Olten
Sie erzählen Geschichten als Gespräch: Ex-Lehrer Beno Meier und sein früherer Schüler Werner De Schepper

Der ehemalige Kantilehrer Beno Meier stellte den letzten Band seiner Trilogie über griechische Mythen vor. Er sagt, wieso er die Dialogform dazu benutzt hat.

Alexis Strähl
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Autor Beno Meier (l.) und Moderator Werner De Schepper bei der Buchvernissage in der Kantonsschule Olten.

Autor Beno Meier (l.) und Moderator Werner De Schepper bei der Buchvernissage in der Kantonsschule Olten.

BRUNO KISSLING

Manche Themen beschäftigen die Menschheit seit Jahrtausenden. Es ist also nicht erstaunlich, dass antike Mythen gelegentlich Gemeinsamkeiten mit Bibelerzählungen oder Märchen aufweisen. Ein Beispiel dafür erzählt Beno Meier in seinem neusten Buch «Athene betet», das er an der Kanti Olten am Donnerstagabend rund 100 Interessierten vorstellte. Im Abschlussband seiner Trilogie vergleicht Meier die Geschichte der Pandora, die eine Büchse mit Unheil für die Menschheit öffnet, mit dem Sündenfall in der Bibel.

Auf eine alleinige Schuldzuweisung auf Pandora und Eva verzichtet der Autor – Adam hätte die Frucht zurückweisen und Epimetheus die Pandora abweisen können, die Zeus als vermeintliches Geschenk schickte, um dessen Bruder Prometheus zu bestrafen. Prometheus übrigens gilt als der, der das Feuer vom Olymp stahl und den Menschen brachte und damit die Grundlage für die heutige Kultur und den technischen Fortschritt legte.

Danach verweist Meier auf Lukrez, der festhielt, dass Fortschritt in einem Gebiet zu Rückschritt in einem anderen Gebiet führte. Meier zieht den Vergleich zu den Vorteilen von Google Earth einerseits und der neuen Cyberkriminalität andererseits.

Solche Verweise sind im neusten Buch des ehemaligen Kantilehrers für Altgriechisch und Latein häufig anzutreffen. Dies war schon so bei den vorherigen Büchern «Aphrodite ungeschminkt» aus dem Jahr 2013 und «Hera sieht rot» aus dem Jahr 2016. Damit will Meier aufzeigen, dass die Geschichten der Antike durchaus noch ihre Aktualität haben. Diese «erstaunliche Aktualität» hob denn auch Rektorin Sibylle Wyss in ihrer Begrüssung hervor. Und Werner De Schepper, ehemaliger Schüler von Meier und Co-Chefredaktor der «Schweizer Illustrierte», vergleicht die Erzählungen der Antike mit der erfolgreichen Serie «Game of Thrones».

De Schepper las in Meiers Buch den Part des Schülers, Meier den Lehrer. Diese Dialogform zieht sich durch die drei Bände und war ein spontaner Geistesblitz während der Arbeit am ersten Buch, erzählt der Autor im Gespräch nach der Vernissage. «Die Zwischenfragen des Schülers lockern die Geschichten auf, dadurch wird die Erzählung lebendiger.» Überflüssig zu sagen, dass diese Form zum ehemaligen Lehrer passt. Meier fragte seinen ehemaligen Schüler De Schepper bereits für den ersten Band an, ob er den Schülerpart lesen würde. Nun lasen die beiden bereits an der dritten Vernissage an der Kanti Olten aus Meiers neuem Buch vor. Umrandet wurde die Lesung von Gitarrist Michael Erni, der seine Eigenkompositionen präsentierte. Erni ist Gitarrenlehrer an der Kanti Olten und damit Meiers ehemaliger Arbeitskollege.

Rätsel um Titel aufgelöst

Im dritten Band löst Meier auf, was es mit den Titeln seiner Bücher auf sich hatte. Der Arbeitstitel war zuerst «Der mythische Spiegel». «Das war dem Verleger nicht knackig genug, er wollte lieber eine konkrete Person im Titel», sagt Meier schmunzelnd. Nach Aphrodite und Hera komplettiert Athene die Runde. Dies ist kein Zufall: In der Mythologie muss Paris entscheiden, welche der drei Göttinnen die Schönste ist. Die Liebesgöttin Aphrodite geht als Gewinnerin hervor. Über die Platzierung der anderen beiden ist nichts bekannt. Meier vermutet Athene allerdings als Drittplatzierte, da sie Paris Weisheit anbot – womit sie, wie Meier im Vorwort als Anspielung auf aktuelle Verhältnisse vermutet, auch heute noch verlieren würde.

Beno Meier: «Athene betet», Knapp Verlag Olten, 120 Seiten.