Symbolischer Akt
Oltner Stadtpräsident verzichtet auf einen Zehntel seines Lohnes

Seit 1. Januar 2015 ist es amtlich: Oltens Stadtpräsident Martin Wey hat eine Lohnverzichtserklärung unterzeichnet. Auf seinen persönlichen Wunsch hin verzichtet er auf zehn Prozent seines Jahressalärs.

Urs Huber
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Seit Anfang Jahr verzichtet Martin Wey auf zehn Prozent seines Lohnes.

Seit Anfang Jahr verzichtet Martin Wey auf zehn Prozent seines Lohnes.

Annika Buetschi / AZ

Es kommt doch eher selten vor, dass Stadtoberhäupter aus freien Stücken auf einen Teil ihres Salärs verzichten. Martin Wey, Oltens Stadtpräsident, gehört zu dieser seltenen Spezies. Fürs Jahr 2015 verzichtet der Stadtpräsident auf zehn Prozent seines Jahresgehalts und entlastet damit den städtischen Haushalt um 30 000 Franken. Freiwillig, wie er betont. Was nicht jeder glauben mag, hatten sich doch deutlich Stimmen aus dem Off vernehmen lassen, die just diesen Schritt gefordert hatten.

«Es war mir ein inneres Anliegen.»

Nun denn: Martin Wey ist diesen zuvorgekommen. «Es war mir doch ein inneres Anliegen», sagt er. Im vergangenen Herbst hatte er die Lohnverzichtsidee schon mit sich herumgetragen, hatte die Mitglieder der Exekutive darüber informiert. Letzten Endes finde er sich als einziger hauptamtlicher Akteur der Exekutive in einer besonderen Rolle. «Es ging auch darum, diesen Verzicht auf freiwilliger Basis nicht zum Zwang für andere werden zu lassen», sagt er.

Und natürlich habe es nicht bloss Zustimmung gegeben, aber letztlich sei das Vorhaben akzeptiert worden. «Ich habe auch in privaten Gesprächen immer durchblicken lassen, dass ich den Gedanken mit mir herumtrage», so Wey. «Mag sein, dass andere nicht unbedingt daran glaubten, ich weiss es nicht. Aber der Verzicht ist unwiderruflich und aktuell auf ein Jahr befristet.»

Entschluss kam aus einer persönlichen Betroffenheit

Natürlich sei der Verzicht vor allem ein symbolischer Akt. «Deswegen wird die Stadt nicht gerettet», sagt er. Aber er habe im Rahmen der Sparrunden doch vielen Mitarbeitenden erklären müssen, weshalb und wieso diese auf irgendwelche Zahlung zu verzichten hätten. Er habe Vereinsvorständen Beiträge streichen, im Personalwesen die eine oder andere Negativmitteilung überbringen müssen. «Das geht schon nahe», sagt Wey. Aus einer persönlichen Betroffenheit heraus habe er den Entschluss zum Verzicht gefällt, noch bevor sich die drängenden Stimmen zu Wort gemeldet hätten. Einem Verzicht unter öffentlichem Druck – dem habe er sich dadurch entziehen können. Dass die Verzichtserklärung schliesslich ohne mediales Brimborium über die Bühne ging, stört ihn in keiner Weise. «Ich wollte das nicht an die grosse Glocke hängen», sagt er kurz. Andernfalls hätte man den Verzicht womöglich auch als populistische Aktion verurteilen können.

Winterthurer Exekutive als Vorbild

Olten ist demnach auch ein bisschen Winterthur. Dort hat sich die siebenköpfige Exekutive (alle im Vollamt tätig) per 1. Januar 2014 dafür ausgesprochen, auf zehn Prozent des Salärs zu verzichten. Ob da nicht das ganze Lohnsystem und die Gehaltsordnung ins Rutschen geraten? «Ich habe das Vorhaben mit dem Winterthurer Stadtpräsidenten Michael Künzle besprochen», sagt Wey. Der Winterthurer Stadtrat habe beschlossen, etwa die Saläre der Chefbeamten unangetastet zu lassen. «Das gilt, ganz in meinem Sinn, auch für Olten», meint der Stadtpräsident, der in seinem Verzicht keine präjudizierende Wirkung erkennen möchte.

Städtischer Haushalt soll entlastet werden

Die eingesparten 30 000 Franken hätte er eigentlich am liebsten irgendeiner Organisation in der Stadt überweisen lassen. «Einem Verein vielleicht», wie er sagt. Denn es schmerze schon, wenn man diesem oder jenem mitteilen müsse, dass fortan kein Geld oder markant weniger davon vom Stadtsäckel in die Vereinskasse fliesse. Aber da liesse es sich trefflich die Finger verbrennen. Schliesslich liess er die Sache auf sich beruhen. Sein Lohnverzicht sollte letztlich doch die allgemeine Kasse «entlasten, wenn man dem so sagen kann», wie Wey meint.

«Ein Verzicht von 10 Prozent ist gut, einer von 15 Prozent aber besser.» Wie er dieser Bemerkung begegne? Wey zögert nicht. «Es ist natürlich immer eine Frage des Wieviels. Letztlich musste für mich die Summe stimmen. Und bei zehn Prozent stimmt sie. Ich weiss auch nicht, wie das im kommenden Jahr aussieht. Vielleicht behalte ich den Verzicht bei, vielleicht reduziere ich ihn auf fünf Prozent.» Die fordernden Stimmen jedenfalls sind mittlerweile verstummt. Wey nimmts mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. «Wie gesagt, der Verzicht war mir ein inneres Anliegen», sagt er noch einmal. Und ihm sei wohl dabei, auch angesichts der umzusetzenden Sparbemühungen.