar gewagt hat, in die Pause zu gehen. Er spricht sie an, als diese den Saal wieder betritt, redet er kurz mit ihr. Anschliessend fordert Müller das Publikum auf, Fragen zu stellen: «Fragt mich was über Trimbach!» Als nichts kommt: «Ich erweitere das Spektrum: Fragt mich was über Wisen oder Hauenstein.»
Die beiden Kabarettisten sind auf der Bühne angekommen, auch wenn es jetzt eher Comedy denn Kabarett war. Zuschauerin Petra Ritter aus Olten findet: «Auf der Bühne gibt es mehr Pointen als im Fernsehen. Die Interaktion mit dem Publikum kommt sehr frisch daher.» Sara Galli aus Niedergösgen schliesst sich an: «Es ist spannend, wie sie verschiedene Situationen aus der TV-Sendung einbeziehen. Ich finde die beiden live besser.» Von der Spontaneität der beiden ist Yessica Stampfli aus Derendingen begeistert: «Ich finde es toll, wie sie auf ihr Publikum eingehen. Sie können viele Pointen liefern, aus der Situation heraus.» Martin Kaderli und Dominic Ackermann von der Feuerwehr Olten sind sich einig: «Es ist interessant, auch mal was von den beiden hinter der Bühne mitzubekommen.» Damit meinen sie nicht das Programm, denn die Feuerwehrmänner waren wirklich hinter der Bühne und hatten Dienst.