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Mit «Palaver» starteten Strohmann-Kauz Donnerstagabend ein weiteres Projekt. Gemeinsam mit Olga Tucek und Pedro Lenz schwelgten sie einen Abend lang in Erinnerungen, philosophierten und politisierten in lockerer Atmosphäre.
Als kultiges Rentnerduo «Heinz & Ruedi» sind Strohmann-Kauz den Oltnern ans Herz gewachsen. Am Donnerstagabend starteten die beiden mit «Palaver» ein weiteres Projekt.
Der Abend wird von der Zürcher Bühnenaktivistin Olga Tucek eröffnet. Begleitet von ihrer Ziehharmonika singt sie inbrünstig über den neuen progressiv-liberalen Feminismus und wie ihr dieser unheimlich würde – immer mit einem satirischen Augenzwinkern. Danach betreten die Gastgeber des Abends die Kleinbühne im Theaterstudio. Nicht wie vielleicht von einigen gewohnt in den pointierten Rollen von Heinz und Ruedi, sondern als Rhaban Straumann und Matthias Kunz. In lockerer Atmosphäre schwelgen Gastgeber und Gast in Erinnerungen darüber, wie sie sich ihre Wege erstmals kreuzten und erzählen von ihren Erfahrungen als Kleinkünstler. Dabei erklärt Tucek, dass sie es mag, wenn Menschen ihre Vorstellungen verlassen und etwas mitnehmen können. Prompt prangert sie in ihrer Adaption von Artur Beuls Klassiker «Nochem Räge schint Sunne» den Wachstums- und Konsumwahn des Menschen an. Zumindest bei einigen im Publikum schien der sinngemässe Appell an weniger Konsum und mehr Leben etwas Grübeln auszulösen.
Der Abend hat etwas den Charakter einer Late-Night-Show, wie es sie bei den grossen US-TV-Sendern gibt. Mit dem Unterschied, dass hier im Theaterstudio nicht die Gastgeber die eigentliche Attraktion sind, sondern die Gäste. Mit tiefgründigen und weniger tiefgründigen Fragen laden Strohmann-Kauz ihre Gäste zum Erzählen ein; bei entspanntem Klima. So entstehen lebhafte Gespräche unter Freunden und das Publikum lauscht aufmerksam mit. Es ist Kleinkunst, auf kleinen Bühnen mit kleinem Publikum, dafür mit grosser Intimität.
Lenz betritt die Bühne
Als zweiter Gast betritt Schriftsteller Pedro Lenz die Bühne und zieht das Publikum mit seinen Gedanken über einen vermissten Hund in den Bann. Gewohnt bodenständig und authentisch gesellt er sich in die Gesprächsrunde, während Strohmann-Kauz versuchen, das Gespräch in die politische Richtung zu lenken. Lenz untermalt den Einfluss der #MeToo-Bewegung mit Stammtisch-Anekdoten aus den 90er-Jahren. Olga Tucek wünscht sich diesbezüglich mehr Subversion, mehr Empörung, Aufruhr und Aufsässigkeit als politische Debatten.
Über Moralismus, Tschechoslowakei gegen Sowjetunion im Eishockey, Lokalpatriotismus und einem gelungenen Exkurs über Millionäre, die sich als «Büezer Buebe» ausgeben, mündet der Abend aus: «Die schöne Fanny». Gemeinsam intonieren die vier Freunde eine Szene aus dem Lenz-Roman als abschliessenden Akt.
Palaver bezeichnet laut Duden ein nicht enden wollendes, überflüssiges Gerede. Geredet wird bei «Palaver» zwar viel, aber nicht überflüssig. Mit Tiefgang und künstlerischen Einlagen der Gäste plätscherte der Abend wie die Aare von Bern nach Olten vor sich hin.