Olten
Reha Technology setzt auf Robotertechnik gegen Bewegungsstörungen

Das weltweit tätige Unternehmen mit Hauptquartier Olten und Produktionsstandort Zuchwil hat zwei Geräte für die robotergestützte Rehabilitation entwickelt: einerseits das G-EO System, andererseits das brandneue Gerät Armotion.

Anja Lanter
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Armotion wurde entwickelt für die Rehabilitation an Ellbogen, Schulter und Handgelenk. zVg

Armotion wurde entwickelt für die Rehabilitation an Ellbogen, Schulter und Handgelenk. zVg

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Schwungvoll aufstehen, mit sicheren Schritten zum Waschbecken laufen, nach einem Teller greifen und ihn abwaschen: Solche Bewegungsabläufe sind alltäglich und mühelos auszuführen – jedenfalls solange man gesund ist: «Nach einem Schlaganfall aber funktionieren einfachste Bewegungen nicht mehr», erläutert René Trost, Geschäftsführer der 2009 gegründeten Schweizer Firma Reha Technology, die sich auf robotergestützte Systeme für die Rehabilitation spezialisiert hat. «Mit unseren Produkten wollen wir die Situation des Patienten verbessern, er soll zum Beispiel wieder selbstständig Zähne putzen können.»

Produktportfolio abrunden

Dafür hat das weltweit tätige Unternehmen mit Hauptquartier Olten und Produktionsstandort Zuchwil zwei Geräte entwickelt: Einerseits das G-EO System, andererseits das brandneue Gerät Armotion.

Beide Produkte kommen in der Rehabilitation zum Einsatz, jedoch an unterschiedlichen Körperpartien: «Während das G-EO System für die Gangrehabilitation konzipiert wurde, eignet sich Armotion für Ellbogen, Schulter und Handgelenk», macht Trost Unterschiede zwischen den beiden Produkten aus, die sich in der Therapie auch ergänzen sollen. «Mit Armotion wollten wir unser Produktportfolio abrunden. Patienten, die wieder das Laufen erlernen müssen, haben oft auch Bewegungsstörungen in den oberen Extremitäten», meint Marketing-Direktor Benjamin Berger dazu.

Von 2007 bis Mitte 2011 entwickelt, wurde das handliche Gerät vor ungefähr zwei Wochen auf den Markt gebracht und bereits verkauft – nach Russland. Trost betont, dass die Firma grosse Erwartungen ins Gerät stecke – es soll dem etablierten G-EO System in nichts nachstehen. Nur was die Grösse und Kosten angeht, muss von anderen Dimensionen gesprochen werden: Derweil Armotion kompakt und tragbar ist, wirkt das G-EO System mit einer Länge von 406 und Standardhöhe von 280 Zentimetern geradezu kolossal. Zudem ist der 60 000 Franken teure Armotion um ein Vielfaches billiger, als das G-EO System, dessen Preis sich auf 300'000 bis 400'000 Franken beläuft.

Treppensteigen üben

In technischer Hinsicht befinden sich die beiden Geräte aber auf Augenhöhe, denn beiden liegt ausgeklügelte Robotertechnik zu Grunde. Beim G-EO System, das vorwiegend bei Schlaganfallpatienten, traumatisch Schädelhirnverletzten und cerebral gelähmten Kindern zum Einsatz kommt, stehen die Patienten etwa auf zwei Roboterarmen, die Laufsituationen simulieren – auch solche komplizierter Art: «G-EO System ist das einzige Gerät, mit welchem die Patienten auch Treppensteigen üben können», so Trost. Dabei gelte der Grundsatz: Je mehr Schritte in einer Therapiesession gemacht werden, desto besser; vor allem bei Kindern seien jeweils grosse Fortschritte festzustellen.

Dank eines Computers, der alle Daten in Bezugbewertet auf Leistung des Patienten speichert, können gemachte Verbesserungen in den Bewegungsabläufen schnell erkannt werden – gemäss Trost und Berger ein grosser Vorteil der beiden Geräte. Insbesondere beim Armotion stellt auch die spielerische Komponente einen Pluspunkt dar: «Dadurch verringert sich das Risiko, dass die Therapie dem Patienten verleidet», meint Trost.

Das Ganze ist vergleichbar mit einem Computerspiel: Der Patient hat einen Bildschirm vor sich, auf dem eine Situation abgebildet wird (beispielsweise Münzen, die es einzusammeln gilt). Anstatt aber eine Maus zu benutzen, bewegt er seinen Arm, der am Armotion befestigt ist, wobei die Bewegungen dann auf den Computer übertragen werden (siehe Bild).

Neues Gerät im September

Kaum ist Armotion auf dem Markt, erscheint bereits im September wieder ein neues Produkt namens First Mover: «Der First Mover kommt in der akuten Phase, das heisst schon am ersten Tag nach einem Schlaganfall und wenn der Patient noch bettlägerig ist, zum Zuge. Denn im Gegensatz zum G-EO Systems ist eine Behandlung im Bett möglich», meint Berger und Trost ergänzt: «Je früher man zu therapieren anfängt, desto grösser ist der Erfolg.» Was heissen will: Den Alltag ohne grosse Einschränkungen und möglichst selbstständig bestreiten können.