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Verschiedene kantonale und nationale Institutionen engagieren sich für das Wohlergehen von Familien und Müttern in der Schweiz. Der Verein Kantonale Mütterhilfe ist eine davon. Sie unterstützt seit 1939 Mütter und Familien, die sich in einer finanziellen Notlage befinden. Ziel: sie vor der Abhängigkeit von Sozialgeldern zu bewahren. Acht Solothurner Frauen engagieren sich heute freiwillig und ehrenamtlich im Namen und Auftrag des Vereins.
Jährlich erhält der Verein über diverse Anlaufstellen für Familien und alleinerziehende Mütter, wie regionale Sozialdienste, Fachstellen für Beziehungsfragen sowie Mütter- und Familienberatungen, im Durchschnitt 25 Gesuche. Diese bearbeiten die Vereinsmitglieder einzeln und beurteilen sie im Plenum. Im vergangenen Jahr wurden rund 13 500 Franken für Beiträge ausbezahlt. «Beiträge geben wir vor allem für Ausbildungen und Ausgaben, von denen die Familie auch wirklich profitiert», erklärt Vereinspräsidentin Verena Studer. Als Beispiel nennt sie Kurse vom Roten Kreuz. «Wenn die Mutter nach der Ausbildung beim Roten Kreuz als Pflegehelferin in einer Institution, beispielsweise im Altersheim oder im Spital arbeiten kann und damit mehr verdient, sinkt das Risiko, dass sie von Sozialgeldern abhängig wird.»
Zur Gründung des gemeinnützigen Vereins vor 80 Jahren führte die damals vorherrschende Armut: Man sprach daher die Bundesfeierspende bedürftigen Müttern zu. Da das Geld jedoch nur über ein Kantonalkomitee oder durch eine Verwaltung verteilt werden durfte, gründete Helen Müller aus Feldbrunnen die Kantonale Mütterhilfe. In den Jahren darauf füllte der Vereins seine Beitragskasse mit dem Verkauf von Wasch- und Topflappen, gestrickt von Patienten der Kliniken Langendorf und Fridau. Seit 1985 aber ist die Haupteinnahmequelle des Vereins der jährliche «Biberli»-Verkauf im Monat Mai, jeweils um den Muttertag herum. Mit der Unterstützung der regionalen Landfrauen-Vereine sowie diverser Schulklassen nimmt der Verein jedes Jahr damit um die 20'000 Franken ein. Zusätzlich erhält er Spenden und Zuwendungen aller Art wie beispielsweise Kirchenopfer, Aktionen oder von Privaten.
Die Zahl der Gesuche sei steigend, obwohl der Verein bisher noch wenig Bekanntheit geniesst. «Die Institutionen weisen vermehrt auf unsere Leistungen hin», erklärt sich Verena Studer die Zunahme. Bei den Gesuchstellern handelt es sich um Familien, Paare oder alleinerziehende Mütter, die sich finanziell zwischen Existenzminimum und Sozialleistungen bewegen: «Sie sind in einer Lage, die keinen Anspruch auf Sozialleistungen ermöglicht. Aber sie können sich selber nicht mehr als das Nötigste leisten», sagt Studer.
Für Unvorhergesehenes oder beispielsweise Ausgaben für Aus- und Weiterbildungen, Zahnarztbesuche, Kinderzimmerausstattungen, Babynahrung oder Verhütung wie Spiralen blieben keine Reserven. Der Verein sorge mit seinen Beiträgen für eine kurzfristige Überbrückung. «Für uns sind das jeweils kleine Beiträge», sagt die Vereinspräsidentin. «Für die Familie ist das jedoch eine grosse Hilfeleistung.»
Doch nicht jeder Gesuchsteller erhält automatisch Hilfeleistung: «Kürzlich hat jemand Geld für ein neues Sofa verlangt. So etwas bewilligen wir selbstverständlich nicht», versichert die Vereinspräsidentin. Jedes Gesuch wird genau überprüft. Es sind jeweils die definitive Steuerveranlagung, der Lohnausweis, der Mietvertrag sowie ein durchschnittliches Monatsbudget und eine genaue Beschreibung des Nutzungszwecks beizulegen, anhand welcher die Vereinsmitglieder die Situation des Gesuchstellers beurteilen. Wer bereits Sozialhilfe bezieht, hat weniger Chancen auf Leistungen, da der Verein keine Schuldensanierung macht. Die Beiträge sollen möglichst verhindern, dass die Familie in eine Schuldenfalle gerät und zum Sozialfall wird. Alle zwei Monate treffen sich die momentan acht Vereinsmitglieder, um die Gesuche abzuarbeiten und gemeinsam zu entscheiden, wer wie viel Zustupf erhält. Pro Familie lässt sich nur einmal jährlich ein Beitrag sprechen.
Trotz des gemeinnützigen Hintergrundes nimmt laut Verena Studer jedoch das Interesse der Schulen am traditionellen Biberli-Verkauf, also der Haupteinnahmequelle des Vereins, ab. Auch über mehr Mitglieder aus dem ganzen Kanton würde sich die Vereinspräsidentin freuen. «Wenn wir mehr Mitglieder hätten, könnten wir die Gesuche auch schneller und effizienter abarbeiten.»