Der 60-jährige Ulrich Soltermann geht per 1. April in den vorzeitigen Ruhestand. Jetzt muss die Raiffeisenbank Olten einen neuen Vorsitzenden der Bankleitung suchen.
Die Raiffeisenbank Olten (RBO) sucht einen neuen Chef. Wie 944 Genossenschafter(innen) an der 106. Generalversammlung in der Stadthalle vernahmen, tritt Ulrich Soltermann (60) per 1. April in den vorzeitigen Ruhestand. Der Däniker hatte während zehn Jahren den Vorsitz der dreiköpfigen Bankleitung inne. «Ich bin zuversichtlich, dass wir in Kürze über die Nachfolge orientieren können», versicherte Verwaltungsratspräsident Andrej Golob. Auch aus statutarischen Gründen muss die RBO das Bankleitungs-Trio baldmöglichst komplettieren. Nach Ostern übernimmt Stellvertreter Matthias Lemmenmeier das Amt Soltermanns ad interim.
«Ich habe deine bescheidene und ehrliche Art sehr geschätzt», würdigte Andrej Golob das Wirken Soltermanns beim Interview auf der roten Raiffeisenbank. Der abtretende Vorsitzende der Bankleitung sagte, dass er versucht habe der Philosophie «Veränderungen ja und doch Raiffeisen bleiben» nachzuleben. «Das war manchmal ein Tanz auf einer Rasierklinge.» Zu seinem Glück hatte Soltermann im sicherheitssensiblen Bankenumfeld nur eine echt brenzlige Situation zu lösen. So konnte er ohne weiteren Schaden einen aufgebrachten Sozialhilfeempfänger beruhigen, dessen Geld vom Sozialamt nicht rechtzeitig überwiesen wurde. Im Gespräch mit der Behörde erfuhr er später, dass der Betreffende im Kampfsport über den schwarzen Dan verfügt und schon zwei Polizisten Probleme bereitet habe.
Obwohl Raiffeisen in diesem Jahr im Rahmen der Mitglieder-Halbpreisaktion zum Ausschweifen in die 17 Naturpärke der Schweiz einlädt, zieht es Ulrich Soltermann über die Landesgrenzen hinaus. Mit einem Wohnmobil oder eventuell auch mit einem schwereren Gefährt, wofür er den Lastwagen-Fahrausweis erwerben will, möchte er gerne Europa noch näher kennenlernen. Doch im Jahr seines Abgangs fliessen die 10 000 Franken, mit denen die Raiffeisenbank Olten eine gemeinnützige Organisation im Geschäftskreis am Erfolg teilhaben lässt, ganz im Sinne der Naturpark-Idee an den Wildparkverein Mühletäli Olten. Präsident Ueli Leuenberger und Kassier Rolf Sommer durften nach grossem Applaus den für die Renovationsarbeiten wertvollen Check entgegennehmen.
Den Betrag kann die im Kanton am stärksten wachsende Raiffeisenbank gut entbehren. Nach einer Tour d’horizon zur internationalen Schuldenkrise und zur schwierigen Lage der Schweizer Banken fiel es Verwaltungsratspräsident Andrej Golob leicht, auf die RBO zu sprechen zu kommen, die noch immer alle ihre Kredite selber finanzieren kann. Die Vermögens- und Finanzlage sei beruhigend und der im Firmenkundengeschäft vor drei Jahren eingeschlagene Weg erfolgreich.
Ulrich Soltermann ging in der Folge auf die wichtigsten Kennzahlen näher ein. Nachdem die RBO zum Zeitpunkt der letztjährigen GV die halbe Milliarde in der Bilanzsumme geknackt hatte, erreichte sie bis Ende Jahr 519,4 Mio. Franken (+6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Die Ausleihungen wuchsen auf 462,3 Mio. (+7,4 Prozent), die Kundengelder auf 461,9 Mio. (+6,5 Prozent). Beim Depotvolumen von 124,8 Mio. (-7,2 Prozent) zeige sich hingegen, meinte Soltermann, dass das Vertrauen in die Finanzmärkte noch nicht zurückgekehrt sei.
Auch die Erfolgsrechnung der RBO lässt sich trotz anhaltendem Kostendruck und tendenziell engerer Zinsmarge sehen. Der Betriebsertrag belief sich auf 8,59 Mio. Franken (+0,9 Prozent). Der Bruttogewinn näherte sich mit 3,315 Mio. dank geringer als erwartet ausgefallenem Personal- und Sachaufwand fast dem Vorjahresstand an. Der Jahresgewinn von 774 671 Franken übertraf das Ergebnis von 2011 um 0,5 Prozent. Einen Sprung nach oben machte erneut die Mitgliederzahl, die sich auf 6707 (+2,8 Prozent) erhöhte.