Oltner Stadtratswahlen 2021
FDP nach Wahlschlappe: Mit Zweierticket antreten oder nur einer der beiden?

Wie es nach der Ohrfeige bei den Oltner Stadtratswahlen weitergeht, will die FDP trotz gefasstem Entschluss erst am Dienstag kommunizieren.

Fabian Muster
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Wer von den beiden tritt für den zweiten Wahlgang nochmals an: David Plüss (links) oder Benvenuto Savoldelli oder erneut beide?

Wer von den beiden tritt für den zweiten Wahlgang nochmals an: David Plüss (links) oder Benvenuto Savoldelli oder erneut beide?

Patrick Lüthy

Das schlechte Abschneiden im ersten Wahlgang bei den Oltner Stadtratswahlen steckte den Freisinnigen auch einen Tag danach noch in den Knochen. «Es ist happig, das ist eine richtige Wahlschlappe», sagte Benvenuto Savoldelli am Montagnachmittag zu seinem sechsten Rang unter neun Kandidierenden. «Ich hatte das Gefühl, das ich in den vergangenen Jahren einen guten Job gemacht habe.» Ob er nochmals zum zweiten Wahlgang antritt, dazu wollte er sich aber noch nicht äussern. Auch sein Parteikollege David Plüss sagte ernüchtert: «Wir sind beide ziemlich erschrocken über das Resultat.» Trotzdem versprüht der Präsident der Oltner Freisinnigen auch Zuversicht: Es werde «eine knifflige Nummer»; aber zwei Bürgerliche in den Stadtrat zu bringen, sei nicht unmöglich, so Plüss.

Auf Anfrage gab auch FDP-Kantonalpräsident Stefan Nünlist eine Stellungnahme ab. Der Oltner sagte, dass es nun «eine Koalition der Vernunft unter den Bürgerlichen» brauche. «In einer Regierung sollten alle massgebenden politischen Kräfte abgebildet sein, sonst werden die nächsten vier Jahre wegen der vielen Referenden eine verlorene Legislatur.» Er hüte sich aber davor, der Lokalpartei Ratschläge zu erteilen: «Wir haben gute Leute vor Ort.»

Am Montagabend hatte die Basis die Gelegenheit, an einer digitalen Parteiversammlung via Zoom zu entscheiden, wie es nach der Ohrfeige im ersten Durchgang weitergehen soll. Der Antrag des Vorstandes sei angenommen worden, hiess es bei der Parteileitung nach der Sitzung auf Anfrage. Doch man wolle zuerst die Mitglieder informieren und erst danach den Entscheid den Medien mitteilen. Vorgängig war allerdings mit der Parteileitung abgemacht worden, dass diese Zeitung über die Ergebnisse berichten kann – so wie dies bei wichtigen Beschlüssen von Parteiversammlungen üblich ist. Anscheinend will man mit diesem Vorgehen aber verhindern, dass die beiden wilden Kandidaten Thomas Rauch und Rolf Sommer zu früh erfahren, wie es bei der FDP weitergehen soll. Rauch und Sommer machen ihre Entscheidung, ob sie in den zweiten Wahlgang gehen, nämlich zum Teil von den Freisinnigen abhängig.

Weitere Kandidaten

Rauch und Sommer entscheiden heute

 Der unabhängige Thomas Rauch machte im ersten Wahlgang 1703 Stimmen und landete so auf Rang 8 von neun Kandidierenden. Er sei extrem überrascht gewesen, dass er ohne Partei im Rücken so viele Wählerinnen und Wähler überzeugen konnte, sagte er am Montagvormittag auf Anfrage. Er landete nur rund 350 Stimmen hinter dem offiziellen FDP-Kandidaten David Plüss. Über seine Ex-Partei hat er keine hohe Meinung mehr: «Ich bin enttäuscht über deren schlechtes Abschneiden. Das zeichnete sich aber ab.» Ob er im zweiten Wahlgang am 25. April nochmals antreten wird, entscheidet er erst heute. Bis heute Dienstag, 17 Uhr, kann man die eigene Kandidatur nämlich zurückziehen. «Als Unabhängiger bin ich flexibel.» Ebenfalls erst heute entscheiden wird der SVPler Rolf Sommer, der am Sonntag mit seinen 1125 Stimmen klar das Schlusslicht bildete. Er werde einige Gespräche führen und warte nun ab, was die FDP entscheide, sagte er am Montagvormittag auf Anfrage. Kontaktiert worden sei er bisher nicht. Er könne sich aber sehr wohl vorstellen, im zweiten Wahlgang nochmals anzutreten. Schliesslich kämpft der Mitinitiant mit einem Referendum gegen die Schliessung des Krematoriums. Der städtische Urnengang findet zeitgleich ebenfalls Ende April statt. CVP-Kandidat Beat Felber hat als bester Bürgerlicher nochmals Rücksprache mit der Partei genommen. Auf Anfrage sagte er, dass er mit diesem «erfreulichen Resultat» sicher nochmals antreten werde. Für ihn ist aber klar, dass es sinnvoll wäre, unter den Bürgerlichen die Kräfte zu bündeln und nur zwei Kandidaten aufzustellen. «Die beiden wilden Kandidaturen haben dem bürgerlichen Block nämlich nicht geholfen.» (fmu)

Tritt Benvenuto Savoldelli nochmals an?

Damit muss die Frage offenbleiben, ob die Partei mit einem Zweierticket antritt oder nur auf Savoldelli oder gar Plüss setzt. Es gibt Stimmen, die glauben, dass ein Rückzug des vor acht Jahren als Quereinsteiger gewählten Savoldelli nach der Schlappe vom Sonntag nicht ausgeschlossen ist. Bereits vor den Wahlen klagte er nämlich über Motivationsprobleme (wir berichteten). Würde die Partei nur auf den jüngeren Plüss setzen, der immerhin die Wahl in den Kantonsrat geschafft hat, könnte es eine Blutauffrischung geben und die Partei hätte künftig vielleicht gar einen Anwärter, um wieder das Stadtpräsidium zurückzuerobern. Einig ist man sich auch bei den Freisinnigen, dass im zweiten Wahlgang der Stadtratswahlen nicht mehr fünf bürgerliche Kandidaten antreten dürften, will man eine Chance haben, die beiden bisherigen Mandate im fünfköpfigen Gremium verteidigen zu können.