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Die vom Schleichverkehr betroffene Anwohnerschaft im Oltner Säliquartier ist erfreut, fordert aber dessen Kontrolle, wie eine Umfrage zeigt.
Nach jahrelangem Kampf gegen den Schleichverkehr haben die am stärksten betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner des Säliquartiers ein Zwischenziel erreicht: Der Oltner Stadtrat wird in einem einjährigen Versuchsbetrieb im Säliquartier zwei Barrieren (je an der Riggenbach- und Gartenstrasse) sowie eine Sperre beim Maria-Felchlin-Platz installieren lassen, um die Durchfahrt für den quartierfremden Verkehr zu unterbinden.
Erich Bächler, der zu den vier Erstunterzeichnern des vor einem Jahr eingereichten Volksauftrags gehört, ist auf Anfrage, erfreut, dass «der Stadtrat in der Angelegenheit endlich einen ersten Pflock einschlägt». Trotzdem ist er nicht zufrieden. Das Problem bei den vorgeschlagenen Massnahmen sei, dass immer noch Umfahrungsrouten offen blieben: Die Route Bifangplatz–Maria-Felchlin-Platz–Reiserstrasse–Sälistrasse sei etwa nach wie vor offen und attraktiv für Durchfahrten. «Daher befürchte ich, dass mit den vorgeschlagenen Massnahmen der Verkehr in unseren Quartieren lediglich umgelagert wird.» Als Hauptproblem bezeichnet er den Umstand, dass der Stadtrat nach wie vor das Gefühl habe, man könne den Fünfer und das Weggli haben; das heisst ein gegenseitiges Durchfahrtsrecht für die drei Gebiete Fustlig, Bifang und Wilerfeld sowie gleichzeitig Unterbindung des Schleichverkehrs. «Solange man nicht bereit ist, von diesem Prinzip abzuweichen, wird es keine nachhaltige Lösung dieses Verkehrsproblems geben.» Wichtig ist in seinen Augen nun, dass ein Verkehrsmonitoring aufgezogen wird, das die Folgen des Versuchs dokumentiert und die Massnahmen aufgrund dieser Erhebungen angepasst werden.
Hansruedi Kaeser, der mit weiteren Personen vor drei Jahren eine Petition gegen den Schleichverkehr eingereicht hat, ist ebenfalls nur «halbwegs zufrieden» Es sei gut, dass nun etwas gehe, es hätte aber ziemlich lange gedauert. Wichtig sei nun, dass das Regime mit Polizeikontrollen durchgesetzt werde und Autofahrer sanktioniert würden, die Ausweichrouten suchten. «Die Fahrt durchs Quartier muss so unattraktiv sein, dass der Zeitverlust grösser ist, als wenn man den Weg über die Hauptachsen wählt.»
Und ein Vater von zwei schulpflichtigen Buben freut sich auf die Chance, die Strasse als Lebensraum zurückgewinnen zu können, und zeigt sich von den «relativ starken Eingriffe positiv überrascht».
SVP-Parlamentarierin Ursula Rüegg, die mit ihrer vom Gemeindeparlament einstimmig überwiesenen dringlichen Motion das rasche Handeln der Oltner Regierung ausgelöst hat, zeigt sich auf Anfrage ebenfalls «positiv überrascht». Dies, weil der Stadtrat so schnell gehandelt habe, nachdem Massnahmen jahrelang gefordert, aber nicht umgesetzt worden seien. Der geplante Versuch sei ein guter Anfang. Sie hebt auch das begleitende Monitoring hervor, dass die Auswirkungen der Massnahmen auf die Zahl der Autos misst.
Auch der Grünliberale Christian Ginsig, der im Quartier wohnt, unterstützt die Massnahmen. Doch nicht alle Quartierbewohner sind vom neuen Regime überzeugt, wie ein Blick in die Oltner Facebook-Gruppe zeigt. Einige müssen nun wegen den Hindernissen Umfahrten in Kauf nehmen. An die Adresse der Kritiker sagt Ginsig, der die Einschränkungen persönlich als nicht so gravierend taxiert: Man solle den Versuchsbetrieb und die Folgen auf die Lebensqualität zuerst einmal abwarten, bevor man die Oltner Regierung angreife. Der Stadtrat habe auf eine Bürgerinitiative reagiert, die auch vom Gemeindeparlament gutgeheissen wurde. Es gehe auch nicht darum, das Quartier abzuschotten, sondern den illegalen Schleichverkehr zu stoppen. Ginsig schlägt zudem vor, dass bei den wichtigsten Zugangsstrassen ins Quartier – etwa bei der Unterführungsstrasse Richtung Fachhochschule oder beim Käppeli Richtung Sälipark – die Automobilisten auf Tafeln darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Durchfahrt nicht mehr möglich ist, um unnötige Wendemanöver gleich von Beginn weg zu verhindern.
FDP-Ratsmitglied Heinz Eng spricht von einem «Kompromiss» respektive von einer «Gratwanderung»: Man dürfe nicht ausser Acht lassen, dass mit den Massnahmen auch Einschränkungen für die Anwohnerschaft einhergingen, die eigentlich das Recht hätten, durchs Quartier zu fahren, betont Eng, der die Massnahmen aber grundsätzlich unterstützt.