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Drei Kabarettisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz spielten mit Klischees und Aktualitäten.
Am Samstagabend trafen sich drei Schwergewichte der Kabarettszene aus dem deutschsprachigen Raum, um Antworten auf wichtige und unwichtige Fragen des Lebens zu beantworten. Gespannt war das Publikum, ob die drei auf die Steilvorlage reagieren würden, die die österreichische Regierung an diesem Tag gegeben hatte.
Jess Jochimsen eröffnete das Gipfeltreffen und beantwortete die Frage nach Österreich umgehend. Thomas Maurer habe heute Morgen sein Land verlassen und werde morgen ein verändertes betreten. Jochimsen hatte von den Kabaretttagen eine Carte Blanche erhalten und zu diesem Abend nebst dem Österreicher Maurer den Schweizer Renato Kaiser eingeladen. Das Publikum sollte mit einer geballten Ladung von Humor und Satire belohnt werden.
Jochimsen nahm auch den Eurovision Song Contest aufs Korn. Luca Hänni wäre gar nicht dabei, wenn der nicht bei «Deutschland sucht den Superstar» gewonnen hätte. Und der Sänger, der vor Jahren für Deutschland gewonnen hätte, sei ein Österreicher gewesen, der in der Schweiz gewohnt habe. Geschickt spielte er die drei Länder gegeneinander aus, schonte sein eigenes aber keineswegs. Seine Gedanken über die Veränderung der Sprache regten zum Nachdenken an. «Zeitnah» hiess früher «bald» und beim Wort «Wachstum» denke man nur noch an «Wirtschaft». «Man wird doch noch sagen dürfen» und «Ich bin kein Rassist, aber ...».
Der Schweizer Renato Kaiser bediente sich geschickt der Klischees über Lehrer und Lehrerinnen. Die meisten davon gescheiterte Kabarettisten. Wobei Letztere wiederum meist gescheiterte Lehrer seien. Der Grossteil des Publikums bei Kabarettveranstaltungen seien ja Pädagogen und bildeten so das bedingungslose Grundeinkommen der Künstler. Sorgen macht sich Kaiser um die Verlagerung des Stammtischs von der Beiz in die sozialen Medien. Gewisse Kommentare dürfe er gar nicht zitieren, da diese strafrechtlich verfolgbar wären. Seine Bedenken sind sicher nicht unbegründet.
Kaiser kommt aus der Poetry Slam Szene und so gab er eine Geschichte zum Besten, in der über die Bedeutung von Wörtern philosophiert. Wie dürfe man Menschen mit Migrationshintergrund nennen? Wie nicht und warum? Gedanken, die sich wohl jeder und jede macht oder machen müsste.
Zu Beginn hatte Jochimsen mit ein paar hundert Dias aus seinem Urlaub gedroht. Und tatsächlich kam das Publikum in den Genuss von ein paar wenigen Dias. Aber nicht typische Strandaufnahmen zeigte er, sondern absurde Bilder von Strassenschildern wie «Der Friedhof bleibt wegen Betriebsausflug geschlossen».
Nach der Pause legte dann der Österreicher Thomas Maurer los. Sein aktuelles Thema heisst «Zukunft». Als Kind war er ein grosser Fan von Raumschiff Enterprise und er träumte davon, einen Kommunikator zu haben. Mit dem konnte man aber «nur» telefonieren. Wobei die heutigen Smartphones Probleme lösen würden, die es früher gar nicht gab. Scharf und tiefgründig waren Maurers Überlegungen zu den Apps. Ihm fehlen die wirklich wichtigen Programme, so wünscht er sich etwa eine zum Thema Smalltalk. Seine Überlegungen trug er in einem rasanten Tempo vor, was dem Publikum einiges an Konzentration abverlangte.
Zum Abschluss standen die drei noch in einer Elefantenrunde auf der Bühne. Sie befragten sich gegenseitig, was ihre jeweiligen Herkunftsländer den anderen voraushaben. Maurer meinte, in der Schweiz werde man bei Korruption nicht erwischt und Jochimsen erwähnte mit Anspielung auf die beiden Weltkriege, dass die Deutschen besser verlieren könnten.
Das satirische Gipfeltreffen feierte eine gelungene Premiere, auf eine Wiederholung darf gehofft werden.