Persönlich
Einfach mal Ire sein

Urs Huber
Urs Huber
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Ha'penny Bridge über den Liffey in Dublin: Darüber marschieren nicht nur echte Iren, sondern auch solche, die nur echt wirken wollen.

Ha'penny Bridge über den Liffey in Dublin: Darüber marschieren nicht nur echte Iren, sondern auch solche, die nur echt wirken wollen.

zvg

Nicht häufig, aber immer wieder mal überfällt mich der Drang, ein anderer zu sein. Nein, nicht an der Fasnacht. Vielmehr in den Ferien, wie mir jetzt auffällt. Ich bin nicht gerne Tourist. In guter Erinnerung geblieben ist mir dabei ein Aufenthalt in Irland.

Es war in jenem Jahr, als Stephen Roche die Tour de France gewonnen hatte und Dublin ihn entlang der O’Conell-Street herzlich und begeistert empfangen sollte. Warum ich davon wusste? Keine Ahnung. Wahrscheinlich gab’s entsprechende Annoncen an jeder Strassenecke.

Ich wollte dabei sein und möglichst nicht als Tourist erkannt werden. Also kaufte ich mir «The Irish Times» im Laden ums Eck zur Tarnung, klemmte sie unter meinen Arm und marschierte dann über die Ha’penny Bridge Richtung O’Conell-Street.

Ich muss überzeugend gewirkt haben. Kaum hatte ich den Liffey überquert, fragte mich ein Herr doch tatsächlich nach der Ankunftszeit des Stephen Roche. Ich murmelte etwas von «in about half an hour». Der Mann dankte.

Roche fuhr dann im offenen Doppeldeckerbus 40 Minuten später tatsächlich über die O’Conell-Street, passierte direkt vor mir. Ich jubelte ihm, soweit ich noch weiss, so begeistert wie möglich zu. Wie ein Ire eben. Was so eine Zeitungen doch ausmacht.

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