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Die Stadt Olten erlaubt Vergrösserung der Aussenwirtschaften, weil in den Lokalen wegen des Corona-Schutzkonzepts viel Platz verloren geht – und damit auch viele Einnahmen.
Nicht mehr als vier Personen pro Tisch, diese jeweils zwei Meter voneinander entfernt oder mit einer Wand abgetrennt: Das sind die Vorgaben aus dem Schutzkonzept von Gastrosuisse. Der Verband hat das Papier diese Woche wegen der Wiedereröffnung der Gastrobetriebe nach sechs Wochen Lockdown publiziert.
Der Wiedereröffnung sehen viele Gastgeber mit leicht getrübten Gefühlen entgegen: Denn mit den Schutzmassnahmen gehen Sitzplätze verloren – und mit ihnen wertvolle Einnahmen. «Wir verlieren rund
60 Prozent der Sitzplätze», sagt Darko Bosnjak, Geschäftsführer des Hotels Olten, zu dem auch das Restaurant Stadtbad in der Altstadt gehört. Damit stellt sich für viele die Frage, ob eine Eröffnung der Beizen am Montag überhaupt rentabel ist.
Bosnjak, der auch Co-Präsident des Oltner Gewerbevereins ist, hat der Stadt Olten einen Vorschlag unterbreitet. Er fordert, dass Terrassen sich weiter auf den Strassen, Trottoirs und Plätze erstrecken dürfen als bisher. Diese Idee hat er einem Beitrag der SRF-Sendung «10vor10» entnommen, der von der litauischen Hauptstadt Vilnius handelt: Dort hat der Bürgermeister kurzerhand entschieden, praktisch sämtliche öffentliche Plätze den Strassencafés freizugeben und die Stadt zu «einem einzigen Open-Air-Café» gemacht.
Der Oltner Stadtrat ist dem Anliegen Bosnjaks und weiteren Gastwirten entgegengekommen und hat die Bestimmungen zur Aussenbestuhlung für die Sommersaison gelockert. Stadtschreiber Markus Dietler präzisiert, dass die Lockerung aber nicht «komplett auf Vorschriften verzichten kann». Gastwirte können ab sofort der Stadt ein Gesuch stellen, um auf öffentlichem Eigentum ihre Terrassen zu erweitern. Auch dürfen sie in Absprache mit privaten Eigentümern und Anwohnern auf deren Grundstücke wirten. Für die Wirte fallen dabei keine zusätzlichen Gebühren an.
Wird Olten und insbesondere die Innenstadt also auch zum «einzigen Open-Air-Café» wie Vilnius? Nein, antwortet Dietler. Ein Durchgang muss nach wie vor für Sicherheits- und Reinigungsfahrzeuge sowie Verkehrsrouten gewährleistet werden. «Es ist nicht so, dass die Kirchgasse flächendeckend bestuhlt sein wird. Trotzdem denken wir, dass die Lockerungen die Verluste der Gastwirte etwas kompensieren dürften», erklärt der Stadtschreiber.
Darüber freut sich Darko Bosnjak. Besonders begrüsst er die rasche Reaktion der Stadt: «Der Stadtrat hat bewiesen, dass es möglich ist, schnell und unbürokratisch zu handeln.» Sein Betrieb dürfte durch die zusätzlichen Tischen etwas 40 Prozent seiner Verluste im Innenraum kompensieren können. Bosnjak geht davon aus, dass die Lockerung der Vorgaben auch den anderen Wirten in der Stadt entgegenkommt.
Ob dieser Entscheid ein Präzedenzfall darstellt und Olten auch in den nächsten Jahren grössere Terrassen erwarten dürfen, will Markus Dietler noch nicht sagen. «Diese Bestimmung gilt vorerst nur so lange, wie die gesundheitlichen Vorgaben zur Bekämpfung des Coronavirus notwendig sind.»