Olten
Schnelles und zuverlässiges Internet: Olten soll Bedingungen für ein offenes Glasfasernetz festlegen

Parlamentarier wollen den Stadtrat beauftragen, wie die Infrastruktur der Zukunft aussehen soll.

Fabian Muster
Drucken
Parlamentarier Tobias Oetiker will die Vorbereitung und Durchführung eines Submissionsverfahrens zum Aufbau und Betrieb eines offenen Glasfasernetzes für die Stadt Olten prüfen lassen.

Parlamentarier Tobias Oetiker will die Vorbereitung und Durchführung eines Submissionsverfahrens zum Aufbau und Betrieb eines offenen Glasfasernetzes für die Stadt Olten prüfen lassen.

Themenbild Keystone

Ein flächendeckendes Glasfasernetz ist «eine gute Investition», ist sich Tobias Oetiker sicher. Der IT-Spezialist sitzt für Olten jetzt! im Gemeindeparlament und setzt sich schon länger mit der Materie auseinander. Ein Glasfasernetz mit dem Ausbaustandard «Fiber to the Home», also bis zum eigenen Hausanschluss, gehört für ihn zu einer ähnlich sicheren Finanzanlage wie eine Immobilie – und braucht zudem kaum Unterhalt. «Die ältesten Glasfasern sind jetzt rund 30 Jahre alt und immer noch in Betrieb.» Die Coronakrise mit der Erfahrung von Homeoffice hat in seinen Augen auch gezeigt, wie «wichtig ein schneller und zuverlässiger Internetzugang ist».

Oetiker: Ein Vorstoss zum Zweiten

Nun hat Oetiker erneut einen Vorstoss zum Thema eingereicht, der von Vertretern mehrerer Fraktionen unterschrieben wurde. In einem Postulat will er vom Stadtrat «die Vorbereitung und Durchführung eines Submissionsverfahrens zum Aufbau und Betrieb eines offenen Glasfasernetzes für die Stadt Olten» prüfen lassen. Das Ziel: In dieser Ausschreibung soll die Stadt Bedingungen festlegen, die sicherstellen, dass das Glasfasernetz «eine schnelle und zuverlässige Internetanbindung aller Firmen und Privathaushalte zu konkurrenzfähigen Preisen bietet». Zudem soll es auch für den Investor rentabel sein. «Es kann nicht sein, dass sich interessierte Investoren zeigen und die Stadt nicht weiss, was sie eigentlich will», sagt Oetiker. «Offen» bedeutet, dass alle möglichen Anbieter das Netz nutzen können.

In Olten gibt es zwei Interessenten

Konkret Interesse in Olten ein offenes Glasfasernetz aufzubauen, hätte die Swiss4net Holding AG mit Sitz in Zug (wir berichteten). Bereits im vergangenen Jahr kam die Holding, welche vom englischen Telekominvestor Arcus Infrastruc­ture Partners LLP mit Sitz in London, dem Schweizer Lebensversicherungskonzern Swiss Life sowie der Migros-Pensionskasse finanziert wird, mit der Stadt in Kontakt. Es kam zu einem ersten Treffen von Vertretern Oltens und der Swiss4net im vergangenen Herbst. Auf Anfrage sagt nun Geschäftsführer Roger Heggli: «Wir sind weiterhin interessiert, in Olten ein offenes Glasfasernetz aufzubauen. Von uns aus könnte es losgehen, wenn die Gegebenheiten stimmen.» Die Städtischen Betriebe Olten (sbo) hätten bereits alle bedeutsamen Unterlagen erhalten. Man hätte in der Vergangenheit immer wieder Kontakt gehabt, sagt Heggli.

Anscheinend gibt es einen weiteren Interessenten. Oetiker schreibt in seinem Vorstoss, dass «im Frühjahr ein zweiter Investor mit demselben Ansinnen bei der Stadt vorstellig» wurde. Auf Anfrage will Baudirektor und sbo-Verwaltungsrat Thomas Marbet nicht sagen, um wen es sich handelt. Er will den im Postulat erwähnten Investor allerdings nach den Sommerferien treffen. Zudem sei im Stadtwerk sbo ein Ausschuss gebildet worden, der sich diesem Thema annimmt. «Wir nehmen das Thema ernst», sagt Marbet. Angekündigt haben diesen Mai auch Sunrise und Salt mit dem Gemeinschaftsunternehmen Swiss Open Fiber, eine offene Glasfaserinfrastruktur aufzubauen.

In den nächsten fünf bis sieben Jahren sollen 3 Milliarden Franken investiert werden, um 1,5 Millionen Haushalte zu erreichen – besonders in Gebieten, die gegenwärtig unzureichend mit moderner Breitbandtechnologie versorgt sind. Ob auch in Olten Interesse besteht, ein solches Netz aufzubauen, verraten die beiden Medienstellen auf Anfrage nicht. Sunrise schreibt: «Wir sind mit zahlreichen interessierten Gemeinden im Gespräch. Als nächster Schritt ist geplant, im dritten Quartal die Finanzpartner bekannt zu geben, damit der Rollout im vierten Quartal starten könnte.» Weitere Einzelheiten würden zu gegebener Zeit bekannt gegeben werden.

Den Ausbau für ein Highspeed-Internet in Olten bereits abgeschlossen hat die Swisscom, wie es auf der entsprechenden Website heisst. Allerdings mit dem Ausbaustandard «Fiber to the Street» respektive «Fiber to the Building», also bis zum Verteiler in der Strasse respektive zu grösseren Gebäuden wie Mehrfamilienhäusern. Bis zum Hausanschluss kommt das herkömmliche Kupferkabel wieder zum Zug.

sbo verzichten wohl auf Investition

Die Städtischen Betriebe Olten werden von sich aus wohl nicht in ein solches Glasfasernetz investieren. Das Anliegen hat ­Oetiker selbst schon in einer entsprechenden Motion vor über einem Jahr vorgebracht. Er berechnete darin die Anfangsinvestitionen auf Stadtgebiet in ein offenes Glasfasernetz auf 14,3 Millionen Franken. Finanzdirektor Benvenuto Savoldelli hat das Anliegen im Namen des Stadtrats abschlägig beantwortet (wir berichteten): «Die Investition ist aufgrund bestehender und im Aufbau befindlicher Parallelnetze nicht sinnvoll und aufgrund der technischen Entwicklung wie 5G deckt sie keine echten Bedürfnisse ab. Die Investitionen könnten keinen finanziellen Rückfluss bewirken, sodass das letztendlich vom Steuerzahler finanzierte Geld verloren wäre.» Oetiker zog den Vorstoss während der Parlamentsdebatte zurück, weil er sah, dass er keine Mehrheit finden würde. Das Thema hat sich damit aber noch nicht erledigt, wie sein erneuter Vorstoss zeigt.