Oltner Fasnacht
Schnitzelbank-Abend: Das Lokale ist Trumpf – und Greta

Die Kulturbeiz Coq d’Or, Alex Capus und die Parkuhren: Die Oltner Zünfte haben bei den Schnitzelbänken in diesem Jahr viel Lokales aufs Korn genommen. Doch auch einige nationale und internationale Themen kamen immer wieder vor, wie der Donnerstagabend im Theatersaal des Stadttheaters zeigte.

Fabian Muster
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Schnitzelbank-Abend Oltner Fasnacht 2020
32 Bilder
Höckeler
Höckeler
Nachtwächter
Nachtwächter
Nachtwächter
Oltner Läckerli
Oltner Läckerli
Oltner Läckerli
Säli Trophi
Banause
Banause
Banause
Bazille
Bazille
Bazille
Fröscheweid
Fröscheweid
Glugger
Glugger
Glugger
Glugger
Guggi Sänger
Guggi Sänger
Guggi Sänger
Guggi Sänger
Hilari mit Hilarius 100
Hilari mit Hilarius 100
Höckeler
Höckeler
Höckeler
Höckeler

Schnitzelbank-Abend Oltner Fasnacht 2020

Bruno Kissling

Bei den Themen ist in diesem Jahr eine erfreuliche Rückbesinnung aufs Lokale festzustellen. Mehrfach erwähnt wurden neben den am meisten zitierten Oltner Stadträten das Kulturlokal Coq d’Or und die vom Gemeindeparlament bewilligten 20'000 Franken; Alex Capus und seine Idee, den Kanton Solothurn auf die anderen Kantone aufzuteilen; und die Oltner Parkuhren, die nur mit Münz bedient werden können, wenn vorher das Kontrollschild des eigenen Autos eingegeben wird. Auch Nicolas Castillo als Wirt der „Schlosserei-Genussfabrik“, der 90-Millionen-Umbau des Bahnhofplatzes oder Neu-Nationalrat Felix Wettstein kamen immer wieder vor. National sorgte die Verwechslung der Patrouille Suisse, die in Mümliswil statt in Langenbruck ihre Flugshow zeigten, für die häufigsten Erwähnungen. Die Bazille-Zunft, die mit ihren Kostümen, weniger aber mit ihren Bänken zu überzeugen vermochte, machte dies zu ihrem Leitthema.

International war der Klimawandel und Greta Thunberg stark vertreten. Dazu zogen die Banause-Zünftler als verkleidete Gretas und dem Motto „Schmudo for future“ eine sehenswerte Darbietung ab. So vermischten sie Schnitzelbank-Gesänge mit dialogischen Einschüben, währenddem sie nicht Helgen, sondern analog zu den Klimastreikern Plakate mit Forderungen in die Höhe hielten.

Weitere Zünfte kamen beim Publikum sehr gut an. Einen eigentlichen Überflieger gab es allerdings nicht. So lösten die Nachtwächter mit ihren Schnitzelbänken und den dazugehörigen Helgen im Pop-Art-Stil am meisten Gelächter und Bravo-Rufe aus. Sie schafften dies mit inhaltlich fast nur aufs Lokale fokussierte Themen, die sie im traditionellen Stil gemeinsam und gut verständlich vortrugen, anschliessend drehte ein Zunftmitglied die Ratsche.

Bei der Höckeler-Zunft sorgte die Erscheinung – ein farbiger Elvis ganz nach ihrem Motto „Tanz us de Reihe! – für Aufsehen. Die Vorstellung mit Kinderliedermacher Christian Schenker als Leadsänger mit der Melodie des fetzigen 1980er-Jahre-Hits „Walking On Sunshine“ animierte die Zuschauer am meisten zum Mitklatschen.

Die Schnitzelbänke, die kaum Lokales beinhalteten, waren hingegen Durchschnitt. Ähnlich unterwegs waren die jungen Oltner Läckerli, die allerdings mit ihrem Auftritt als Räubertöchter das Publikum nicht ganz so überzeugend mitzureissen vermochten wie ihre Bühnenvorgänger.

Ein Sonderlob holte sich auch die Fröscheweid-Zunft mit ihrer improvisierten Märlibühne und den als Kasperli, Frosch und Froschkönig verkleideten Figuren.

Die Schnitzelbänke mit einem Mix aus lokalen und nationalen Themen trugen sie in der Melodie des Mundartslieds „Es wott es Fraueli z Märit go“ vor und sorgten damit für einige Lacher.

Eine spezielle Idee hatte die Guggi-Zunft: Sie liessen die Schnitzelbänke des letzten Jahres in der Broschüre abdrucken, die bei jedem Besucher auf dem Tisch lag. Die Zünftler sorgten so dafür, dass sich das Publikum auf ihre Vorstellung konzentrierte und die Bänke nicht mitlesen konnte.

Und wie schnitt die Hilari-Zunft ab, die in diesem Jahr den Obernaaren stellt? Ein schöner und gut verständlicher Gesang von Hilarius 100. zum Jubiläum der eigenen Zunft gabs zum Auftakt. Beim anschliessenden Vortragen der Bänke kam allerdings beim Publikum nur ein zögerliches Mitklatschen auf.

Beim letzten Auftritt des Abends, jenem der Glugger-Clique, bemerkte der Beobachter die vorgeschrittene Zeit: Es war bereits Mitternacht, als die Zünftler die Bühne betraten und als Eisbären, Pinguine und Greta über das Klimachaos referierten. Sie wirkten schon etwas „dure“, wie sie zu Beginn gleich selbst zugaben. Vielleicht wäre es eine prüfenswerte Idee, den Schnitzelbank-Reigen früher enden zu lassen und beispielsweise auf die Auftritte der Guggen zu verzichten. Auch dem Publikum wäre damit gedient: Einige verliessen den Theatersaal nämlich eine oder zwei Nummern vor dem Schlusspunkt.