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Der Kampf gegen hohe Nitratwerte im Grundwasser wird intensiviert. Seit den 1980er-Jahren übersteigen die Nitratgehalte in einigen Grundwasserpumpwerken der Region Gäu und Olten das Qualitätsziel von 25 mg Nitrat/Liter.
Seit den 1980er-Jahren übersteigen die Nitratgehalte in einigen Grundwasserpumpwerken der Region Gäu und Olten das in der Gewässerschutzgesetzgebung verankerte Qualitätsziel von 25 mg Nitrat/Liter. Bis zur Jahrtausendwende überschritten die Werte beim Pumpwerk Neufeld in Neuendorf fast den Toleranzwert für Trinkwasser von 40 mg Nitrat/Liter. Der Kanton Solothurn hat den Handlungsbedarf erkannt und arbeitet seit 1995 zusammen mit der Landwirtschaft und Vertretern von vier regionalen Wasserversorgern mit Unterstützung des Bundes intensiv an der Verringerung der Nitratgehalte. Erste Erfolge im Sickerwasser und in der obersten Schicht des Grundwassers sind messbar. Bis sich die Veränderung auch im Trinkwasser zeigt, braucht es aber Geduld und weitere Anstrengungen.
Der Hauptteil des Nitrats im Grundwasser stammt aus der Landwirtschaft und so werden die Landwirte in der Region schon seit 1995 durch die damals gegründete Nitratkommission zur nitratarmen Bewirtschaftung ihrer Felder angeregt. Die Krux: Einerseits gefährden Auswaschungen von Nitrat aus Düngern die Qualität von Grundwasser. Aber gleichzeitig können gute Ernteerträge von Ackerkulturen nur durch Düngung sichergestellt werden. In diesem Rahmen werden derzeit in Rickenbach südlich der ERO durch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL) in Frick Feldversuche durchgeführt. Im Rahmen einer Doktorandenarbeit erarbeiten hier Hanna Frick und Michael Cormann sowie weitere Helfer Erkenntnisse, welche Rückschlüsse über Verluste von Stickstoff aus Hofdünger liefern. Diese Erkenntnisse sollen Nitro Gäu, aber auch dem Amt für Umwelt des Kantons Solothurn, der ETH Zürich und der Universität Neuenburg als Projektpartner Informationen liefern, wie die Grundwasserqualität bezüglich Nitrat weiter gesteigert werden kann. Bereits vor rund einem Monat wurden deshalb auf dem Versuchsfeld unterirdisch Sensoren und Messgeräte zur Nitratmessung eingegraben.
Am vergangenen Dienstag wurde nun aufwendig hergestellte Gülle auf dem Feld ausgebracht. Die Gülle stammt von einer Kuh, die ausschliesslich mit Heu ernährt wurde, das eigens mit speziellem Dünger produziert wurde. Anschliessend wurden in zwölf Messfeldern Amoniaksammler (Bild) aufgestellt, die im Labor des FIBL ausgewertet werden. Wind-, Temperatur- und Feuchtigkeitsmessgeräte unterstützen das Forschungsteam, das am vergangenen Freitag die Versuchsanlage wieder abbaute. Die Untersuchung soll aber im Verlaufe der nächsten Monate noch dreimal wiederholt werden. Die Feldarbeit ist im Übrigen so angelegt, dass Cormann während 24 Stunden anwesend ist und aus diesem Grund in einem Zelt auf dem Feld übernachtete.
Demnächst wird in einem benachbarten Maisfeld am Chrützbach eine ähnliche Versuchsanlage aufgestellt werden. Laut Kanton und Nitratkommission vermindert die Umwandlung von Ackerflächen in Wiesen sowie die angepasste Bewirtschaftung der Ackerflächen die Nitratauswaschung erheblich, führt aber zu Mindererträgen in der Landwirtschaft. Den Landwirten, die sich mit langjährigen Bewirtschaftungsverträgen zur nitratarmen Bewirtschaftung verpflichten, werden die Ertragseinbussen vom Nitratprojekt Gäu-Olten finanziell abgegolten. Das Nitratprojekt Gäu-Olten ist das grösste Nitratprojekt der Schweiz.