Der in Rumänien geborene Pianist Radu Lupu hat eine Affinität zum Steinway-Flügel des Oltner Stadttheaters. Spielt er in der Schweiz, kommt fast immer dieses Instrument zum Zuge.
Es mag Laien eigenartig vorkommen. Aber der in Rumänien geborene Pianist Radu Lupu, der am Dienstagabend im Konzertsaal Olten mit Werken Brahms, Beethovens, Mozarts und Schuberts zum Rezital lud, hat eine Affinität zum hauseigenen Konzertflügel der Marke Steinway. Erklären kann er seine besondere Beziehung zum Instrument nicht, denn der 69-Jährige gibt keine Interviews und gibt sich auch sonst sehr zurückhaltend, wie Herbert Schibler, Geschäftsführer der Stadttheater AG, erklärt. «Zum Flügel selbst kann ich nicht viel sagen», so Schibler.
Aus den 1960er-Jahren soll er sein und sich nicht nur bei Radu Lupu, sondern auch bei andern Pianisten grosser Beliebtheit erfreuen. Aber bei keinem andern denn bei Lupu geht die Vorliebe so weit, dass bei Gastspielen in der Schweiz fast immer der Oltner Steinway zum Zuge kommt. So wird das klingende Schmuckstück, vor vier Jahren von der Oltner Firma Pianotechnik Frei letztmals einer grossen Revision unterzogen, bei Bedarf nach Bern, Basel oder Genf transportiert, um Meister Lupu zur Verfügung zu stehen. «Das ist für unser Haus zum eigentlichen kleinen Geschäftsbereich geworden», erklärt Schibler, der um den Schatz weiss und um dessen Fürsorge er sich kontinuierlich bemüht. «Deshalb ist die Firma Pianotechnik Frei auch die einzige, die sich des Instrumentes annehmen darf», betont der Geschäftsführer.
Also: Fest steht, auf rein musikalischer Basis ist für den Pianisten mit Kultstatus in Olten gut gesorgt. Denn auch am Dienstag wartete der Steinway-Flügel, an welchem in Abstimmung mit dem Meister noch das letzte Feintuning vorgenommen wurde, auf der Bühne, um sich dann nach Kompositionen von Mozart, Brahms oder Beethoven Klänge entlocken zu lassen. Gäste aus Nürnberg und Dortmund eilten nur des Pianisten wegen nach Olten, solche aus Zürich, Bern oder Genf sowieso. Sehr gut sei das Rezital verkauft, fügt Schibler hinzu. Nicht ausverkauft zwar, aber immerhin: «Für ein Rezital hervorragend.»
Und sonst? Wie geht man mit einem Pianisten mit Kultstatus um? «Radu Lupu, der im Welschland lebt, reist diesmal im Auto an», weiss Schibler. Gegen 17 Uhr treffe der Meister in Olten ein, empfangen vom Gastgeber. Das gehöre sich so, sagt Schibler, und sei vor allem in der Schweiz noch Usanz. In der Garderobe die übliche Betreuung: Sandwich, Wasser und dergleichen. Auch hier Usanz? Schibler nickt.
Lupu und Schibler lernten sich im Jahr 2006 kennen, nachdem sich die Agentin des Pianisten nach der Möglichkeit eines Konzertauftritts in Olten erkundigt hatte. «Ich entsinne mich, dass wir als Auflage keine überregionale Werbung machen durften», so Schibler. Irgendwie doch ungewöhnlich. «Halt die Eigenart Lupus», schiebt der Geschäftsführer hinterher.
So hat sich in Olten, mehr zufällig als geplant, quasi ein Vierjahresrhythmus ergeben. 2010 war Lupu letztmals zu Gast. In Luzern hatte man sich 2009 wieder getroffen und via Agentin umgehend einen Termin fürs Jahr 2010 fixiert. Lupu erinnerte sich damals zwar des Namens Schibler nicht mehr, aber Olten, Olten und der Steinway-Flügel, diese Kombination blieb haften. Nun, 2014, tritt der Mann erneut im Konzertsaal auf.
Im Laufe der Jahre hat auch Schibler eine Affinität zum Künstler entwickelt, weiss um dessen Vorlieben jenseits des Musikgeschäfts; dass Radu Lupu Bordeaux-Weine mag und weder Geflügel noch Fisch isst etwa. Und dieser Vorliebe wird nach dem gut anderthalbstündigen Rezital auch nachgelebt. Nach dem Konzert wird das Lokal gewechselt, im «Aarhof» wird der Virtuose verköstigt, dazu wird eben ein Glas dieses bevorzugten Bordeaux-Weines kredenzt. «Aus dem Keller Schiblers», wie der Geschäftsführer lächelt. Die zweite Flasche übrigens, die schon am Morgen des Konzerttages im Büro bereitsteht, wird Lupu mit in die Westschweiz nehmen. «Aber sicher», lacht Schibler.
Danach: Das Übliche. Übernachten im Astoria. Andertags die Heimfahrt. Dann ist das Gastspiel für Olten und Radu Lupu beendet. Vielleicht für weitere vier Jahre? Wer weiss. Der Steinway-Flügel jedenfalls bleibt Präferenz für Lupu. Warum, das bleibt sein Geheimnis. Denn der Mann gibt keine Interviews; eigentlich schade.