Komisch: Was ich als Kind nie mochte, gehört heute zu meinen bevorzugten Tätigkeiten. Als Schulbub etwa graute mir vor Pflückarbeiten jeder Art; Kirschen mochte ich am wenigsten. Ich stand stundenlang auf Leitern, füllte Körbe mit Früchten und tangierte dabei gelegentlich das Refugium gut getarnter Stinkwanzen. Diese bedankten sich dann mit einem lang anhaltenden und ekelhaften Geruch, der sich auf meinen Fingern nachhaltig festsetzte, wie man heute so schön sagt.
Zwetschgen waren nicht viel braver: Vorteil: Von denen hatte es meist nur wenige. Und Äpfel gingen gerade noch so durch. Grund: Dabei kam man wenigstens vorwärts. Pflücksack oder Weidenkorb füllten sich im ordentlichen Tempo, sorgten für Abwechslung: Leiter hoch – nach Früchten recken – in den Sack stecken – diesen füllen – Leiterrunter – Pflücksack entleeren. Fortwährend.
Nähere ich mich heute meinem mittlerweile arg geschrumpften Obstgarten, leuchten mir feuerrote Apfelmonde entgegen. Hinter sattem Laubgrün: Berner Rosen. Ein paar von ihnen fallen jeweils vorzeitig der Schwerkraft zum Opfer. Plumpsen in die Wiese, rollen auf den Hausplatz. Demnächst hol’ ich sie runter. Ohne Leiter, mit langem Pflückarm. Und ich freue mich, wenn die Harasse voll wird. Voll wird mit Apfelmonden.