Startseite
Solothurn
Olten
In Hägendorf wird Jodler Cäsar Studer für 50 Jahre Aktivmitgliedschaft geehrt. Seit 50 Jahren singt er nun schon im Jodlerklub Gunzgen. Zum Jodlerklub fand er, der in Gunzgen aufgewachsen ist, durch einen entfernten, an der Gründung des Klubs beteiligten Verwandten. Als 17-Jähriger ist er angefragt worden und ist dem Klub bis heute treu geblieben.
«Die traditionellen volkstümlichen Lieder werden die Zeit überdauern», sagt Cäsar Studer bestimmt. Er, der sich sonst eher zurückhaltend äussert und sich selbst bei der Frage nach seinem Lieblingslied nicht festlegen mag, ist überzeugt: Jodelmusik ist alles andere als ein folkloristischer Anachronismus. Seit 50 Jahren singt er nun schon im Jodlerklub Gunzgen. Jodeln kann er zwar nicht – «das können bei uns nur die Frauen», so der 66-Jährige – aber das ist auch nicht nötig.
Beim klassischen Jodellied wird nämlich nur der Refrain gejodelt, die Liedstrophen werden vom Chor mehrstimmig gesungen. Deshalb sind die Begleitstimmen genauso wichtig wie der eigentliche Jodel. Ob es ihn denn nie gereizt habe, das Jodeln zu erlernen? «Nicht wirklich», meint er. «Ausserdem wäre das mit meiner tiefen Stimmlage schwierig geworden.» Seit seinem Stimmbruch singt er die zweite Bassstimme.
Zur 84. Delegiertenversammlung des Nordwestschweizer Jodlerverbandes in Hägendorf werden am Samstag, 16. Februar, über 300 Teilnehmende in der Raiffeisen-Arena Hägendorf erwartet. Als Gastgeber wirkt der Jodlerclub Gäu aus Egerkingen. Das OK steht unter der Leitung von Werner Huber, Hägendorf, Pius Müller, Rickenbach, und Werner Surer, Präsident des Gastgebervereins.
Traditionsgemäss finden an den Versammlungen auch die Veteranenehrungen statt. Aus der Region gehören neben Cäsar Studer auch Urs Ackermann, Mümliswil, und Walter Tschui, Grenchen, zu den Ehrenveteranen.
Zum Jodlerklub fand er, der in Gunzgen aufgewachsen ist, durch einen entfernten, an der Gründung des Klubs beteiligten Verwandten. Als 17-Jähriger ist er angefragt worden und ist dem Klub bis heute treu geblieben. Auch nach dem Wegzug aus Gunzgen – zunächst nach Hägendorf, dann nach Winznau, wo er noch heute mit seiner Frau lebt – kam es für ihn nicht infrage, den Verein zu verlassen. Für die langjährige Mitgliedschaft wird Studer am kommenden Samstag im Rahmen der in Hägendorf stattfindenden Delegiertenversammlung des Nordwestschweizer Jodlerverbands geehrt.
Was ihm denn am Jodeln so gefällt? «Singen tut einfach gut!», meint Studer. Ausserdem schätze er die Kameradschaft im Verein und das gesellige Zusammensein an den Jodlerfesten. In seiner Familie ist er allerdings der einzige Jodler. Seine beiden Söhne hat er nicht dazu überreden können, dem Klub beizutreten: «Als junge Burschen wäre es für sie nicht infrage gekommen, im Sennechutteli neben ihrem Vater zu stehen und zu singen», schmunzelt Studer. Er habe aber den Eindruck, das volkstümliche Kulturgut finde bei der jüngeren Generation wieder grösseren Anklang.
Deshalb mag er auch nicht von einem eigentlichen Nachwuchsproblem sprechen: Es gibt sie nämlich, die jungen Frauen und Männer, die sich für das Jodeln begeistern. Das Problem sei eher, dass die aktive Mitgliedschaft in einem Verein keine Selbstverständlichkeit mehr darstelle – und dieses Phänomen betreffe alle Altersgruppen. «Wir haben immer wieder Interessenten, die zu uns in den Jodlerklub schnuppern kommen. Aber wenn sie unser Jahresprogramm sehen, schrecken sie vor einem Beitritt zurück.» Es sei offenbar schwieriger, vereinsinterne Verpflichtungen mit dem Berufs- und Familienleben zu vereinbaren.
Cäsar Studer ist nicht nur seit 50 Jahren aktiver Sänger. Er hat für den Verein auch immer wieder diverse Ämter übernommen. So war er von 1985 bis 2000 Präsident des Vereins und verblieb in dessen Vorstand bis 2015. Parallel dazu war er von 1989 bis 2008 Vorstandsmitglied im Nordwestschweizer Jodlerverband – die letzten drei Jahre davon als Präsident. Als solcher amtierte er zudem als Vizepräsident des eidgenössischen Jodlerverbands. In diesen Funktionen nahm er an Verbandsversammlungen in der ganzen Schweiz teil und lernte dadurch viele Leute aus allen Ecken des Landes kennen.
Auch heute ist Studer viel unterwegs: Seit seiner Pensionierung reist er mit Frau Marianne im eigenen Wohnmobil quer durch Europa. Zudem betätigt er sich als freiwilliger Fahrer für den Rotkreuz-Fahrdienst – und schätzt die vielen interessanten Begegnungen, zu denen es dank dieser Tätigkeit kommt.